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The Holding Court Issue

Das unglückliche Schicksal ghanaischer Hexen

Wenn Frauen in Ghana der Hexerei beschuldigt werden, lässt man erstmal ein Huhn entscheiden, wie es für sie weitergeht. Im schlimmsten Fall werden sie in Lager verbannt.

In Ghana sind Hexen Realität. Davon sind jedenfalls jede Menge Menschen überzeugt—mit schwerwiegenden Folgen für die der Hexerei Beschuldigten. Die Glücklicheren unter ihnen landen in einem der sechs „Hexenlager“ des Landes, wo ihnen die Dorfvorsteher Schutz vor Verfolgung bieten. Allerdings geht es in diesen Zufluchtsorten (etwa 800 Frauen leben in den Lagern) nicht gerade idyllisch zu. Es braucht nicht viel dazu, dass Frauen als Hexen gebrandmarkt werden: Gewöhnlich wird eine Frau von ihrer Familie oder ihren Nachbarn der Hexerei beschuldigt, wenn jemand erkrankt, auf tragische Weise zu Tode kommt, oder manchmal einfach nur schlecht geträumt hat. Awabu, eine Frau aus dem Lager Gambaga, berichtete uns, ihre Schwiegertochter habe sie als Hexe bezeichnet, nachdem Awabu sie im Traum mit einem Messer verfolgt haben soll. Laut einer Studie der Non-Profit-Organisation ActionAid von 2012 waren mehr als 70 Prozent der Frauen in einem der Lager Witwen. Der Hexerei bezichtigte Frauen haben keine Möglichkeit, ihre Unschuld zu beweisen. Sie werden geschlagen, gefoltert, aus ihren Dörfern verbannt und in manchen Fällen sogar gelyncht oder bei lebendigem Leib verbrannt. Werden sie verbannt, oder können sie wie Awabu fliehen, suchen die Frauen die teils schon mehr als 100 Jahre bestehenden Lager auf. (Ein Lager im Dorf Gnani beherbergt auch männliche Hexen bzw. Hexer.) Nach der Ankunft im Lager führt ein Priester eine Zeremonie durch, um Schuld oder Unschuld der Hexe festzustellen, und wirft ihr dazu ein geopfertes Huhn vor die Füße. Landet das Huhn mit dem Kopf nach oben, ist die Frau keine Hexe. Landet es mit dem Kopf nach unten, wird die Frau weiteren Ritualen wie etwa Hühnerblut trinken unterworfen, um ihr die Hexerei auszutreiben. So oder so muss sie unter dem Schutz eines Dorfpriesters auf unbestimmte Zeit im Lager bleiben. Die Hütten in vielen Lagern sind primitiv, und es gibt weder fließendes Wasser noch Strom. Frauen, die kräftig genug für die Feldarbeit sind, arbeiten oft auf den Äckern ihres Priesters und geben einen Teil ihrer Ernte an ihn ab. Sind sie zu krank oder zu schwach zum Arbeiten, müssen sie sich ihren Lebensunterhalt erbetteln. Obwohl sie das Lager jederzeit verlassen dürfen, sind sie in Wahrheit Gefangene des Aberglaubens. Die Regierung fordert sporadisch die Schließung der Lager, doch das sind nur leere Worte. Wenn Frauen im Lager Gambaga sterben, weigern sich ihre Familien oft, die Verstorbenen zu überführen, sodass die presbyterianische Kirche sie auf dem dortigen Friedhof begraben lässt.