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Unter Umständen

Schwanger, Woche 24: Die Babyklappe

Unsere schwangere Autorin findet, dass die Babyklappe eine wunderbare Erfindung ist und würde gerne einmal wieder in eine Bar gehen und wild sein. Stattdessen müffelt ihr Bauch nach „Öl für Schwangere".

Ich: Sag mal, was hältst du eigentlich von der Babyklappe?
Er: ???
Ich: Da könnte man gleich nach der Geburt was trinken gehen und wäre alle Probleme los!
Er: Auf keinen Fall! Und überhaupt, wer weiß, bei wem das Kind dann landet?
Ich: Ganz sicher bei einem netten Akademikerpaar, das seit Jahren verzweifelt versucht, Kinder zu kriegen. Also auch der R. in der Arbeit, ich mein seit vier Jahren probieren die das! Die würden sich über ein Kind ganz fürchterlich freuen, die wollten auch immer eins, nicht so wie ich! Und sie haben ein Haus!
Er: Nein! Auf keinen Fall! Und ich merke es auch, wenn du mir später mit komischen Geschichten kommst, so auf „Baby? Ich habe nie ein Baby gesehen!".
Ich: Hmpf.

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Wir waren Kinderwägen anschauen. Einen Tag lang, in vielen Möbelhäusern. Ich sage euch, das macht einen fertig. Können wir das bitte nicht alles wieder rückgängig machen? Hab ich das jemals gewollt? Hat mich wer gefragt? Muss ich echt einen Menschen unter Schmerzen aus mir herauspressen UND vorher auch noch einen Kinderwagen aussuchen? Letztens war ein nasser Fleck auf meinem XX-Large-Leiberl. Milch. Offenbar habe ich schon lang vor der Geburt die Kontrolle über meinen Körper abgegeben. Und über meine Finanzen wohl auch. Einen Tausender könnte man locker für einen Kinderwagen ausgeben. Und sich in Debatten verlieren, die die Glaubensfrage PC vs. Apple zum Nebenschauplatz werden lassen. Zum Glück gibt es Flohmarktbörsen für sowas, denn: Das drei Jahre alte Modell tut es auch. Damit die Eltern mehr Geld für sich verjuxen können (weil warum: Geht's den Eltern gut, geht's dem Kind gut!).

Ansonsten: Ich möchte bittebitte endlich einmal wieder in einem engen kleinen Schwarzen auf Heels in die beste Bar der Stadt gehen und mich dort besaufen, gescheit daherreden und wild und verwegen sein. Bis mindestens 4.00 Uhr in der Früh.

Stattdessen müffelt mein Bauch nach den Kräuteln vom „Öl für Schwangere", das ich mir mehr oder weniger brav auf die Kugel schmiere, auf dass die Haut keine Streifen kriegen möge. Der praktische BH hat auch schon Ölspuren. Es ist einer Diva nicht würdig. Und ständig bleiben Brösel auf meinem Bauch-Plateau liegen, die ich übersehe. Ich saß letztens mit einem unbemerkten Stück Schinken aus dem Salzstangerl auf dem Bauch in der Bim, ungelogen.

Ich besorge mir praktisches Schuhwerk, das man auch ohne fremde Hilfe anziehen kann, ohne sich bücken zu müssen. Schuhe probieren macht mir keinen Spaß mehr. Dass dieser Tag jemals kommen würde, hielt ich für undenkbar. Ich kann inzwischen überhaupt erstaunlich viel mit den Zehenspitzen erledigen (Wäsche Richtung Waschmaschine schieben. Das Radio ein- bzw. ausschalten). Glaubt mir, ihr wollt mir nicht dabei zusehen, wie ich mir eine Strumpfhose anziehe. Ich selbst will mir nicht dabei zusehen, wie ich eine Strumpfhose anziehe. In der Bim steht man inzwischen auf für mich (und wenn nicht, bin ich beleidigt).

In der Arbeit fehlen mir die Worte. Dieses Schwangerschaftsphänomen ist in meinem Beruf besonders blöd. Aber scheinbar hat das Hirn gerade andere Dingens, ähm Prioritäten. Und wozu gibt es Synonymlexika. Der Liebste hat sich schon daran gewöhnt, dass die meisten Sätze beim ersten Hauptwort oder Verb verhungern.

Aber, immerhin: Ich habe den Teint des Jahrhunderts. Ich hasse es ja, wenn sich Allgemeinplätze bewahrheiten, aber: Ein paar Monate Alkohol- und Nikotinentzug und schon hat man zartrosa Bäckchen. Es ist zum Schämen.

Irgendwann haben sie mich so weit. Und dann wird die liebe Freundin A. ihre Glitzertuben und die restlichen Bastelsachen auspacken (und den obligatorischen Bastel-Ofen) und dann werden wir die Leute im Kreissaal traumatisieren.