Brasiliens Anarchisten hassen die Fußballweltmeisterschaft 2014

FYI.

This story is over 5 years old.

News

Brasiliens Anarchisten hassen die Fußballweltmeisterschaft 2014

Es wird nicht nur einen Haufen Idioten geben, die das offizielle WM-Bier gegen Häuserwände pissen. Auch die Kosten für dieses Mammutprojekt sind enorm und das Geld fehlt andernorts. Am Wochenende trugen brasilianische Anarchisten ihre Wut also auf die...

Am Samstag sind ungefähr 2.500 Menschen im Zentrum von São Paulo auf die Straße gegangen, um gegen die Ausgaben, die durch die Austragung der Fußballweltmeisterschaft 2014 entstehen, zu demonstrieren. Bei knallender Sonne und 29 Grad versammelten sie sich mit Flaggen und Trommeln auf der Avenida Paulista. Der Marsch war als erste Aktion gegen die 2014 in Brasilien stattfindende WM angekündigt und ging am 460. Geburtstag der Stadt über die Bühne.

Anzeige

Der Plan, eine Fußball-WM auszurichten, sorgt schon seit Längerem für Verärgerung. Eigentlich reicht schon die Vorstellung, dass Zehntausende Fußballfans einen Monat lang die Straßen verstopfen und das offizielle WM-Bier gegen Hauswände pissen, doch der Hauptvorwurf richtet sich gegen die massiven Kosten, die mit dem Ausbau der Infrastruktur verbunden sind—und die mit Geld beglichen werden, das soziale Projekte vor Ort so bitter nötig hätten. Um die Lage zu entspannen, hat die Regierung drei Webseiten online gestellt, auf denen man die Ausgaben verfolgen kann. Die Aussicht auf mehr Transparenz wurde jedoch dadurch enttäuscht, dass eine Seite unübersichtlich ist und häufig widersprüchliche, falsche oder irreführende Informationen ausspuckt.

Also versammelten sich am Samstag vornehmlich in Schwarz gekleidete Anarchisten, um mit verschränkten Armen ein animalisches „Uh, uh, uh, uh“ zu skandieren. Es war ziemlich gruselig. Geschäfts- und Barbetreiber hatten ihre Läden verriegelt und überall sah man Polizisten. Die Masse richtete sich mit Sprechchören an die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff. „Hey Dilma, kannst du mich hören?“, schrien Demonstranten. „Bei der Weltmeisterschaft wird gekämpft!“

Bei Einbruch der Dämmerung marschierten die Anarchisten die Rua Augusta entlang. Sie besetzten einen Bus, warfen das Schaufenster eines Geschäftes ein und nahmen sich mehrere Banken vor. Keine fünf Minuten später setzten Polizisten Tränengas ein. Es kam zu einer Massenflucht. Ich versuchte, mich in einem Hoteleingang in Sicherheit zu bringen. Genau neben mir erlitt ein ungefähr 13-jähriger Teenager, der in Begleitung seiner Mutter war, eine Panikattacke. Nach einer bestimmten Menge Tränengas verliert halt jeder den Verstand. Wenige Minuten nachdem ich den Schauplatz verlassen hatte, wurden anwesende Demonstranten und Journalisten verhaftet.

Anzeige

Diejenigen, die nicht von der Polizei abgeführt worden waren, liefen durch die Straßen der Innenstadt und Bela Vistas, eines der großen italienischen Viertel. In Consolação sah ich einen brennenden VW Käfer. Einige sagen, das Auto sei von Demonstranten mutwillig angezündet worden, andere behaupten, dass es durch eine umherfliegende brennende Matratze Feuer gefangen hätte.

Samstag kündigte die Militärpolizei auf Twitter an, dass 128 Menschen zum Verhör festgenommen worden seien. Ein Anruf bei der Abteilung für öffentliche Sicherheit ergab, dass insgesamt 135 Menschen verhaftet worden sind, darunter 12 Minderjährige.