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Drei Dinge, die Österreichs Musiker dringender nötig hätten als den Amadeus

Der Amadeus ist tot. In seiner jetzigen Form ist er für junge Musiker aber auch nutzlos. Wir nennen 3 Dinge, die sie viel dringender brauchen.

Letzte Woche ging ein Gespenst herum im Amadeus-Land. Amadeus, das ist dieser Preis der Österreichischen Musikbranche, die sich dabei jedes Jahr unter minimaler Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit selber feiert. Nachdem es vermutlich eh jeder mitbekommen hat, fasse ich nur kurz zusammen: Zuerst zogen HVOB ihre Nominierung zurück, dann Naked Lunch, dann Monobrother. Vielleicht auch noch andere, ich habe da aktuell ein bisschen den Überblick verloren.

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Die Rückzieher erfolgten aus unterschiedlichen, durchaus verständlichen Gründen: dem Datensammeln des Mediapartners Kronehit, falsche Informationen auf der Homepage (=völlige Unkenntnis der betreuenden Personen), Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation. Die Interpretationen waren schnell da. Zwei davon waren relativ überzeugend: 1. Das Ganze zeugt von einer zunehmenden Entfremdung zwischen den heimischen Acts und der heimischen Musikbranche. 2. Gründe, die hier ein bisschen zu weit führen würden, man aber in diesem Branchenporträt gut nachlesen kann.

Die Rückzieher und vor allem die Reaktionen darauf beweist aber vor allem eines deutlich: Der Amadeus ist tot. Klar, man kann diesen kleinen, eigenartigen, österreichischen Musikpreis natürlich weiter künstlich am Leben erhalten. Aber man kann es auch lassen. Ein Wiener Labelchef brachte es auf Facebook gut auf den Punkt: Ein Branchenpreis hat genau zwei Daseinsberechtigungen. Er kann Aufmerksamkeit oder Preisgeld bringen. Der Amadeus tut beides nicht.

Es bringt deshalb gar nicht mehr so wahnsinnig viel, hier viele Zeilen an diesen Dinosaurier zu verschwenden. Hier—ohne Anspruch auf Vollständigkeit—mal drei Dinge, die Österreichs Musiker viel dringender nötig hätten.

1. Airplay

Dass Krone Hit ein Mediapartner ist, ist natürlich eigentlich ein Hohn. Aber auch sonst: Der Anteil österreichischer Musik im Radio—selbst im öffentlich-rechtlichen— ist zu gering. Selbst jedes Feature auf FM4 bringt einer jungen Band mehr als der Amadeus. Von einem hypothetischen Airplay auf Radio Wien brauchen wir da noch gar nicht zu reden.

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2. Coverage in den Massenmedien 

Es gibt in Österreich eine Menge guter Musikjournalisten, die in einer bestimmten Blase eine hohe Reichweite haben. Aber seien wir ehrlich: Es reicht nicht, wenn österreichische Bands im VICE, in The Gap und auf FM4 sind. Sie müssen in weiterer Folge dann eben auch in den Standard, die PresseKrone und auf die relevanten FernsehstationenIn all diesen Medien gibt es einzelne bemühte Redakteure, aber es fehlt ihnen an Rückendeckung. In einigen dieser großen Medien ist ein wenig Besserung in Sicht. Aber Österreich braucht dringend junge, sachkundige und offene Kulturjournalisten, die man auch an die (Musik)Töpfe heranlässt. Und wie so oft müssen dabei vielleicht ein paar Alte zurückstecken. Ich denke wir können uns alle vorstellen wer gemeint ist.

3.  Internationale Strukturen

Der Rückzug von HVOB wurde vielfach mutig genannt. Das ist er aber eigentlich gar nicht, sondern nur folgerichtig. Die Band hat im deutschsprachigen Raum fast alles erreicht und spielt jetzt auf dem SXSW, wo sie die Chance hat, den riesigen amerikanischen Markt für sich zu begeistern. Dasselbe gilt mit Klangkarussell für Europa) und Chakuza für Deutschland. Welche Rolle sollte in dieser Strategie ein Amadeus spielen? Die Wahrheit ist: Jede Band mit der Chance, über die Grenzen Österreichs bekannt zu werden, muss diese nutzen. Vor der Tür liegt immerhin der drittgrößte Musikmarkt der Welt. Es gibt mit Bilderbuch oder Cid Rim eine Reihe von positiven Beispielen für eine internationale Ausrichtung. Das Problem: Schon in Berlin kriegt niemand mehr automatisch mit, was in der sprichwörtlichen Wiener Blase vor sich geht. Dafür braucht es die richtigen Strukturen. Mit Noisey können wir ein Teil dieser Strukturen sein, aber eben nur ein Teil.

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Das sind die Dinge, an denen wir arbeiten müssen. Wenn ein (zukünftiger) österreichischer Musikpreis dafür einen Nutzen hat, sollte man ihn mit allen Händen unterstützen. Jede Minuten Aufmerksamkeit für den Amadeus in seiner jetzigen Form ist eine zuviel.

Hier die Sachen, die man machen kann, wenn man nicht über den Amadeus schimpft:

DONNERSTAG

Donnerstags kann momentan ja eigentlich nur ins Celeste zu ∆ Salon 2000 ∆ gehen. Das sollte man auch tun.

FREITAG

Unsere Freunde von Sexy Deutsch haben mit dem Zen Clan ein neues Projekt. Heute findet ihre erste Party in der Camera statt, Gast ist Nightwave. Hier kann man sich das schöne Promo-Video dazu anschauen, in dem auch einige VICE-Redakteure ihr hässliches Gesicht in die Kamera halten. Desweiteren kommen heute xxxy und Kutmah zur Pre-Party vom Soundwave Festival in die Grelle Forelle. Letzterer spielt sogar auf dem Kitchen Floor, was eine großartige, dekadente Verschwendung ist. Auf der Noisey-Facebook-Page verlosen wir 2x2 Tickets. Das tun wir dort übrigens jetzt jede Woche für irgendwas, ein Like lohnt sich also in vielfacher Hinsicht. Außerdem 2 Jahre Tonstube mit sicher sehr vielen Vorarlbergern.

SAMSTAG

Tun wir doch nicht so: Ihr seid doch heute eh alle bei 6 Jahre StromClub
Oder im Fluc bei der ersten Party vom Step Forward Festival. Das Line-up verspricht feinen Hip Hop und ihr könnt sogar noch Karten gewinnen. Einfach eine Mail mit Betreff Vorgehen, nachfeiern an win@vice.at und hoffen.

SONNTAG

Zuhause bleiben. Mit dem oder der Liebsten kuscheln. Vielleicht mal wieder die Mama anrufen. Das nächste 5-Tages-Wochenende kommt bestimmt.