Die rätselhafte Welt des Ryoma Furutani

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Die rätselhafte Welt des Ryoma Furutani

Der einfache, bunte Schein trügt. Sowohl beim Fotografen als auch bei seinen Bildern.

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Oberflächlich betrachtet ist Ryoma Furutanis Arbeit direkt und schnörkellos. Er fotografiert hauptsächlich in Osaka, wobei er kühne Linien und Farben bevorzugt—ein Wasserhahn, eine Lampe, ein Straßenschild. Doch bei wiederholter Betrachtung wirken seine Bilder zunehmend rätselhaft. Nichts wird erklärt oder in einen Kontext gestellt. Er bietet selten mehr als die Hashtags #minimal, #minimalism und #simple in seinen Bildunterschriften. Unterhaltungen mit ihm stehen ebenfalls in diesem Zeichen. Obwohl er höflich ist, Fragen beantwortet und ein angenehmer Gesprächspartner ist, wurde mir nach dem Interview klar, wie wenig er eigentlich preisgegeben hatte. Ganz wie seine Arbeit ist der Künstler freundlich, aber überaus trügerisch.

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VICE: Wie passt Fotografie in dein Leben?
Ryoma Furutani: Fotografieren ist etwas, das ich tue, um meine kreativen Triebe auszuleben. Um ehrlich zu sein, habe ich früher selten mit dem iPhone fotografiert. Es fühlt sich an wie fotografisches Filmen. Aber inzwischen macht es mir Spaß.

Aber warum verwendest du ein iPhone?
Ich muss beim Arbeiten nicht über technischeDetails wie Belichtungszeit und Entfernung nachdenken und bekomme trotzdem eine ausreichende Qualität. Ich interessiere mich nur für Komposition.

Auf was achtest du bei einem Foto noch, abgesehen von Farbe und Komposition?
Ich suche nach Formen, Linien, Mustern, Texturen, natürlichem Licht und Schatten.

Was machst du so, wenn du nicht fotografierst?
Ich liebe es, Musik zu hören, ich koche, gehe in Clubs, trinke was mit meinen Freunden oder mache etwas Kreatives. Manchmal verwende ich meine Fotos als Materialien oder ich mache schlichtes Grafikdesign oder eine Collage. Im Moment arbeite ich in Vollzeit und retuschiere hauptsächlich Fotos und schneide Videos für Werbungen und Promotions.

Beeinflusst deine Retuschearbeit deine Fotografie?
Ich sehe mir Fotos ganz genau an und versuche, einen guten und einen schlechten Teil zu finden, wenn ich retuschiere. Zum Beispiel: Wo sind die Schokoladenseiten? Ah, er hat schöne dicke Augenbrauen, oder die Farbe ihrer Augen ist umwerfend, also verstärken wir das. Wenn ich draußen fotografiere oder Bilder zuschneide, dann ist das eigentlich derselbe Prozess. Ich laufe herum und finde den besten Teil der Straße und fange ihn ein.

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Wie unterscheidet sich dein Stil von dem anderer Fotografen?
Ich konzentriere mich auf Farben und versuche, die Komposition so einfach und flach wie möglich zu machen. Deine Bilder sind mit viel Bedacht komponiert, fast wie bei einem Grafikdesigner. Gibt es vielleicht Grafikdesigner, die dich beeinflusst haben?
Ich mag Grafikdesign, aber ich habe im Moment keine Lieblingsdesigner. Ich schätze, ich bin von Flat Design beeinflusst. Das ist einer der momentanen Trends im Webdesign. Was findest du am Flat Design anziehend?
Es ist dynamisch, kultiviert und es sieht schön aus. Es ist sehr leicht, ein einfaches Design zu kreieren, aber es ist sehr schwierig, ein attraktives einfaches Design zu entwerfen. Vielleicht ist es dieses außerordentliche Gleichgewicht, das ich am Flat Design mag.

Was magst du am Minimalismus?
Einfachheit. Einfachheit passt sich an alles an und ist zeitlos. Sie betont die Anziehungskraft von Farben und Objekten. Ich denke, deswegen mag ich Minimalismus.

Warum ist Osaka eine besondere Stadt für Fotografie? Osaka ist energiegeladen. Der Geschmack der Leute ist schrill. Um ehrlich zu sein, manchmal finde ich es zu viel. Such nach den Stichwörtern „Supermarkt Tamade". Osaka ist voller Farben.

Ist das maximale Design von Orten wie Super Tamada schon unangenehm?
Nein. Ich denke, ich habe einen flexiblen Geist. Oder sollte ich sagen, ich bin offen für alles? Maximales Design ist für mich wie eine Art Gewürz.

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Interview von Ben Thomson.