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Quiz: Bei welchen „Twin Peaks“-Szenen hat David Lynch Regie geführt?

Es ist zwar schon schade, dass David Lynch bei der Neuauflage der Serie nicht mehr dabei ist, aber das Internet scheint zu vergessen, dass der grauhaarige Autor eigentlich nur bei ziemlich wenigen Folgen die Zügel in der Hand hatte.

David Lynch als Gordon Cole

Das Internet war letztens ungefähr so aufgebracht wie BOB, als David Lynch verkündete, bei keiner Folge der anstehenden Twin Peaks-Neuauflage Regie zu führen. „Ich bin raus, weil nicht genügend Geld bereit gestellt wurde, um das Skript nach meinen Vorstellungen umzusetzen", schrieb er auf Twitter. Die Schauspieler haben daraufhin sogar ein Video veröffentlicht, um zu zeigen, dass Twin Peaks ohne David Lynch einfach nicht Twin Peaks ist („Twin Peaks ohne David Lynch ist wie ein Holzscheit ohne Rinde", meint die ‚Log Lady' Margaret Lanterman).

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Das Internet erinnert sich allerdings wohl nicht daran, dass Lynch bei nur sechs der 30 ursprünglichen Episoden Regie führte und zusätzlich nur vier weitere mitschrieb. Der Film Fire Walk with Me von 1992 geht allerdings komplett auf seine Kappe. Damals sollte der Film für die Fans eine Art Abschluss darstellen, aber inzwischen kann man dem Ganzen nur noch zugute halten, dass David Bowie darin mitspielt.

Nun stellt sich die Frage, ob Twin Peaks ohne Lynch wirklich so ein Supergau wäre. Immerhin hat er doch schon zusammen mit Mark Frost alle neun neuen Episoden geschrieben. Auf YouTube findet man viele Videos mit Bezug zu der Serie: irgendwelchen Typen, die die Twin Peaks-Titelmelodie gefühlvoll auf der Gitarre (oder auf dem Akkordeon) nachspielen, Katzen, die sich zu besagter Titelmelodie putzen, die Sesamstraßen-Parodie „Twin Beaks", Silent Drape Runner-Musikvideos, „Twin Bricks" mit Legosteinen oder Minecraft-Nachstellungen. Aber auch Clips aus der richtigen Serie sind keine Seltenheit. Nachfolgend haben wir ein paar dieser Ausschnitte zusammengestellt und du kannst dich so selbst auf die Probe stellen: Erkennst du wirklich, wann Lynch Regie geführt hat und wann nicht? Am Ende des Artikels findest du dann die Auflösung.

1.) Die Szene, in der bei Laura Palmers Autopsie ein handfester Streit ausbricht

2.) Die Szene, in der Ben und Jerry (HA!) Horne aufgrund des Geschmacks ihrer Sandwiches total ins Schwärmen geraten

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3.) Die Szene, in der der einarmige Mike das Reimen anfängt

4.) Die Szene, in der sich Major Briggs und die Log Lady bei Kaffee und Gebäck anfreunden

5.) Die Szene, in der sich die Horne-Brüder auf Gefängnispritschen an ihre ersten sexuellen Erfahrungen erinnern

6.) Die Szene, in der sich Cooper bei Diane über ein paar lärmende Isländer beschwert

7.) Die Szene, in der Agent Cooper von Laura Palmer und einem Kleinwüchsigen in einem roten Zimmer träumt


Auflösung Nummer 1: Staffel 1, Episode 4, „Ruhe in Unfrieden", Regie: Tina Rathborne

Falls es für dich Lynchs Handschrift trägt, wenn der griesgrämige Gerichtsmediziner Albert Rosenfield Sheriff Truman im englischen Original als „hulking boob" bezeichnet und anschließend eine aufs Maul bekommt, dann liegst du falsch. Dieser Kultmoment wurde nicht mal von Lynch geschrieben, sondern von Harley Peyton.

Auflösung Nummer 2: Staffel 1, Episode 3, „Zen oder die Kunst, einen Mörder zu fassen", Regie: David Lynch

Wenn Essen vorkommt, dann kann man fast drauf wetten, dass Lynch bei einer Szene irgendwie seine Finger im Spiel gehabt hat. Coopers berühmter Satz „This is where pies go to die" stammt ebenfalls aus Lynchs Feder. Es ist jedoch keine gute Idee, den Kuchen des echten Double R Diners zu essen, denn der schmeckt anscheinend miserabel. Vielleicht hätte man das allerdings auch erwarten können, denn das Restaurant wurde seit der Absetzung der Serie zuerst verkauft, dann ausgeraubt und schließlich noch angezündet.

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Auflösung Nummer 3: Staffel 2, Episode 14, „Dämonen", Regie: Lesli Linka Glatter

Es passt zwar super in das Twin Peaks-Gesamtbild, wenn Mike plötzlich düstere Poesie von sich gibt und anschließend über das Wesen von Parasiten diskutiert, aber geschrieben wurde auch das nicht von David Lynch. Du bekommst einen Extrapunkt, wenn du nicht nur die richtige Antwort gewusst, sondern Lynch in dieser Szene auch noch in seiner Rolle als schwerhörigen FBI-Chef Gordon Cole erkannt hast.

Auflösung Nummer 4: Staffel 2, Episode 10, „Koma", Regie: David Lynch

Diese Szene ist geprägt von David Lynchs klassischer Unheimlichkeit und seinem unverkennbarem Humor. Mein Holzscheit hat dir allerdings etwas mitzuteilen: Lynch führte zwar Regie, geschrieben wurde das Ganze jedoch von Harley Peyton.

Auflösung Nummer 5: Staffel 2, Episode 16, „Spazierfahrt mit einer Toten", Regie: Caleb Deschanel

Während die Sandwich-Szene noch komplett David Lynch zuzuschreiben war, sind hier Caleb Deschanel und Scott Frost dafür verantwortlich, wie die grinsenden Männer Louis Dubrowski bei ihrem sexy Taschenlampen-Tanz zusehen. „Oh mein Gott, was ist aus uns geworden?"

Auflösung Nummer 6: Staffel 1, Episode 6, „Coopers Träume", Regie: Lesli Linka Glatter

Falls du den Abspann gelesen hast, dann kanntest du die Lösung ja sowieso schon. Ansonsten informiert dich Diane jetzt bitte darüber, dass diese Szene hier hundertprozentig nicht von Lynch stammt und uns so nur gezeigt wird, dass sich manchmal nur schwer erkennen lässt, bei welchen Episoden er wirklich Regie geführt hat.

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Auflösung Nummer 7: Staffel 1, Episode 3, „Zen oder die Kunst, einen Mörder zu fassen", Regie: David Lynch

OK, hier ist es wieder ziemlich einfach: Die surreale Traumsequenz wurde natürlich von Lynch geschrieben und er führte auch Regie. Viele der kultigsten Twin Peaks-Momente sind tatsächlich in genau dieser Episode zu finden, zum Beispiel (Achtung SPOILER, aber mal ehrlich, du hattest jetzt 25 Jahre Zeit, dir die Serie anzuschauen) die Einführung des Riesen, die Enthüllung von Leland als BOB, das Finale in der Schwarzen Hütte sowie Major Briggs Weisheit „Die Eulen sind nicht, was sie scheinen".

Und, wie hast du abgeschnitten? Mir ist zwar schon klar, dass hinter Twin Peaks nicht nur eine Person steckt und dass Showtime eine dritte Staffel zur Not auch ohne Lynch hinbekommen würde, aber für eine solch detailverliebte Serie sollte man eigentlich schon das nötige Geld aufbringen, um einem Menschen wie David Lynch die ordentliche Verwirklichung seiner Visionen zu finanzieren.

Ich persönlich hoffe, dass Twin Peaks uns 2016 folgende Dinge bieten wird:

1.) Ray Wise. Leland ist tot, Ray Wise hingegen eine richtig coole Sau—allein schon wegen seiner Darbietung von Mairzy Doats. Vielleicht taucht er ja irgendwann in der Schwarzen Hütte auf?

2.) Der Bösewicht Windom Earle sollte nie wieder erwähnt werden. Er führt Selbstgespräche und lacht wie ein Wahnsinniger. Und natürlich spielt er Schach. Können wir es nicht irgendwie gesetzlich verbieten lassen, dass Bösewichte immer Schach spielen müssen? Sofern du nicht Ingmar Bergman heißt, darfst du auch keinen Charakter in deinen Film oder deine Serie einbauen, der Schach spielt.

3.) Keine klischeehaften Nebencharaktere mehr. Ja, ich finde zwar schon, dass David Duchovny in Frauenklamotten echt scharf aussieht, und er will ja auch unbedingt bei der Twin Peaks-Neuauflage dabei sein, aber DEA-Agent Denise sollte wirklich nur für ein paar Lacher gut sein. Auch wenn Hawk uns erklärt, dass die Weiße und die Schwarze Hütte aus Mythen der amerikanischen Ureinwohner stammen, um diese Konzepte irgendwie spirituell zu legitimieren, ist das irgendwie nicht so cool—vor allem, wenn dann Cooper auftaucht und das Rätsel löst.

4.) Ben Horne flippt hoffentlich nicht mehr aus und stellt keine Konföderierten-Schlachten mit Warhammer-Figuren mehr nach.

5.) Cooper isst auch weiterhin viel Zeug und gibt seine Kommentare dazu ab.

6.) Alles. Einfach alles, was diese Serie zu etwas so Besonderem macht.