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It's still real to me, damn it!

It's still real to me, damn it! Die VICE Wrestling-Kolumne

Wrestling und VICE - gut geölter Scheiß!

Heute ist internationaler Tag der Peinlichkeiten und deshalb rufe ich euch hiermit alle auf, wenigstens einmal im Jahr die Attitüde abzulegen, die Hosen runter zu lassen und an diesem Circle Jerk der etwas anderen Art –  was sage ich Circle Jerk, ich meine eher: an unserem großen Bukkake der Fremd- und Selbstscham – teilzunehmen! Okay, ich fange an. Also: Manchmal, wenn ich alleine bin, verwende ich Comic Sans. Bin ich euch schon unangenehm? Aber da geht noch mehr: Hin und wieder esse ich gerne Krusten. Nicht wie in: Schweinsbraten, sondern wie in: Schorf. Pfui, oder?

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Ganz recht. Und jetzt, wo das Schamgefühl langsam wie Sperma in eurem Gehirn antrocknet, kann ich euch auch sagen, dass heute gar nicht wirklich Tag der Peinlichkeiten ist – zumindest nicht offiziell oder international oder sonstwie relevant für sonstwen –, sondern ich einfach nur ein bisschen die schützende Bukkake-Schüssel der Selbstaufgabe über das noble Antlitz meiner Sports Opera-Helden halten wollte, weil das, was gleich kommt, zeigt, dass selbst ein Randy Orton schon mal ganz königlich einen Move versauen kann und sowas natürlich nicht sein darf, wo Wrestler doch eigentlich ganz große Denksportler vor dem Herrn sind.

FUCK-UPS ARE FUTILE: DIE BESTEN BOTCHES IM WRESTLING, BITCHES!

You're thinking all the time you're in the ring – more than in any other sport these are great thinkers."

(Wrestler Ox Anderson über Wrestler. Und über Ox Anderson.)

Ja, ich weiß – haha und so, wie kann jemand bloß so geschwollen über diese halbseidenen Seifenoper-Ballerinas reden, wo wir doch alle aus zuverlässiger Quelle wissen, dass sowohl Schauspieler als auch Sportler rein physiologisch gar nicht in der Lage sind, zu denken.

Tja, meine Lieben, was soll ich dazu noch groß sagen – außer vielleicht: Ihr habt natürlich recht. Und: Nur gut, dass wir es hier weder mit Schauspielern noch mit Sportlern zu tun haben. Wrestler denken nämlich in der Tat sehr viel, ob euch das nun in eure herablassenden Hochkulturschädel passt oder nicht.

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Warum? Weil sie nicht nur sporteln oder darstellen, sondern vor allem Sporteln darstellen. Und das erledigt sich nun mal nicht von allein – vor allem dann nicht, wenn außer einem selbst auch andere involviert sind, denen man laut Jobbeschreibung im Zuge seiner Performance möglichst nicht das Genick brechen sollte.

Aber gerade weil Wrestler normalerweise so viel denken, ist es natürlich umso befreiender, dabei zuzusehen, wenn sich ihnen mal die Synapsen querstellen und sie die totale Nulllinie des Hirnstillstands für uns tanzen. Denn manchmal geht das mit dem Denken auch ganz gewaltig daneben und dann sollte man der Fairness halber nicht so tun, als wäre nichts gewesen, sondern sich ganz köstlich den Arsch darüber ablachen.

Hier sind meine drei liebsten Beispiele für ganz schön misslungenen Showsport-Scheiß, der einerseits bloßstellt, was Wrestling wirklkich ist, und andererseits veranschaulicht, wie gut es ansonsten meistens trotzdem hinhaut.

RANDY ORTON, ODER: WENN DIE LUFT AUF DEN RIESEN DRÜCKT

Randy Orton ist eine geile Sau – darin sind sich alle Menschen des Planeten einig. Ich würde sogar so weit gehen und sagen: Wenn je eine Weltregierung zustande kommen sollte und ihr Präsident per Mehrheitsentscheid anhand des Erregungsgrades der Bevölkerung gewählt werden würde, hätte Randy Orton das Amt schneller inne, als sein frigider Gegner "Schiebung!" schreien könnte. Natürlcih wäre er deshalb noch lange kein guter Präsident, weil er nämlich nicht nur geil, sondern auch der physiognomische Vater aller Vorstadtdisco-Shuffler und ein ziemlicher Proletenschädel mit einem (wenn auch knackigen) Arsch voll "Anger Management"-Problemen ist.

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Ein Bekannter von mir hat den Wrestling-Star mal im Wiener U4 am WC getroffen und gemeint, dass er lieber Urinsteinablagerungen an der Blaseninnenwand riskiert hätte, als neben dem Aggro-Bauern zu pissen – immerhin lautet sein Spitzname "The Viper" und wer kann schon mit Gewissheit sagen, dass das nicht irgendwie mit seinem gefährlich zuschnappenden Penis zusammenhängt.

Andererseits setzt Randy Orton im Ring auch den übrigen Körper mindestens so grazil und gelenkig wie eine Schlange ein, also muss man sich beim Pissen vielleicht gar nicht vor ihm fürchten, solange man ihn nicht anlächelt, nicht angafft, nicht anspricht und nicht anschweigt. Wer doch einen dieser Faux-pas begeht, sorgt nur dafür, dass Randy sein Gespür für Konzentration und Timing verliert und mitten während seines Finishing Moves einfach zur stinksauren Salzsäule erstarrt, während sein 2,13 Meter großer Gegner wie der größte Idiot aussieht, weil ihn ein Luftzug und ein kecker Kinnstreichler auf die Matte krachen lässt.

Naja. Kommt wohl bei den besten vor. Und beim zweiten Mal klappt's dafür auch umso schöner. Trotzdem hat Randy am Ende glaub ich "Fuck" gesagt und danach ziemlich sicher irgendeine arme Sau am Pissour mit seiner Giftschlange geswaffelt.

VLADIMIR KOZLOV, ODER: BALLETT FÜR BLÖDE BAUERN

Russen sind entweder begnadete Tänzer oder berserkernde Kämpfer. Die einen erlernen die Kunst des Ballett, die anderen den Kampfstil des Sambo. Falls ihr euch mit Namen leichter tut als mit abstrakten Konzepten, will ich es mal so sagen: Russen kommen vielleicht als unbedeutende Iwans zur Welt, aber im Laufe der Zeit werden sie dann entweder zu Rudolf Nurejew oder zu Vladimir Putin.

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Und falls das noch irgendwie zu uneindeutig war: „Entweder, oder" sind hier die Begriffe, um die sich alles dreht. So wie in ja oder nein. Tag oder Nacht. Frucade oder Eierlikör. Ausschlussprinzip. Warum ich so vehement auf diese Trennung von Ballett und Sambo bestehe, könnt ihr in diesem Video sehen:

Hier versucht „Russe 2.0" Vladimir Kozlov, seinem Gegner mit vollem Karacho, ähm, auszuweichen und anschließend übers Ringseil nach draußen und zu Boden zu segeln – nur, dass er einfach alles falsch macht und dabei aussieht wie ein Screemo-Lemming ohne Suizid-Talent. So hart der frühere Sambo-Champion ansonsten auch sein mag, mit seinem Crossover ins Ballettöse hat er sich definitiv in die Lach-Ecke manövriert. Und warum? Weil dieser Russe einfach nichts aus seinem erblich bedingten Entweder-Oder-Dilemma gelernt hat und stattdessen alles auf einmal will. Das hat er jetzt davon – die Fachkräfte unter uns erkennen in diesen Auftritten alle Anzeichen der bipolaren Nurejew-Putin-Störung, und das ist für sich genommen schon ein kolossaler Fuck-up ohne Sicherheitsnetz, aus dem es für den Wrestling-Russen der neuen Generation gewiss kein Zurück mehr gibt.

Was? Kozlov ist in Wahrheit gar kein Russe? Woher kommt er denn dann? Aus der Ukraine? Ähm … und damit auf zu meinem Liebling:

DER "SHOCKMASTER", ODER: SIEBEN MÄNNER AUF DER COUCH UND EINER FÄLLT DURCH DIE WAND

Der Shockmaster ist euer Pipi-Traum vom Nackt-in-die-Schule-gehen. Nur, dass ihr diesmal dabei zuseht, wie jemand anders diesen Traum hat. Und dass er nicht wirklich nackt ist, sondern einen mit Glitzer gesprenkelten Sturmtruppen-Helm aus Star Wars über der Visage trägt. Und dass nicht nur die gesamte Schule zusieht, sondern gleich ein Millionen-Fernsehpublikum. Und dass ihr dabei von niemand Geringerem als der Wrestling-Legende Ric Flair mit dem enttäuschtesten „Oh God…" der Geschichte abgestraft werdet. Während das ganze Publikum betreten schweigt. Und die andren Wrestler ziemlich hart versuchen, nicht auf der Stelle los zu lachen.

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Okay, wenn ich mir das so durch überlege, ist das Debüt des Shockmasters vielleicht doch nicht wie euer alter Pipi-Traum von dereinst. In Wahrheit kenne ich sowieso niemanden, der diesen Traum je geträumt hat also scheiß drauf. Versuchen wir's also noch mal: Der Shockmaster ist wie euer frühzeitiger Samenerguss vor einem Millionen-Fernsehpublikum, während niemand Geringerer als die Wrestling-Legende Ric Flair euch mit dem enttäuschtesten „Oh God…" der Geschichte abstraft und das ganze Publikum betreten schweigt und die andren Wrestler versuchen, nicht zu lachen. Oder so. Und falls ihr nicht mit Wrestlern schläft, dann ersetzt den Begriff eben durch Frauen oder Küken oder was weiß ich was.

Nur Ric Flair muss in dem Satz bitte stehenbleiben. Ich meine: Ric Fucking Flair – der Nature Boy, der Weeler, der Dealer, der Hulk Hogan für echte Fans! Peinlich, peinlich.

Nuff said. Seht selbst und seid geduldig:

Das war das Warten doch wert, hab ich recht? Minutenlang sitzt man sich durch öde Munddiarrhöe, und dann… das.

Wenn es nach mir ginge, würde dieses Video im Himmel laufen. Wenn es nach einigen anderen geht, läuft es wohl bereits in der Hölle. Sollte es jemals verfilmt werden und als Biopic anlaufen, wüsste ich jedenfalls schon den perfekten Trailer. Darin würde auf jeden Fall eine Parallelmontage aus Shockmaster-Debüt und 9/11 vorkommen. Und unter dem Sturmtruppenhelm würde Danny DeVito (oder, falls er das mit dem gewicht hinbekommt, gerne auch Jeff Bridges) stecken. Den Rest könnt ihr euch sicher denken. Und wenn nicht – seid froh. Mahalo!