Das Wettbüro ist an Regentagen mein Mekka

Gestern hat einer meiner besten Freunde Geburtstag gefeiert, im Freien. Als ich also Anfang Juni in meinem Wintermantel unter der Laube saß, während der Regen neben uns niedergeprasselt ist, habe ich mich verträumt und vom Sommer beseelt gefragt, womit ich das verdient habe. Dann ist mir eingefallen, dass mich der viele Regen in Wien nur in der Weise betrifft, als dass ich mir für das Wochenende ein neues Party-Programm suchen muss, weil die Copa Cagrana überschwemmt ist.

Atemberaubende Panoramen wie diese hier bleiben mir damit zwar verwährt, aber okay. Ich habe überlegt, wie ich mein Wochenende sonst verbringen kann, wenn nicht mit minderjährigen zugekoksten Ranzbären auf der Donauinsel und bin zu folgendem Programm gekommen:

DAS WETTBÜRO

Seit das Admiral Sportwetten bei mir um die Ecke aufgemacht hat, reizt es mich schon, dort mal reinzugehen. Der Urin- und Kotzegestank, den ich förmlich durch die geschwärzten Fenster und selbst durch die Mauern hindurch riechen kann, die gescheiterten betrunkenen Existenzen, das Glücksspiel, der Teppichboden. Ich werde mich in meine schönste Jogginghose werfen, meinen Bausparer auflösen und ein neues Leben in der Gosse beginnen.

SEX

Ähm, ja. Selbsterklärend, oder? Und wer von niemandem geliebt wird, sollte defintiv auch im Wettbüro vorbeischauen. Nicht unbedingt in dem, in dem ich sitze, aber in irgendeinem. Sex gibt es in fast jedem zu fast erschwinglichen Preisen. Ich hätte hier ein Bild von zwei Menschen, die Sex haben, hochstellen können, aber manchmal gibt meine Mama „Yalda Walter Vice“ in Google ein.

HOOPING

Eine meiner Liebsten war vor Kurzem ein bisschen Konsumopfer und hat sich eine Hula Hoop-Reifen samt „Work out-DVD“ besorgt. Ja, das ist richtig: Es gibt ein eigenes Fitness-Programm rund um einen Plastikreifen. Bis auf die blauen Flecken auf den Hüften und die Tatsache, dass es ein bisschen debil aussieht, scheint es aber recht gut zu funktionieren, weshalb ich mir das sicherheitshalber auch im Internet bestellt habe. Man muss dazu übrigens weder wie ein Zigeuner aussehen, noch „Unity“ heißen. (Dass man Zigeuner nicht sagt, solltet ihr mal den Menschen erzählen, die mich jedes Mal darauf hinweisen, wenn sie finden, dass man doch wie einer aussehen muss, wenn man Hula Hoop betreibt.)

AMANDA BYNES TWITTER ACCOUNT

Was kann es Schöneres geben, als gemütlich von der Couch aus dabei zuzusehen, wie eine noble Existenz langsam aber sicher scheitert? Genau, gar nichts.

DAS INTERNET

Wenn dir meine in stundenlanger mühsamer Recherche-Arbeit zusammengetragenen Tipps nicht weitergeholfen haben, solltest du dich 1. schlecht fühlen, weil du das 21. Jahrhundert nicht verdient hast und dir nicht mehr zu helfen ist und 2. dein Leben, genau wie bisher, im Internet verbringen (das du nicht verdient hast, aber das Internet ist besser und gnädiger als du).

Und falls du dich zwischendruch doch mal wie ein vollwertiger Mensch fühlen willst, haben wir hier ein paar Partytipps für die Wochenendhälfte der Woche:

DONNERSTAG

Also zuerst solltet ihr zur Buchpräsentation von "If You Leave" im Hotel am Brillantengrund kommen. Am Abend könnt ihr dann mit uns gemeinsam bei der Show Angewandte 13 feiern, dass Kunst und Mode junge Menschen von der Straße fernhält.
Außerdem ist auch am Donnerstag wieder JEDEN TAG GELATIN im 21er Haus. Genau wie übrigens auch morgen. Und übermorgen. Ich sag's nur. Damit mir nachher keiner kommt und sagt "Yalda, das war ein sehr schönes Blackout, aber wo ist bitte die Kultur geblieben?" Hier im 21er Haus, ihr Saufnasen!

FREITAG

Wir sagen "Well Gedacht", ihr sagt? Na? Genau: "Puffzack & Rampelotto". Alle drei gibt's heute Abend im Morisson Club. Und wenn euch das alles gar nichts sagt, dann fangt ihr hoffentlich mit den zwei Worten "Fairlight Club" was an, die ihr im Café Leopold zwar nicht hören, aber erleben könnt. 2 mal 2 Tickets gibt's hier.

SAMSTAG

Zuerst mal heißt es Wach-Shoppen beim Backyard Sale #5, danach zu Holy Oxygen und Sexy Deutsch. Und so richtig Gasgeben wäre dann der richtige Modus für Party und Bullshit im Roxy, dem Biggie Smalls-Tribute, an das ihr euch hoffentlich nicht erinnern werdet.