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Reisen

48 Raststätten und ein Musikfestival

Den ganzen Sommer nur in Wien sitzen und andauernd über alle anderen in der U-Bahn schimpfen, ist auch keine Lösung. Deswegen sind wir zum Poolbar nach Feldkirch gefahren.

Den ganzen Sommer nur in Wien sitzen und andauernd über alle in der U-Bahn schimpfen, ist auch keine Lösung. Also, haben wir uns bei den Jungs im Büro, für ein paar Tage das Auto geborgt und uns auf den Weg zur Sommerfrische in Vorarlberg gemacht. Dort gab's nicht nur Berge und eine uns unbekannte Sprache, sondern auch das Poolbar Festival.

Wenn man, wie wir bei der 10 stündigen Fahrt quer durch Österreich immer entweder gerade Pipipause macht oder im Auto die 3 immergleichen Lieder aus dem Radio laufen, dann passieren Dinge mit deiner Psyche, die nur ein Karussell wieder in Ordnung bringen kann.
Wenn ihr im Bild auf Josefs Gesichtsausdruck schaut, seht ihr eine Existenz kurz vor dem Abgrund, die mit jeder Drehung des Karussells wieder ein bisschen mehr zur Normalität zurückfindet.

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Tankstellenwart: "Soll ich ihr Wasser checken?"
Irgendwer im Auto1: "Ja, bitte."
Irgendwer im Auto2: "Was für ein Wasser?"
Irgendwer im Auto3: "Keine Ahnung, aber besser es ist gecheckt, als nicht!"

Nach ein paar Stunden Herumfahrens waren wir absolute Raststättenshopconaisseurs. Unser absoluter Lieblingsartikel: Ein gelbes Schwert mit dem man Riesenseifenblasen pusten kann. Außerdem hat die Werbung im Hintergrund bestimmt was mit Sex zu tun, da mussten wir kichern.

In Feldkirch und unserer Jugendherberge angekommen durften wir uns wieder wie unverbrauchte 15 fühlen. Wir mussten am Boden schlafen und unsere Matratzen selber beziehen. Wir haben dann schnell bemerkt, dass wir inzwischen zu alt und verbraucht für sowas sind. Dass wir seit der Schullandwoche nichtmehr so kuschelig geschlafen haben, hat da auch nicht mehr geholfen. Aber wenigstens konnten wir uns ohne gefällschte Ausweise Alkohol kaufen.

Dann ging es auch schon los mit den Konzerten. Theophilus London hat den Anfang gemacht, hier scannt er gerade das Publikum nach willigen Minderjährigen. Uns hat er dabei übersehen.

Weil Theophilus seine Groupieschar lieber im Tourbus befummelte, konnten wir in den leeren Backstagebereich.
Alle sechs von uns können sich kollektiv an ungefähr 6 Sekunden von dem Abend erinnern, aber glücklicherweise hatten wir am nächsten Morgen ein Video auf unserer Kamera, dessen Screenshot allein uns an einen Typen, der abwechselnd für sich und Yalda gesungen hat und einem Kanadier dem Christian Angst machte, weil er aus irgendeinem Grund - Strafzettel oder so - Schweizer Behörden 250€ schuldig war, nicht zahlen wollte und sein Flugzeug am nächsten Tag einen Halt in Zürich machen würde, erinnert.

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Am nächsten Tag sind wir tapfer in der Früh aufgestanden, um uns mal Liechtenstein anzuschauen. Bei der Fahrt dorthin sind wir ein paar Mal einfach daran vorbeigefahren, weil jemand geniest hat und der Fahrer kurz abgelenkt war.
Beim Schloß der Fürstenfamilie angekommen, haben wir zuerst mal die eine Szene aus König der Löwen nachgespielt und dann hat Yalda den Portier zu ihren zukünftigen Schwiegereltern ausgefragt. Nachdem er uns erzählt hatte, dass die Fürsten gerade auf Urlaub waren (und die wilden Parties nur in Monacco gefeiert werden) waren wir kurz davor über's fürstliche Gitter zu klettern und ein bisschen in Vaduz zu crashen, aber weil das Leitungswasser in den Cafes schon 3€ gekostet hat, wussten wir, dass Unsereins nicht für das Liechtensteiner Leben gemacht ist.

Nachdem wir am Vorabend den schwarzen Mann gesehen hatten, waren die weißen Buben dran. Sie hatten genausoviel wenn nicht mehr Swag und Erlend Øyes total awkwarden Geschichten und Witze über die Eltern von seinem Bassisten, die aus der DDR geflohen waren, haben einem das Gefühl von Familientreffen, wie damals mit dem einen komischen Onkel gegeben.

Aus irgendeinem Grund dachten wir, dass eine Lesung eine gute Idee wäre. Nachdem aber die zwei Vorarlberger, die neben uns in diesem Häuschen gesessen hatten, tatsächlich weggerannt sind und auch der eine andere Wiener, den wir gefunden hatten, uns mitleidig angeschaut hat, haben wir es doch sein lassen.

Nach der Enttäuschung, wollten wir noch in Feldkirch weggehen. Wir haben es auch wirklich versucht, sind aber bereits um ein Uhr nachts im top secret Afterhour Club gelandet.
Und so ging dann unser ziemlich schöner Trip  zu Ende.

Achso und weil Vorarlberg unseren Partyhunger leider nicht so ganz gestillt hat, haben wir versucht auf dem Heimweg wohlaussehende Jünglinge in unser Lebkuchenhaus zu locken. Es hat nicht funktioniert, die Nummer haben wir hier trotzdem mit unserem liebsten Feierkumpanen überdeckt, wir haben hate-SMS nicht so gern.