Ich erinnere mich noch bestens daran, wie eine Freundin mir erzählte, dass Poppers dein Arschloch entspannen. Ich glaubte es ihr nicht. Soweit ich informiert war, waren Poppers für ein schnelles und kurzes High gedacht – und das war's. Aber ich lag falsch. Poppers sind bekannt dafür, bestimmte Muskelgruppen deines Körpers, die glatte Muskulatur, zu entspannen und die Blutgefäße zu erweitern. Das kann Analsex erleichtern – und vaginalen Geschlechtsverkehr. Kein Wunder also, dass Poppers vor allem in der schwulen Partyszene verbreitet sind.
Wirklich legal sind Poppers nicht – aber auch nicht ganz illegal. Im deutschsprachigen Raum und der restlichen EU sind lediglich der Verkauf und die Weitergabe verboten, Besitz und Konsum nicht. Vor allem in Onlineshops findet man aber recht einfach als Raumduft oder Lederreinigungsmittel getarnte Produkte. Jüngere Versuche, Poppers zu verbieten, wie in Australien zum Beispiel, wurden von der LGBTQ-Community als diskriminierend kritisiert."Poppers sind wahrscheinlich mehr schwul, als sie es nicht sind", schreibt Adam Zmith, Autor von Deep Sniff: A History of Poppers and Queer Futures, in einer E-Mail. "Die ursprüngliche Substanz, Amylnitrit, wurde für medizinische Zwecke hergestellt und verkauft. Irgendwann im 20. Jahrhundert begannen allerdings Männer, die Sex mit Männern hatten, Poppers zu schnüffeln." Aber da ist noch viel mehr passiert. Schauen wir uns den Werdegang der Riechdroge an.
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Thomas Lauder Brunton war ein britischer Arzt, der im 19. Jahrhundert eine "wichtige Rolle dabei spielte, die Pharmakologie als exakte Wissenschaft zu etablieren", schreibt Zmith. Obwohl er Amylnitrit, auch heute noch die Grundsubstanz von Poppers, nicht erfunden hat, war er doch der erste, der das Inhalieren des Stoffs zur Behandlung von Angina Pectoris einführte, also Schmerzen in der Brust, die durch eine Durchblutungsstörung des Herzens ausgelöst werden.Nach Bruntons Entdeckung wurde Amylnitrit als Medizin verkauft. "Es gab zahlreiche weitere Anwendungszwecke, die in frühen Apothekenbeilagen für Amylnitrit angegeben wurden", erklärt Zmith. "Sogar die Behandlung von Seekrankheit."Es lässt sich nicht wirklich sagen, wann genau alle erkannten, dass das Schnüffeln von Amylnitrit auch Freude bereiten kann. Zmith schätzt, dass das irgendwann zwischen den 30er und 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts passiert sein muss.
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1867
Späte 1800er bis frühe 1900er Jahre
Irgendwann zwischen den 1930er und 1950er Jahren
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"Stell dir vor, wie jemand daran riecht, den leichten Schwindel fühlt, angeturnt ist und sogar merkt, dass der Dampf dabei hilft, das Poloch für Sex zu öffnen", schreibt er uns. "Poppers wurden irgendwo in diesem unbekannten und zeitlosen Schlafzimmer erfunden." Nitroglycerin ersetzte Amylnitrit als Behandlungsmittel für Angina Pectoris und die medizinische Nachfrage nach Poppers ging zurück. In der Zwischenzeit hatte sich Amylnitrit allerdings zu einer von vielen Drogen der Wahl unter US-Soldaten im Vietnamkrieg entwickelt. Es war einfach zu beschaffen, die Fläschchen hatten kaum Gewicht und wurden mit "Gegenmittel gegen Schwarzpulverdämpfe" beschriftet.So wie bei den meisten Drogen, die während des Kriegs genommen wurden, brachten die zurückkehrenden GIs auch ihren Popperskonsum mit nach Hause.Nachdem alle angefangen hatten, Poppers als Freizeitdroge zu verwenden und reichlich Spaß und Sex hatten, machte die FDA Amylnitrit in den USA verschreibungspflichtig. Wie zu erwarten. Mitte der 1970er feierten Poppers ein Comeback. Ein gewisser W. Jay Freezer gründete die Pacific Western Distributing Corporation, die verschiedene Poppers-Marken herstellte und vertrieb, darunter auch die wohl berühmteste: Rush. Die Amylnitrit-Formel wurde leicht zu Isobutylnitrit abgeändert und Poppers in "Plattenläden, Boutiquen und Sexshops" als Raumduft angeboten.
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