Illustration mit einer Person, die mit heraushängender Zunge einer anderen etwas ins Ohr sagt, aus dem Blut läuft, beim Sex kann Dirty Talk auch nach hinten losgehen.
Illustration : Guillaume Orban
Sex

Das Schlimmste, was Menschen beim Sex gesagt wurde

Ein falsches Wort kann die ganze Stimmung ruinieren.
Nadia Kara
Antwerp, BE

Achtung: Dieser Text enthält Schilderungen von traumatischen Erfahrungen. 

Im Eifer des Gefechts findet man nicht immer die passenden Worte. Manchmal ist man ehrlicher, als einem selbst oder dem Gegenüber lieb ist. 

Im besten Fall wirkt es unbeholfen oder unfreiwillig komisch und man kann später gemeinsam darüber lachen. In weniger angenehmen Fällen tun sich dunkle Abgründe auf und die Stimmung kippt komplett. Grenzen werden überschritten und Gefühle verletzt. Manchmal verfolgen uns die Erinnerungen daran über mehrere Jahre. Wir haben VICE-Leserinnen und Leser auf Instagram gefragt, was das Schlimmste war, das ihnen jemals beim Sex gesagt wurde. Alle Namen wurden von uns geändert.

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"Du magst es, wenn ich dir wehtue, nicht wahr?"

Ich war mit dieser Frau einen Monat lang zusammen und der Sex war gut. Eines Abends fielen wir mal wieder übereinander her und alles lief super, bis sie mir ohne Vorwarnung ins Gesicht schlug und obige Worte sagte.

Ich war total schockiert. Ob das eher an der Ohrfeige lag oder an ihrem Spruch, weiß ich bis heute nicht. Ich hatte ihr nie gesagt, dass ich auf Schmerzen stehen würde. Sie war einfach davon ausgegangen und hatte diese ziemlich heftige Sache gemacht, ohne sich vorher zu vergewissern, dass ich das mag. Da wir ansonsten eine sehr liebevolle Beziehung hatten, redete ich mir ein, dass sie sich in dem Augenblick einfach hatte mitreißen lassen. Ein paar Tage später machte sie es aber wieder. Da habe ich die Sache mit ihr beendet. Es handelte sich offenbar um den Beginn einer neuen Gewohnheit, die mir so gar nicht gefiel.

Ein paar Jahre später hatte ich was mit einer anderen Frau, als sie anfing, an einer Kruste auf meiner Nase zu kratzen, und dabei so ziemlich genau das gleiche sagte, was meine Ex gesagt hatte. Wir hatten uns davor schon mal über Schmerzen und Lust unterhalten und ich hatte ihr gesagt, dass ich hin und wieder nichts gegen etwas Kratzen beim Sex habe. So etwas wie das hier hatte ich allerdings nicht erwartet. Sie hörte nicht auf, an meiner Kruste zu kratzen. – Matthias, 37 

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"Härter, Daddy!"

Vor ein paar Jahren war ich bei einem Festival und lernte eine Frau kennen, die mir sofort sagte, wie attraktiv sie mich findet. Ich war betrunken und genoss die Aufmerksamkeit, außerdem fand ich sie gutaussehend. Wir quatschten eine Viertelstunde, bevor sie mich fragte, ob ich nicht mit ihr nach Hause möchte. 

Als wir bei ihr ankamen, war es schon spät und wir kamen schnell zur Sache. Während ich mich ins Zeug legte, murmelte sie etwas, das ich nicht verstand. Ich wollte die Situation nicht unangenehm machen, aber konnte auch nicht einfach nichts sagen, also gab ich ein "Hm?" von mir. Darauf hörte ich von ihr: "Härter, Daddy!" Mir war die Sache sofort unangenehm und ich konnte nicht weiter machen. Wir sind dann einfach eingeschlafen. Am nächsten Morgen haben wir dann noch Nummern ausgetauscht und uns ein paar Tage später sogar auf einen Kaffee getroffen. Keiner von uns hat den Vorfall angesprochen. Danach haben wir uns nie wieder gesehen. – Idris, 27

"…"

Eine Ex von mir war immer totenstill, wenn wir Sex hatten. Das war echt schlimm, weil ich nie wusste, ob ihr gefiel, was wir gerade machten, oder nicht. Manche Menschen sind sehr ruhig im Bett, aber sie gab wirklich keinen Ton von sich. Kein Wort, kein Stöhnen, kein Lachen. Ich habe mal versucht, es anzusprechen, aber sie hat es dann sehr persönlich genommen, was ich auch verstand. Wir erkannten schließlich, dass wir es beide verdienten, jemanden zu finden, mit dem wir uns wohl fühlen. – Tim, 29

"Du hast gesagt, dass du nicht auf Analsex stehst, aber ich bin mir sicher, dass ich dich vom Gegenteil überzeugen kann"

Letzten Sommer hatte ich was mit einem Typen, der viel jünger war als ich. Wir verabredeten uns mehrmals die Woche, um miteinander zu essen, Wein zu trinken und miteinander zu schlafen. Der Sex war sehr cool, sehr offen. Wir schauten zusammen Pornos, machten Rollenspiele und redeten über unsere Fantasien und Erfahrungen. Abgesehen vom Sex hatten wir zwar nicht viel gemeinsam, aber im Bett kommunizierten wir unfassbar gut miteinander. 

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Das dachte ich jedenfalls. Eines Tages fragte er mich, ob ich mir sicher sei, dass ich nicht "in den Arsch gevögelt" werden möchte. Es war noch nicht lange her, dass wir über Analsex gesprochen hatten. Ich hatte ihm erzählt, dass ich es ein paar Mal in der Vergangenheit probiert hatte, aber das nicht noch mal versuchen will. Es sei einfach nicht meins. Er war ein bisschen enttäuscht, aber schien meine Entscheidung zu respektieren. 

An diesem Abend wurde mir klar, dass er seit unserer kleinen Unterhaltung eine Art Obsession entwickelt hatte. Er hatte etwas entdeckt, zu dem ich Nein gesagt hatte, und war davon überzeugt, meine Einstellung ändern zu können. Er sagte mir, dass es mit ihm anders sein würde, dass ich, wenn ich "Nein" sagte, "Ja" meinte.

Ich glaube, er hat sich dabei als sehr mutig und super sexy wahrgenommen, aber im echten Leben kannst du sowas nicht zu jemandem sagen. Vielleicht wollte er sich beweisen und die Rolle des dominanten Manns spielen, um den Alters- und Erfahrungsunterschied zu kompensieren. Eine Woche später haben wir dann aufgehört, uns zu treffen. – Sofia, 34

"Du hast den Körper eines Mädchens … Das ist wie, Sex mit einer Minderjährigen zu haben, nur legal"

Der Typ, der das zu mir gesagt hat, war mein erster richtiger Freund – und wir waren mehrere Jahre zusammen. Hin und wieder ließ er solche Kommentare fallen, was auch zur Entwicklung meiner Essstörung beitrug. Was an diesen Sprüchen am besorgniserregendsten war – abgesehen davon, dass sie eindeutig pädophil sind –, war, dass ich sie als Komplimente wahrnahm. Er hatte mich einfach komplett in seinen Bann gezogen und ich wollte so sehr, dass er mich liebt.

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Unsere Beziehung war toxisch. Einmal sagte er zu mir, wie toll er es finde, dass ich sexuell noch unerfahren sei, weil er mich dann "formen kann, wie er mich will". Ich war über diese Aussage schockiert, aber hatte zu große Angst, etwas zu sagen. Ich wollte ihn nicht verlieren.

Es hat 15 Jahre gedauert, bis ich gemerkt habe, wie sehr diese Beziehung den Rest meines Lebens beeinflusst hat. Mein Selbstbewusstsein war am Boden. Sie bestimmte auch lange meine Sexualität. Ich konzentrierte mich ausschließlich darauf, was von mir erwartet wurde, und das war: meinen Partner zufriedenzustellen. Ich musste ständig seine Fantasien bedienen.

Er ist jetzt verheiratet und hat zwei Kinder. Manchmal überlege ich, ob ich ihm eine E-Mail schreiben und ihm alles erzählen soll – über die Folgen und das Trauma. Ich kann das nicht länger alleine mit mir rumschleppen. – Marie, 35

"Hau ab, ich bin gelangweilt"

Kleine Beichte vorweg: Ich habe das gesagt. Ich studierte zu der Zeit in London und lernte diesen Typen auf Grindr kennen. Ich lud ihn zu mir nach Hause ein. Er war sehr gut aussehend – hübscher als ich. Das führte dazu, dass ich mich unwohl fühlte. Als wir uns auszogen, sah ich, dass er den definierten Körper einer antiken Statue hatte. Die ganze Zeit konnte ich nicht aufhören, darüber nachzudenken, was er über mich dachte: Ich war 22, ernährte mich von Tiefkühlpizzen und fand mich selbst hässlich.

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Irgendwann packte er mich bei der Hüfte, meiner größten ästhetischen Schwachstelle. In diesem Augenblick, der eigentlich hätte heiß sein sollen, spürte ich ein unfassbares Unwohlsein in mir aufsteigen. In meinem Kopf gab es nur einen Ausweg. Ich musste gemein zu ihm sein. Also sagte ich zu ihm, was ich sagte. Er war schockiert und ging, allerdings erst, nachdem er mich auf mein extrem unhöfliches Verhalten hingewiesen hatte. 

Ich war überrascht und fasziniert von meiner eigenen Kälte. Ich hätte niemals gedacht, dass ich zu so was fähig wäre. Es hat mich am Ende viel mehr traumatisiert als alles, was andere jemals zu mir gesagt haben. – Oliver, 31

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