Ein YouTube-Pärchen hat sich getrennt
Foto: Screesnshot "Wir haben uns getrennt - Statement" von V SkillZ | Collage: VICE
Menschen

Wir haben Trennungsvideos von YouTubern nach Traurigkeit sortiert

Sie: "Ist komisch, das alles jetzt nicht nur dir zu sagen. Jetzt sehen das mehrere Tausend Leute." Er: "Mehrere Hunderttausend Leute, hoffe ich doch."

Seit einiger Zeit hat sich in der Welt der YouTuber ein neues Genre etabliert: das Trennungsvideo. In manchen Videos sind die Influencerinnen oder Influencer alleine zu sehen, in anderen treten die ehemals Verliebten paarweise auf, und manchmal hat sich in Wahrheit gar keiner getrennt. Wir haben die besten Beiträge für euch nach Traurigkeit sortiert.

7. V SkillZ: "Wir haben uns getrennt – Statement"

Länge – 7:10 Minuten

Views – 629.848

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Ein aktueller Trennungshit stammt von Luca, seinen Abonnenten besser bekannt als V SkillZ. Etwa sieben Minuten lang redet er um den heißen Brei, verkündet aber zwischen Sekunde 37 und 42: "Ich will jetzt nicht um den heißen Brei reden. Cheyenne und ich haben uns vor ungefähr einem Monat getrennt." Bämm. Auch wenn die Überraschung durch den Titel des Videos unwesentlich vorweggenommen wird, sitzt dieser Uppercut. Cheyenne steht leicht versetzt neben Luca, schaut traurig drein, spricht wenig, die Rollen sind klar verteilt. Für Gänsehaut sorgt die mehrmalige Erwähnung irgendwelcher Fremder, die um den Drehort herumlungern ("Ey, der kommt doch jetzt nicht hierher?!").

Einmal scheint die Wende zum Besseren möglich, als Luca verkündet: "Jetzt kommt die Sonne." Ist das ein symbolischer Hoffnungsschimmer für Cheyenne und ihn in schwierigen Zeiten? Wünscht Luca seinen Followern, dass die Sonne für sie scheinen möge, auch wenn sie für Cheyenne und ihn untergegangen ist? Verdeutlicht ihm der große Himmelskörper die eigene Winzigkeit im Universum? Nein, Luca ist nur auf gute Bildquali aus: "Ich hoffe, das passt jetzt wegen dem Licht."

Sonst bleiben die Botschaften oft schwer verständlich, manchmal gleichen sie postdramatischer Lyrik. Er: "Wir haben uns dann getroffen, was haben wir dann geredet?" Sie: "Wir haben uns halt getroffen." Immerhin: Luca gibt an, mit diesem Video "kein Geld" verdienen zu wollen. Kurz darauf sagt er: "Am Freitag um 18 Uhr kommt mein neuer Song online."

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Tiefgang: 2/10

Fremdscham: 7/10

Tränendrüse: 3/10

Gesamt: 12 Punkte

6. Mrs. Bella: "Kurzes Statement …"

Länge – 7:53 Minuten

Views – 1.535.259

Sehr professionell geht Mrs. Bella mit ihrer Trennung um. "Ich wurde aktuell in eine Situation gedrückt, aus der ich leider nicht mehr rauskomme", sagt sie vor exzellent unscharfem Hintergrund. Wie bei allen anderen Trennungsvideos fehlt auch bei Mrs. Bella nicht der Hinweis, dass sie solche Videos eigentlich nicht mag. Das Trennungsvideo ist das Hipstertum unter den YouTube-Beiträgen: Niemand mag es, alle sind dabei.

Mrs. Bella tut sympathischerweise nicht so, als würde es ihr um alberne Dinge wie Gefühle gehen. Sie will einfach selbst die Klicks für etwas bekommen, das sie ja auch verantwortet: ihre Trennung. "Bevor irgendeine Seite wie Promiflash mir das wegnimmt. Das ist mir selbst ganz wichtig, das auszusprechen."

Etwas verstörend ist nur Mrs. Bellas Klamottenwahl, sitzt sie doch mit einem T-Shirt da, auf dem "SCORPIO" steht. Und welcher bekannte YouTuber hat noch mal ebenfalls ein Trennungsvideo veröffentlicht?

Tiefgang: 5/10

Fremdscham: 4/10

Tränendrüse: 4/10

Gesamt: 13 Punkte

5. Marcel Scorpion: "Wir haben uns (fast) getrennt"

Länge – 11:41 Minuten

Views – 573,287

Marcel Scorpion und Sonny Loops fallen gleich aus mehreren Gründen eigentlich aus der Kategorie Trennungsvideo heraus. Erstens haben sie sich laut Video ja nur fast getrennt, und zweitens sind sie so ehrlich, ihren Beitrag sogar direkt im Bild als "Werbevideo" zu deklarieren.

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Es geht den beiden darum, ein Buch zu verkaufen, in dem es um Liebe, Beziehungen und Trennungen geht. Praktischerweise geschrieben von den beiden selbst. "Seid fair zueinander", sagt Marcel an einer Stelle im Video. An einer anderen: "Wir haben es geschafft." Sonny gibt zu: "Es ist mir ein bisschen unangenehm, dass meine Mom es liest." Ein bisschen unangenehm ist auch die schmierige Hintergrundmusik im Video. Wie eine schwitzige Hand auf der Schulter, die man nicht abschütteln kann.

Eigentlich wäre dieses Werbevideo überhaupt nicht zum Heulen und deshalb ein Kandidat für den letzten Platz dieses Rankings. Aber wenn man sehr ehrlich nur auf Klicks und Verkaufszahlen aus ist und ein Promo-Trennungsvideo macht, ohne sich zu trennen, ist das ja auch schon wieder traurig.

Tiefgang: 4/10

Fremdscham: 7/10

Tränendrüse: 3/10

Gesamt: 14 Punkte

4. Simon Desue: "wir haben uns getrennt"

Länge – 11:31 Minuten

Views – 1.190.807

Dem Trennungsvideo von Simon Desue ist eine Warnung vorgeschaltet: "Dieses Video kann dich zum Weinen bringen. Falls du darauf nicht vorbereitet bist …" - nein, an dieser Stelle kommt nicht die Bitte für Unvorbereitete, lieber wegzuschalten. Wer das denkt, hat die YouTuber-Logik nicht verstanden. Stattdessen heißt es: "Dann klicke auf ein anderes Video."

Danach ist Simon zu sehen, wie er mit seiner Angebeteten vor einem Sportwagen posiert, später sagt Simon: "Meine Küche sieht aus wie der letzte Dreck. Ich ernähre mich nur noch gesund." Dazu kommen Salat und Tomaten ins Bild. Irgendwann dämmert es auch unvorbereiteten Zuschauenden: Dieses Video ist ein Prank.

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"Die Dusche benutze ich gar nicht, ich weiß nicht mehr, wie sie angeht", sagt Simon. Dazu schaltet er die Dusche ein. Geht.

Für Simon spricht, dass er die Mechanismen aller Trennungsvideos aufs Korn nimmt. Gegen seinen Beitrag spricht sein penetrantes Geheule, das schon nach Sekunden nervt, aber auch nach Minuten nicht aufhört. Bitte, Simon, trenne dich in Wirklichkeit nie.

Tiefgang: 7/10

Fremdscham: 7/10

Tränendrüse: 2/10

Gesamt: 16 Punkte

3. Defender Around Europe: "Wir haben uns getrennt."

Länge – 2:59 Minuten

Views – 35.033

Bei vielen Trennungen ist einer traurig und der andere erleichtert. Aber selten ist das auch von außen so sichtbar wie bei dem eher kleineren YouTube-Channel Defender Around Europe. Daniel und Karin haben sich also getrennt. Es ist allzu offensichtlich, wer entschieden einen Punkt hinter Beziehung und Videotitel gesetzt hat. Sie: "Wir werden nicht mehr zusammen reisen." Er: "Ich bin nicht mehr im Bild." Sie: "Sorry."

Daniel leidet in dem Video wie ein Hund, sitzt und schaut schief. Karin lächelt mehrmals, wirkt so, als hätte jemand endlich diesen Findling von ihrem Bein geschnallt. Irgendwann sagt sie: "Und dann schauen wir weiter." Er: "Das ist auch für mich OK so." Und schaut dabei wie ein verlassener Mann, dessen Gesicht das exakte Gegenteil von dem sagt, was aus seinem Mund kommt. Sie sagt: "Joa. Hoffe ich wohl."

Im Gegensatz zur durchorchestrierten Welt der anderen YouTuber wirkt dieses Video auf eine fast schon verstörende Weise authentisch. Echte Gefühle und so. Puh. Kopf hoch, Daniel.

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Tiefgang: 7/10

Fremdscham: 3/10

Tränendrüse: 7/10

Gesamt: 17 Punkte

2. KranCrafter: "Wir haben uns getrennt"

Länge – 2:59 Minuten

Views – 918.259

Jana und Max haben das perfekte Trennungsvideo für YouTuber gedreht. Klarmachen, dass man solche Videos eigentlich nicht mag? Check. Erklären, dass keiner den anderen betrogen hat? Check. Das Video einfach schnörkellos "Wir haben uns getrennt" nennen? Check. Leicht verstimmt sein, aber vor lauter Feelings nicht das Business vergessen? Check, check, check.

Wobei es einen fast traurig macht, dass keiner dieser vielen jungen, attraktiven, reichen Menschen jemals den anderen betrogen hat, und zwar obwohl die jeweilige Beziehung bereits länger kaputt war, wie alle immer erklären. Ein deprimierend sexloser Haufen, diese Influencer.

Sie: "Ist komisch, das alles jetzt nicht nur dir zu sagen. Jetzt sehen das mehrere Tausend Leute." Er: "Mehrere Hunderttausend Leute, hoffe ich doch."

Tiefgang: 8/10

Fremdscham: 3/10

Tränendrüse: 7/10

Gesamt: 18 Punkte

1. Jonas: "Unsere Trennung – Statement"

Länge – 19:58 Minuten

Views – 2.863.251

Ein bedeutungsschwangerer Seufzer vorneweg – und dann fast 20 Minuten den Gefühlen freien Lauf lassen. Jonas' Video ist technisch top, gleichzeitig wirkt es unverstellt und ehrlich. Man ist gleich mit ihm traurig, dass da etwas kaputt gegangen ist.

Kein Schnitt, keine Musik, keine Werbung – dafür viel Selbstkritik: "Ich habe zu viel gearbeitet und der Beziehung nicht mehr viel Priorität gegeben."

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Was diesem Video seinen besonderen David-Lynch-mäßigen Drive gibt, ist das im Hintergrund herumwippende Spiegelbild von Jonas' Rücken. Als würde dort sein anderes Ich sitzen und in einer Parallelrealität Hochzeitspläne verkünden.

Tiefgang: 8/10

Fremdscham: 3/10

Tränendrüse: 8/10

Gesamt: 19 Punkte

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