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Wie die Stellenanzeige für Belgiens Nationaltrainerposten mit Marc Wilmots abrechnet

Der belgische Fußballverband sucht per Ausschreibung einen neuen Trainer. Der soll all das mitbringen, was Wilmots nicht hatte.
Foto: Imago

Seit vergangenem Freitag ist Marc Wilmots nicht mehr Nationaltrainer Belgiens. Dem Ex-Schalker wurden die hohen Ansprüche und das anschließend enttäuschende Ausscheiden im EM-Viertelfinale gegen Wales zum Verhängnis. Nun sucht der Königliche Belgische Fußballverband (KBVB) einen neuen Trainer. Das dürfte sich eigentlich herumgesprochen haben—schließlich darf der immerhin eine der talentiertesten Mannschaften der Welt trainieren. Doch sicherheitshalber stellte der belgische Fußballverband noch eine Stellenanzeige auf seine Website, die einige Fragen aufwirft.

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Weil das Scheitern der Roten Teufel bei der EM weniger an den Spielern, sondern eher am Trainer festgemacht wird, gilt die Trainer-Personalie in Belgien als entscheidender Faktor für die „Mission Titel". Die Sache scheint klar: Weil die Zeit der goldenen Generation um Stars wie Kevin De Bruyne, Eden Hazard und Romelu Lukaku davonrennt, muss für sie endlich ein genauso talentierter Coach gefunden werden. Von denen gibt es aber nur eine Hand voll. Die Stellenanzeige, in der Fans und potenzielle Nationaltrainer zum Einschicken eines Lebenslaufs und Motivationsschreibens gebeten werden, könnte also nicht mehr als ein Marketing-Gag des Verbandes sein. Zwischen den Zeilen des Anforderungsprofils kann man jedoch auch eine Abrechnung mit Wilmots herauslesen.

So sucht der belgische Verband einen Trainer, der „Erfahrung besitzt und Resultate in der sich ständig wandelnden Welt des Fußballs vorweisen kann." Der Eurofighter Wilmots wurde zwar als Spieler mit Schalke 04 im Jahr 1997 UEFA-Cup-Sieger und holte neun Jahre zuvor als Jungspund auch mal den UEFA-Super-Cup, aber als Trainer blieb er ziemlich blass. Nach acht Spielen als Interimstrainer auf Schalke und sechs enttäuschenden Spielen auf der Bank vom belgischen Abstiegskandidaten VV St. Truiden wurde er Co-Trainer der belgischen Nationalmannschaft, die er anschließend übernahm. „Erfahrung" und „Resultate" sehen anders aus—das sieht der Verband scheinbar auch so und gibt ihm eine mit.

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Wilmots ist noch im Amt, aber egal. #Bel pic.twitter.com/x4yZWip65i
— Benedikt Niessen (@BeneNie) 5. Juli 2016

Zudem sucht der Verband nun nach einem Coach, der „bewiesen hat, dass er taktisches und strategisches Know-how an Spieler aus der weltweiten Fußballelite vermitteln kann." Die heimischen Medien warfen Wilmots vor allem nach der Gruppenspiel-Niederlage gegen Italien erhebliche taktische Mängel vor und vermuteten, dass er die jungen Spieler nicht mehr erreichen würde. Allen voran Torwart Thibaut Courtois schoss öffentlich gegen Wilmots: „Italien hat uns taktisch deklassiert."

Nach dem Aus gegen Wales wiederholte Courtois die Taktik-Kritik und antwortete auf die Frage, ob Wilmots gehen solle, nur mit: „Das müssen Sie ihn selbst fragen. So eine Chance bekommen wir nie wieder." Kein Wunder, dass ein Punkt der Anzeige jemanden sucht, der „in der Lage ist, zwischen verschiedenen Generationen zu vermitteln." Ein weiterer Punkt spricht davon, dass der neue Coach „sein soziales Umfeld managen und Höchstleistungen meistern kann." Ups.

Der neue Trainer soll auch „in der Vergangenheit gezeigt haben, dass er in der Lage ist, mit allen notwendigen Experten aus der Welt des modernen und anspruchsvollen Fußballs zusammenzuarbeiten." Dass Wilmots als Belgiens Co-Trainer hauptsächlich mit seinen wenig erfolgreichen Chefs Georges Leekens und Dick Advocaat zusammenarbeitete, wissen sie beim Verband nur zu gut. Mehr muss man zu den weiteren Punkten dieses Seitenhiebs gegen Wilmots wohl nicht sagen. Ein geeigneter Nachfolger, der jedoch bisher zu teuer ist, scheint übrigens schon gefunden: Der Verband buhlt laut Medienberichten um Louis van Gaal. Nachdem Daum und Magath einen Job gefunden haben, könnte es zur Not ja auch Stefan Effenberg machen, der sich bestimmt schon per Mail beworben hat.

Die ganze Stellenausschreibung sucht nach einem Trainer, der….

  • Erfahrung besitzt und Resultate in der ständig wandelnden Welt des Fußballs vorweisen kann.
  • bewiesen hat, dass er taktisches und strategisches Know-how an Spieler aus der weltweiten Fußballelite vermitteln kann.
  • in der Vergangenheit gezeigt hat, dass er in der Lage ist, mit allen notwendigen Experten aus der Welt des modernen und anspruchsvollen Fußballs zusammenzuarbeiten.
  • sein soziales Umfeld managen und Höchstleistungen meistern kann.
  • offen und kommunikationsstark ist.
  • in der Lage ist, zwischen verschiedenen Generationen zu vermitteln.
  • bewiesen hat, dass er dazu fähig ist, eine Arbeitsmoral zu schaffen, die auf Höchstleistung aufbaut.
  • belegt hat, dass er innerhalb einer Struktur und einer bestehenden Organisation arbeiten kann.
  • beabsichtigt, entsprechend der Politik des belgischen Fußballverbands zu handeln—in Hinsicht auf das Teammanagement, die Trainingseinrichtung, den finanziellen, kommerziellen und kommunikativen Rahmen.

Eure Bewerbung könnt ihr per Mail hierhin verschicken.