Warum belgische Fans englische Kurvenlieder singen

„Don't take me home, please don't take me home. I just don't wanna go to work, I wanna stay here and drink all your beer! Please don't, please don't take me home!", schallte es im Spiel Ungarn gegen Belgien durch das Stade Municipal in Toulouse. Auch die TV-Zuschauer konnten den englischen Kurven-Klassiker vernehmen, viele von ihnen wussten jedoch zunächst nicht, wer da singt. Das Lied wurde immer wieder im rotgefärbten Belgien-Block angestimmt. Ein wenig später hörte man die belgischen Fans den nächsten Klassiker singen: „Hey, hey Belgium. Uhhhh. Ahhhh. I wanna know,…" Spätestens jetzt waren die meisten deutschen Zuschauer, die vor allem nur die gecoverte Schlager-Version von DJ Ötzi kennen, vollkommen irritiert.

kann die uefa nicht auch strafen verhängen, wenn die fans "hey baby" singen? #HUNBEL
— katjaberlin (@katjaberlin) 26. Juni 2016

Aber warum singen die belgischen Fans so viele Lieder auf Englisch? „Damit Flamen, Wallonen und Deutschsprachige gemeinsam singen können, müssen sie sich auf eine gemeinsame Sprache einigen. Und das ist Englisch", erklärt Thomas Philipp Reiter, Gründer und Vorsitzender des einzigen offiziellen deutschsprachigen Fanclubs der Roten Teufel in Brüssel. Von den mehr als elf Millionen Einwohnern Belgiens sprechen über sechs Millionen Flämisch, im wallonischen Teil und der Hauptstadt Brüssel über vier Millionen Französisch und um die 80.000 Belgier sprechen Deutsch. Das Sprachen-Wirrwarr in Belgien sorgte innerhalb des Landes in der Vergangenheit immer mal wieder für Ärger, die Fußballfans der drei verschiedenen Sprachgemeinschaften scheinen jedoch geeinter denn je. Ein weiterer Grund für die englischen Lieder ist die Liebe der Belgier für die Premier League.

Nicht erst seit Hazard, De Bruyne und Lukaku (oder den acht anderen Premier-League-Spielern im belgischen Kader) schlägt das Herz vieler Belgier für Klubs von der Insel. „Viele Supporter besuchen regelmäßig die Premier League und bringen von dort ihre Impulse mit", erklärt Reiter. Weil keine großen Stars in der belgischen Liga kicken, bildeten sich seit den 80er-Jahren einige Fahrgemeinschaften, die übers Wochenende nach England zu Tottenham und Co. fuhren. „Da kann die deutsche Bundesliga natürlich nicht mithalten", erklärt Reiter. „Oder könntest du dir einen Wallonen vorstellen, der auf Deutsch ‚So ein Tag so wunderschön wie heute' singt? Ich auch nicht."

Die ganze Palette an englischen Hits werden uns die belgischen Fans im Stadion wohl leider nicht präsentieren. Ein weiterer Klassiker aus England wird aber bestimmt nicht wie der verletzte belgische Mannschaftskapitän Vincent Kompany zu Hause bleiben: