Der Labortechniker Daniel Allemann demonstriert einen Drogentest
Der Labortechniker Daniel Allemann demonstriert einen Drogentest || Foto: imago | Bernd Friedel

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Safer Use

​Warum sich deutsche Clubs für das Drug Checking einsetzen und damit auch für dich

Aus Anlass des allerersten internationalen "Drug Checking Day", hat THUMP mit Clubvertretern über die Legalisierung der Tests gesprochen.

Heute ist der weltweit erste Tag für Drug Checking, der "Drug Checking Day". Dahinter stecken internationale Organisationen wie die österreichische checkit!, The Loop aus Großbritannien oder DanceSafe aus den USA. Sie alle treten dafür ein, dass in Zeiten, in denen Konsumenten extrem schwierig einzuschätzen können, wie viel MDMA oder andere Stoffe in einer Ecstasy-Pille stecken oder wie stark ein vermeintliches Kokainpulver mit giftigen Streckmitteln versetzt wurde, die Möglichkeit besteht, seine Drogen legal testen zu lassen. Das ist in vielen Ländern zwar bereits möglich, fällt aber etwa in den USA oder der Schweiz in rechtliche Grauzonen und ist in Deutschland bislang generell nicht erlaubt. Und selbst bei der UN-Drogenaufsicht INCB ist Drug Checking überraschenderweise noch immer kein Thema, wie THUMP Anfang März berichtete.

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Deshalb wird es um 17 Uhr deutscher Zeit dazu auch eine große Fragestunde alias AMA auf Reddit abgehalten. Darüber hinaus soll es zahlreiche Aufklärungsvideos geben.

Deutsche Organisationen sind zwar nicht beim "Drug Checking Day" vertreten, aber zahlreiche Clubs fordern ohnehin seit Jahren landesweit die Legalisierung der Tests. THUMP hat zwei Vertreter gefragt, was ihre Gründe dabei sind.

Gesundheitliche Risiken bekanntmachen

Thilo Färber, Geschäftsführer des Clubs Die Rakete in Nürnberg:

Wir von der Rakete würden Drug Checkings generell begrüßen. Es geht dabei nicht darum, den Drogenkonsum zu fördern, sondern um die Reduzierung des Risikos von Drogenkonsum. Und das ist wichtig, denn viele Leute wissen häufig gar nicht, was sie konsumieren, und welchen Risiken sie sich dabei aussetzen.

Leider sind wir in Nürnberg im Moment noch weit davon entfernt, über Drug Checkings zu sprechen. Unser Problem liegt gerade eher darin, dass die komplette elektronische Szene von Teilen der Behörden und der Polizei kriminalisiert wird und großen Repressalien ausgesetzt ist. Da hat auch THUMP schon drüber berichtet.

Wir arbeiten weiter dran und langsam kommt ja auch etwas Bewegung in die ganze Sache. Hoffen wir mal, dass wir in absehbarer Zeit mit den Behörden auch über Drug Checkings sprechen können.

Den Mythos entkräften, Realitäten akzeptieren

Raimund Reintjes, Büroleiter der Berliner Clubcommission und dort zuständig für das Gebiet "Gesundheit":

Dass Clubs und Livespielstätten den Konsum von Drogen fördern würden, ist ein Mythos, den wir als Verband nachhaltig entkräften wollen. Deshalb erarbeiten wir u.a. zusammen mit Bundesbehörden Strategien, die die sachliche Aufklärung über die Wirkung und Zusammensetzung von Partydrogen durch den sogenannten akzeptierenden Ansatz fördern. Wir akzeptieren, dass Menschen an bestimmten Punkten ihres Lebens des Bedürfnis haben, psychoaktive Substanzen zu konsumieren und sich damit zu stimulieren – und das nicht nur im Nachtleben, sondern überall.

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Wir wünschen uns daher erstens einen kooperativen Dialog entlang der gesellschaftlichen Realitäten und zweitens die Wiederzulassung des mobilen Drug Checking in Clubs und auf Festivals. Denn unserer Einschätzung nach sind die gesundheitlichen Risiken beim Konsum eines Verschnitts solcher Substanzen höher, als wenn man genau weiß, was man da konsumiert.

Drug Checking hat ein rein gesundheits-, nicht konsumförderndes Anliegen: den Konsumenten darüber aufzuklären, was genau er da zu sich zu nehmen gedenkt. Das ist mit Nahrungs- und anderen Genussmitteln vergleichbar, wo man auch über die Inhaltsstoffe und deren Zusammensetzungen auf Verpackungen aufklären muss.

Natürlich kann man darüber diskutieren, welche Substanzen bzw. deren Konsum illegalisiert werden bzw. bleiben sollen. Aber man sollte die Konsumenten nicht doppelt bestrafen, in dem man ihn nicht herausfinden lässt, was genau er konsumiert. Damit erhöht man nur willentlich das Gesundheitsrisiko für die Betroffenen. Das geht bis hin zum Notarzt, der im Fall der Fälle nur selbst kaum bestimmen kann, was da konsumiert wurde. Drug Checking würde auch dazu führen, dass Clubbetreiber Verantwortung für ihre Gäste übernehmen können – nicht für deren möglichen Konsum, wohl aber für ihre Gesundheit. Alle Parteien sind nur an einem friedlichen, komplikationslosen gemeinsamen Feiern interessiert.

Deshalb begrüßen wir auch den neuen Koalitionsvertrag der Berliner Regierung, der wortwörtlich Drug Checking erwähnt und seine Implementierung verspricht. Wir und die Clubbetreiber versuchen in enger Zusammenarbeit mit Polizei und Behörden derweil, die organisierte Kriminalität und den Handel mit Drogen aus den Clubs herauszuhalten.

THUMP war neulich zu Besuch in der Schweiz, wo bereits Drug Checking praktiziert wird. Das Interview über die Effekte der Maßnahmen dort liest du hier.

Unbedarfter Drogenkonsum kann schwere körperliche und psychische Schäden verursachen. THUMP will dich nicht zum Konsum animieren, wohl aber dazu, dass du dich, solltest du Drogen nehmen, möglichst gut darüber informierst. Alle unsere Artikel zum Thema "Safer Use" findest du hier.

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