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Ich blicke schon seit 20 Jahren durch eine Virtual-Reality-Brille auf die Welt

Tony Parisi ist leidenschaftlicher Softwareentwickler und 3D-Fan der ersten Stunde. Seit zwei Jahrzehnten lebt er mit einem Bein in der Virtuellen Realität.
Foto: NASA

Ich kann inzwischen stolz auf über zwei Jahrzehnte zurückblicken in denen ich die Welt durch die Potentiale der virtuellen Realität betrachte. 1994 arbeitete ich in der guten alten Pioniertagen der WWW-Entwickler-Community mit Mark Pesce an einer Virtual Reality Markup Language, auch bekannt als VRML. Unser Ziel war es einen standardisierten Weg zu entwickeln, um virtuelle 3D-Welten mit Hilfe des aufkeimenden Internet miteinander zu verbinden.

Es machte nichts, dass es eigentlich überall nur bescheidene 14k Modems gab, dass die Computer mit 60 Mz liefen, und dass das „Web“ zu der Zeit aus AOL, Compuserve und Prodigy bestand. Wir hatten eine Vision und nichts konnte uns aufhalten. Dazu fanden wir uns als Tech-Enthusiasten in großen Unternehmen wie Netscape, Silicon Graphics, Microsoft und IBM zusammen, um uns für die anstehende Reise zu rüsten.

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Spulen wir vor ins Jahr 2004. VRML ist inzwischen verschwunden, doch ich konnte mein VR-Start-up glücklicherweise schon einige Jahre vor dem Platzen der Internet-Blase verkaufen. Doch nach einer ausgedehnten Pause, in der ich mich mit anderen Sachen beschäftigte, steckte ich plötzlich wieder mitten in einem 3D-Projekt. Diesmal war es X3D, der Nachfahre von VRML mit „modernen“ Grafiken und XML (was damals jeder benutzte). Unser Konzept war eine Breitband-Infrastruktur und Hardware. Ein Plugin benötigten wir immer noch, weil 3D nicht mit dem Browser mitgeliefert wurde. Aber, kein Problem: das war unsere Herausforderung. Wir bauten einige coole Demos, inklusive einer überragenden Shopping-Erfahrung durch eine Kooperation mit eBay.

Die nächsten zwei Jahre verbrachten wir mit Verhandlungen mit Investoren—aber die begriffen es einfach nicht. Ich konnte schon das Blut hinter meinen Augen strömen sehen, weil ich mit meinem Kopf so hart gegen die Wand hämmerte. Und dann geschah etwas wunderbares: Second Life schaffte es auf das Cover der Business Week und die Wirklichkeit einer neuen virtuellen Welt öffnete sich. Ich wischte das Blut weg, staubte das Pech ab, holte einen genialen Silicon Valley CEO an Bord und bekam mit einem Mal 7 Millionen Euro an Kapital auf um Vivaty zu erschaffen, eine browserbasierte virtuelle Welt. Das Gute kommt zu denen, die warten, dachte ich mir damals.

Nicole Stenger im Jahr 1992, die einen VPL Datenhandschuh und eine hochauflösende HRX Brille, entwickelt von Jaron Lanier, benutzt.

Schließlich sollte Vivaty als Opfer von internen Ausrichtungsfehlern, strategischen Fehlzündungen, albernen Produktentscheidungen und vor allem schlechtem Timing nur eine kurze Lebensdauer. 2009 schließlich sprangen alle Kapitalgeber während der Rezession fröhlich aus ihren Second-Story-Fenstern. Wir verkauften unsere großartige Technik an Microsoft und machten weiter.

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Eine Ausstellung von Virtual-Reality-Brillen bei der CES 2014. Foto: Alex Pasternack

Noch einmal vorgespult ins Jahr 2014. WebGL ist hier und da und überall. Smartphones und Tablets können fantastische 3D-Welten darstellen. Es gibt keine Gründe mehr, keine großartigen, gemeinsam nutzbaren 3D-Erlebnisse zu bauen. Wir haben das Rendering, das Breitband und eine große Basis smarter Multimedia-Entwickler. Oh, und Oculus VR gehört jetzt zu Facebook.

Mit einem Schlag braucht das Virtual Reality keine Rechtfertigung mehr für seine Massentauglichkeit, um von einer neuen Generation von Unternehmern für gültig relevant zu werden. Diejenigen, die versuchen mit Leidenschaft ihre virtuellen Ideen zu erschaffen, können nun alles mit neuen Modellen der Nutzerinteraktion und Geschäftsmodellen ausprobieren. Und auch ich bin zurück mit meinen Überlegungen wie ich ein VR Start Up lancieren könnte.

Was für einen Unterschied zwei bescheidene Jahrzehnt technologischen Fortschritts doch ausmachen können.

Tony Parisi ist ein Unternehmer und Software-Architekt. Er hat internationale Standards und Protokolle entwickelt, nennenswerte Software-Produkte erschaffen, Technik-Firmen gegründet und wieder verkauft. Er ist der Mit-Entwickler von VRML und X3D ISO Standards für vernetzte 3D-Grafiken und ist immer noch damit beschäftigt die 3D-Technologie zu verbessern. Eine Version dieses Artikels erschien in seinem Blog.