Deutsche verklagt Airbnb, nachdem sie versteckte Kamera in Wohnung entdeckt

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Deutsche verklagt Airbnb, nachdem sie versteckte Kamera in Wohnung entdeckt

Yvonne S. schlief nackt und besprach intime Details mit ihrem Freund in der Ferienwohnung. Bis sie ein eigenartiges Licht hinter dem Bücherregal entdeckten.

Bild: Shutterstock

Im Dezember 2013 residierte die deutsche Yvonne S. in einer über Airbnb angemieteten Wohnung im kalifornischen Irvine. Nach wenigen Tagen musste sie feststellen, von einer versteckten Kamera überwacht zu werden, die anscheinend ihr Vermieter installiert hatte. Obwohl sie das Problem sofort bei Airbnb meldete, reagierte das Sharing-Economy-Unternehmen ihrer Meinung nach zu langsam—deshalb strengt sie nun im Bezirk Nordkalifornien, San Francisco, eine Klage an.

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Während eine Kameraüberwachung in Hotelzimmern für Gäste und Anbieter unvorstellbar ist, operiert Airbnb hier tatsächlich in einer Grauzone. Obwohl das Unternehmen die Geschäftsbedingungen inzwischen verschärft hat, könnte das Gerichtsverfahren nun weitere Klarheit bringen, wann eine Kameraüberwachung in Airbnb-Privatwohnungen rechtens wäre und wann nicht.

S. kam mit ihrem Partner Kevin S. am 16. Dezember in der Wohnung an und wollte sich bis zum 12. Januar dort aufhalten. Zuerst stellte sie fest, dass die Ferienwohnung ziemlich verdreckt war, was sie Airbnb umgehend meldete. Drei Tage später entdeckten die Frau und ihr Begleiter dann eine ferngesteuerte Kamera, die im Wohnzimmer hinter einem Regal installiert war. Aufmerksam wurden die beiden Besucher auf das Überwachungsgerät, weil ein Licht hinter den Büchern im Regal hervorleuchtete.

Das Paar stellte sogleich fest, dass die Kamera aktiv war, in einem weiten Winkel in den Raum hinein filmte und gleichzeitig Tonaufnahmen machte. Desweiteren scheinen die beiden beobachtet zu haben, wie sich das Gerät bewegte und den Gästen durch das Zimmer folgte, ein Hinweis darauf, dass die Kamera ferngesteuert wurde. Bereits am Tag der Entdeckung richtete S. eine Beschwerde an den IT-Service von Airbnb.

S., die sich in der Wohnung unbeobachtet gefühlt hatte, war zeitweise nackt durch die Räume gelaufen und hatte nachts unbekleidet geschlafen. „Frau . ist zutiefst gedemütigt und verärgert darüber, dass die Kamera sie, während sie vollständig unbekleidet durch die Wohnung ging, ausgespäht hat oder haben könnte", heißt es in der Klage. Sie ist besorgt, dass die Bilder in elektronischer Form ins Internet gelangen könnten."

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Desweiteren befürchtet sie, dass die Vermieter private Gespräche von ihr und ihrem Freund mitgehört haben könnten, die nicht für die Ohren Dritter bestimmt sind. Nach der Entdeckung verließen die Gäste die Wohnung umgehend.

Airbnb ergänzte daraufhin im November 2014 seine Geschäftsbedingungen, um eine Klausel die vorschreibt, dass jegliche Kameras in den vermieteten Räumen den Mietern gegenüber deklariert werden müssen und eine Zustimmung durch den Mieter zwingend erforderlich ist.

Kameras in Privaträumen werden von Wohnungseigentümern häufig eingesetzt, um sich vor Diebstählen zu schützen. Auch Airbnb-Vermieter könnten auf die Idee kommen, sich für den Betrieb von Kameras zu entscheiden, um wertvolle Gegenstände in den an die Mieter überlassenen Räumen zu schützen—schließlich ist eine der Befürchtungen von Airbnb-Anbietern nach einer Vermietung in eine leergeräumte Wohnung zurückzukehren. Ohne eine Zustimmung der Mieter wäre ein solcher Eingriff in die Privatsphäre der Übernachtenden aber kaum zumutbar.

Die überwachte Wohnung wurde nach der Beschwerde von S. trotzdem noch ganze elf Monate regulär weitervermietet.

Die Ergänzung der Airbnb-Richtlinien scheint jedoch nicht überall zu fruchten: Anfang dieses Jahres, im Januar 2015, wurde ein ähnlicher Fall bekannt, in dem bei einer über Airbnb vermieteten Wohnung in Montreal eine Kamera im Schlafzimmer mit Ausrichtung auf das Bett entdeckt wurde. Wie hoch die Dunkelziffern der versteckten Kameras ist, ist nicht bekannt.

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Yvonne S. bezichtigt Airbnb in ihrer am 14. Dezember eingegangenen Anzeige der Nachlässigkeit und wirft den Vermietern eine Verletzung der Privatsphäre, das Abhören und die Verantwortung für psychische Belastungen vor, die sie in der Folge erlitten habe. Da Airbnb nicht umgehend aktiv geworden sei, um die Hintergründe der Vermieter zu ermitteln, klagt S. nun auf eine finanzielle Entschädigung, Schadensersatz und eine Übernahme der Anwaltskosten.

„Als ein direktes und unmittelbares Ergebnis von Airbnbs Nachlässigkeit, musste die Klägerin generelle Schäden erleiden, dazu gehören Schock, Demütigung, Einschüchterung, körperlicher Stress, Verletzung, Stress, Angst und andere Schäden, die während des Verfahrens bewiesen werden", heisst es in der Klageschrift.

Airbnb äußerte sich laut The Verge mit folgendem Statement zu dem Fall: „Auch wenn wir uns zu schwebenden Verfahren nicht äußern, werden wir heftig dagegen angehen. Airbnb nimmt die Aspekte der Privatsphäre sehr ernst. Alle Gastgeber müssen bescheinigen, dass sie alle geltenden Rechte an den jeweiligen Orten erfüllen und es wird natürlich erwartet, dass sie die Privatsphäre ihrer Gäste respektieren."