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Überwachung per Geruchssensor: Neues System riecht Sprüher und ruft die Polizei

Gegen Hardcore-Bomber ist die olfaktorische Überwachung dennoch machtlos.
Screenshot Youtube

Sprayer agieren gerne nachts, wenn die S-Bahn alleine und unbewacht auf ihrem Gleis schläft. Wenn alles gut geht und der Wachdienst oder die Soko Graffiti nicht vor Ort war, dann werden die nächtlichen Kunstwerke erst am nächsten Morgen bei Dienstbeginn von den pflichtbewussten Zugführern bemerkt. Im australischen Sydney soll den Sprühaktionen nun mit einer neuen Technologie ein Ende gesetzt werden: Die in den S-Bahnen verbaute Anlage ruft automatisch die Polizei, sobald der Geruch von Aerosol in der Luft liegt.

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Hinter dem automatischen Grafitti-Alarm steht eine neue Schnüffeltechnologie namens „Mousetrap", die mit Hilfe von Geruchssensoren die Vandalen in flagranti erwischt. Mehr als 30 Sprayer wurden von dem mobil einsetzbaren Gerät bereits auf frischer Tat ertappt und von der Polizei ihrer Taten bezichtigt.

„Mousetrap ist eine Bordtechnologie, die die Dünste der Sprühfarbe aufnimmt, daraufhin in Echtzeit die interne Überwachungsanlage des Transportunternehmens auslöst und die Informationen gleichzeitig an die Polizei übermittelt", erzählte Transportminister Andrew Constance dem Sydney Morning Herald.

Nicht nur die ordentliche Sauberkeit der Züge erfreut die Stadtväter Sydneys, auch finanziell scheint sich die Investition auszuzahlen: Das System hat um die 350.000 Euro gekostet, die Reinigung der Graffitis betrug im letzten Jahr ganze 24 Millionen Euro.

Dass staatliche Stellen gerne mit neuer Technologie gegen Sprüher kämpfen, ist unterdessen nichts Neues. Schon 1972 als der New Yorker Bürgermeister stolz seine Kampagne eines Anti-Graffiti-Days präsentierte, berichtete er auch von den neuen doppelten Zäunen und Hundepatroullien, die die Zugdepots vor den Sprühern schützen würden. Der Plan hat bekanntlich nur mäßig funktioniert. Die späten 1970er und 1980er Jahre wurden zur buntesten Zeit des Train-Graffitis in New York und gleichzeitig zur Begründung einer globalen Bewegung.

In Deutschland erregte die Deutsche Bahn im vergangenen Jahr öffentliche Aufmerksamkeit, als sie ankündigte bald mit Drohnen gegen die Sprüher vorgehen zu wollen. Der Einsatz scheitere allerdings bisher am Nachtflugverbot.

Bild: Wikipedia | CC BY-SA 3.0

Außerdem ist es fraglich, ob das Überwachungssystem mit den Geruchssensoren tatsächlich dafür geeignet wäre, die besonders aktiven Zugsprüher fassen zu können. Die Aktionen erfahrener Sprayer funktionieren nämlich vor allem deshalb so gut, weil sie äußerst schnell wieder vom Tatort verschwinden. Besonders dreiste Zug-Sprayer, wie beispielsweise der Berliner Takt32, gehen inzwischen immer mal wieder so vor, dass sie bei ihren Aktionen zwar sofort vom Bahnpersonal bemerkt werden, aber schlicht schneller verschwinden als die Polizei am Tatort auftauchen kann.

Da hilft auch kein Geruchssensor.