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Ernährung

Warum ignoriert der Bund Veganer und Laktoseintolerante in seiner Ernährungsstudie?

Die Bevölkerung konsumiere zu wenig Milch, heisst es in einer neuen Studie des Bundes. Wir haben beim Bund nachgefragt, wieso das ein Problem sein soll.

Titelbild von Pexels Die Bundesämter für Gesundheit und für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen haben eine neue Studie publiziert, die zum ersten Mal repräsentativ die Ernährungsgewohnheiten der Schweizer Bevölkerung beleuchtet. Ein Punkt macht dabei stutzig: In der Medienmitteilung des Bundes heisst es, dass die Bevölkerung Milchprodukte in ungenügender Menge zu sich nehme. Es scheint fast, als habe man in Bern noch nie etwas von Veganismus und Laktoseintoleranz gehört. Immerhin gibt es in der Schweiz schätzungsweise rund drei Prozent Veganer, unzählige Freegans und etwa 15 bis 20 Prozent Laktoseintolerante. Kommt hinzu, dass sich der Ruf von Milch in den letzten Jahren verschlechtert hat. Dass der Kuhsaft die Knochen stärkt, ist widerlegt und es gibt Hinweise darauf, dass seine industrielle Herstellung für Krebs und Lebensmittelallergien mitverantwortlich ist. Und obwohl der Bund Milchwerbung jährlich mit mehreren Millionen Franken subventioniert, sinkt der Milchkonsum in der Schweiz seit 2004.

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Wir haben mit Eva van Beek, einer Sprecherin des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und
Veterinärwesen, über die Studie geredet.

VICE: In Ihrer Mitteilung zur Studie steht, die Bevölkerung konsumiere zu wenig Milchprodukte. Wie kommen Sie zu dieser Schlussfolgerung?
Eva van Beek: Wir nehmen die Schweizer Lebensmittelpyramide als Vergleichsmass. Milchprodukte sind laut dieser ein zentraler Teil einer gesunden Ernährung eines erwachsenen und gesunden Menschen.

In der Schweiz ernähren sich etwa fünf Prozent der Bevölkerung vegan und zehn Prozent sind laktoseintolerant, Tendenz steigend. Wieso gibt es keine Ernährungspyramide für Veganer oder Laktoseintolerante?
Die Empfehlungen der Schweizer Lebensmittelpyramide richten sich an gesunde Erwachsene. Wer spezielle Diäten befolgt, wie zum Beispiel vegan oder vegetarisch, kann sich zum Beispiel bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung beraten lassen.

Sind solche Empfehlungen nicht diskriminierend gegenüber Menschen, die keine Milch konsumieren können oder wollen?
Nein, wir wollen niemandem empfehlen oder vorschreiben, wie er sich zu ernähren hat, sondern liefern lediglich eine Orientierungshilfe.

Und wo sollen sich Veganer und Laktoseintolerante informieren?
Menschen die krank sind oder besondere Essgewohnheiten haben, können sich an eine Ernährungsberatung wenden.

Wäre es nicht besser, statt der Ernährungspyramide Richtlinien mit den wichtigsten Nährstoffen zu verbreiten? Also, dass man so und so viel Proteine und Vitamine pro Tag braucht. Diese wären ja für alle Menschen gleich, egal wie sie sich ernähren.
Die Ernährungspyramide mit den Bildern ist verständlich genug. Mit Nährwerten und Vitaminen wird das Ganze zu kompliziert. VICE auf Facebook.
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