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Kochberuf

An das Arschloch, das meine Kochmesser geklaut hat

„Wenn du das hier liest: Ich hoffe, du schneidest dich daran und bekommst Zitronensaft in die Wunde!“
Foto von Tracy Rhodes via Flickr

Als Koch sind die Messer ein Teil deines Körpers, ein Teil von dir selbst, mit dem du auch eine emotionale Verbindung eingehst.

Wenn du als Koch in einem Restaurant arbeitest, gibst du gern mal einen Großteil deines Gehalts nur für Messer aus. Ich besitze mittlerweile Messer im Wert von gut 1.700 Euro—Schälmesser, Kochmesser, Filiermesser—, aber es hat lange gedauert, bis ich meine Sammlung wieder vervollständigt hatte, nachdem mir letztes Jahr meine Messer gestohlen wurden.

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Diesen schrecklichen Tag werde ich nie vergessen. Ich hatte gerade frisch in einem Restaurant in der Nähe des Dodger Stadiums angefangen und wollte zu einem Spiel—doch ich Idiot ließ meine Messerrolle im Auto liegen. Als ich zurückgekommen bin, war sie weg. Diese Wichser haben außerdem meine Lederjacke und eine Schachtel Zigaretten mitgehen lassen. Als ich realisierte, dass meine Messer weg waren, bekam ich dieses flaue Gefühl im Bauch, eine Leere, ein bisschen so, wie wenn man erfährt, dass jemand, den man kennt, gestorben ist, und man damit klarkommen muss, dass man diese Person nie wieder sehen wird.

Und wenn der Typ, der mir meine Messer gestohlen hat, das hier liest: Ich hoffe, du schneidest dich daran und bekommst Zitronensaft in die Wunde!

Diese Messer haben mich auf meinem ganzen Weg als Koch begleitet, in der Messertasche war auch ein Wetzstahl von meinen Eltern, der einfach so gut war, dass selbst mein Chef ihn immer benutzen wollte. Ich bin mir sicher, so einen finde ich nie wieder. Von dem schicken Messer, einem Geschenk meiner Ex, gar nicht erst anzufangen: Damit konnte ich sowohl eine Zwiebel schneiden, als auch Rindfleisch perfekt parieren.

Dass meine Messer gestohlen wurden, ist ein richtiger Schock gewesen und hat mich fünf einige Minuten einfach nur sprachlos gemacht. Ich war panisch und hilflos zugleich und fragte mich: „Wie konnte das passieren? Warum ausgerechnet mir?" Irgendwann habe ich mich wieder gefasst und die Polizei gerufen, um den Diebstahl zu melden. Die Beamten meinten zu mir, dass es immer mehr Fälle gestohlener Küchenmesser in L.A. gibt, weil die Diebe schlauerweise erkannt haben, dass sie die Messer für viel Geld weiterverkaufen können—insbesondere Messer aus Kohlenstoffstahl. Am nächsten Tag wurden einem Koch aus dem Restaurant, in dem ich jetzt arbeite, ebenfalls die Messer gestohlen. Es schmerzt einfach unglaublich, weil wir als Köche wissen, wie hart wir für 10 Euro arbeiten müssen, geschweige denn für 200 oder mehr für ein ordentliches Messer.

Am nächsten Morgen habe ich immer noch nicht richtig begreifen können, was da passiert war. Ich fühlte mich hilflos. Wie sollte ich denn ohne mein Werkzeug bei der Arbeit auftauchen? Wenn du in einem coolen Laden arbeitest, leihen dir deine Kollegen ihre billigeren Messer, die für nichts zu schade sind, nicht so wie die teureren Exemplare. Wenn du nicht solche netten Kollegen hast, wirst du wohl die Messer der Restaurantküche nehmen müssen, mit denen du gerade mal Zwiebeln und Karotten schneiden kannst. Das ist, als ob man bei Schuhgröße 43 Schuhe in einer 48 trägt. Die Messer fühlen sich komisch an, man arbeitet automatisch langsamer. Mit den stumpfen Klingen ist man weniger effizient, wodurch man alle anderen in der Küche aufhält. Wenn Messer gestohlen werden, hat das für alle in der Küche Konsequenzen, nicht nur für den Ex-Besitzer.

Es tut immer noch weh, wenn ich daran denke und rein mental werde ich es, glaube ich, nie verkraften können. Das ist ein traumatisches Ereignis, es beeinflusst, wie du über Menschen und deinen Alltag so denkst. Ich wünsche niemandem, dass er Ähnliches durchmachen musst. Mein Erlebnis sollte anderen Köchen eine Lehre sein: Lasst eure Messer nie aus den Augen und vertraut niemanden. Und wenn der Typ, der mir meine Messer gestohlen hat, das hier liest: Ich hoffe, du schneidest dich daran und bekommst Zitronensaft in die Wunde!

Aufgezeichnet von Javier Cabral

Adrian Correa arbeitet als Koch im Rustic Canyon in Santa Monica. Auf Instagram siehst du, was er mit seinen neuen Messern in der Küche so alles anstellt.