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Popkultur

Felix Baumgartner stellt wieder einmal sein Frauenbild unter Beweis

Ein durchaus kritikwürdiges Palmers-Sujet sorgte am vergangenen Wochenende für Aufregung. Anstatt stereotypische Körperbilder zu kritisieren, antwortet Felix Baumgartner lieber mit Bodyshaming gegen die Kritikerinnen.

Screenshot via Facebook

Falls euch seit letzter Woche schon langweilig wurde und ihr euch schon auffallend lange über keine sexistischen, weltfremden oder anderweitig fragwürdigen Äußerungen von sogenannten Alpha-Männchen ärgern musstet, haben wir eine gute Nachricht für euch (und mit "gut" meinen wir "schlecht"): FELIX "All Caps" Baumgartner hat sich selbst zum Rächer der Unterwäsche-Models gemacht und ein Facebook-Posting zu ihrer Ehrenrettung verfasst.

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Aber der Reihe nach. Am Oster-Wochenende postete der Unterwäschekonzern Palmers auf Facebook ein Bild von sechs leicht bekleideten Models, die lediglich Slips tragen und auf dem Bauch liegend ihre Hintern präsentieren. Kommentiert wurde das Bild mit "Unsere Osterhöschen". Die extrem schlanken Frauen auf dem Bild sehen fast kindlich aus – so zumindest die Meinung einiger User, die das Werbesujet von Palmers online kritisierten.

Journalisten und Journalistinnen wie Puls 4-Infochefin Corinna Milborn, Falter-Chefredakteur Florian Klenk oder Falter-Reporterin Nina Horaczek äußerten sich auf Facebook dazu. Aber wie es sich für einen ordentlichen österreichischen Shitstorm gehört, blieb es nicht bei der Kritik, sondern wandelte sich schnell zu einer Kritik an den Kritikern, nach dem Motto "Ja müssen wir denn wirklich immer alles so genau nehmen" und "Können wir nicht einfach mal wie früher die Dinge genießen, ohne gleich darüber nachdenken zu müssen".

Das prominenteste derartige Statement kam schließlich von unser aller All-Felix, der auf seiner Facebook-Page darüber wetterte, wie lächerlich die Aufregung um das Sujet nicht sei und es sich nicht nehmen ließ, sein fragwürdiges Frauenbild, das er unter anderem zur Schau gestellt hat, als er seine Freundin als Tisch benutzte, erneut durchblitzen zu lassen. Es sei kein Wunder, dass sich Corinna Milborn "bei der Figur" über das Sujet aufrege, so Baumgartner, der weiter schrieb, er würde als Rächer der geächteten Models gerne – auch ganz ohne Fallschirm – "dazwischen rein springen".

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Dass Baumgartner die Journalistin, Moderatorin und Buchautorin Corinna Milborn in seinem Posting auf ihren Körper reduziert und ihr aufgrund der subjektiven Einschätzung ihrer Figur das Recht abspricht, unrealistische Schönheitsideale, mit denen Frauen täglich konfrontiert werden, zu äußern, ist nicht nur für ihn ein neuer Tiefpunkt. Es ist vor allem auch ein Musterbeispiel für Bodyshaming.

Mit seinem Posting suggeriert Baumgartner immerhin, Milborn würde sich lediglich deswegen über das Palmers-Sujet aufregen, weil sie neidisch auf die abgebildeten Models wäre – und zeichnet so das altbewährte Bild der Frau als ewig neidische Zicke. Das allein spricht schon für sich. Und wie die Kommentare unter seinem Posting zeigen, scheint er damit auch die Haltung einiger seiner Fans zu treffen, die in Corinna Milborn das Klischee von der ungewollten Jungfer wiedererkennen wollen.

Erst vor kurzem soll Felix Baumgartner eine Fitness-Bloggerin via Facebook angegriffen und ihr geschrieben haben, dass ihre "ewig gleichen Bilder von Bauch und Po langweilig" seien und sie wohl Komplexe haben müsse. Selbst der Boulevard, in dem Baumgartner sonst als gern gesehener Weltall-Held gefeiert wird, reagierte daraufhin verhalten negativ. Das Onlineportal oe24 zum Beispiel bezeichnete sein Frauenbild immerhin als "eigenwillig". Eine Zuschreibung, die in Österreich einigermaßen berühmten Männern vorbehalten zu sein scheint.

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Als beispielsweise der österreichische Autor Thomas Glavinic öffentlich ein ähnliches Frauenbild vertrat, indem er die Autorin Stefanie Sargnagel als "Rollmops" bezeichnete und sich so abfällig über ihr Aussehen äußerte und dann auch noch Berichte über unaufgeforderte Dickpics an Frauen aufkamen, blieb der große Aufschrei aus.

Stattdessen berichtete beispielsweise "Österreichs größtes Frauenmagazin" Woman über Glavinics "Eskapaden", indem es den Autor als "Grenzgänger" bezeichnete. Der Tenor: Künstler wären nun mal eigenwillig (auch wenn Woman bei Glavinic im Gegensatz zu oe24 bei Baumgartner den Begriff nicht direkt verwendet) und außerdem würden die Groupies geradezu bei ihm Schlange stehen.

Ob Baumgartners Selbstinszenierung als Rächer der Schönen genauso viele Reaktionen auslöst wie Corinna Milborns Kritik am vermittelten Frauenbild in der Osterwerbung, bleibt abzuwarten. Milborns kritisches Posting ist mittlerweile jedenfalls nicht mehr öffentlich einsehbar, weil sie sich laut eigenen Angaben nicht mit den Kommentaren auseinandersetzen wollte und konnte; ein weiterer Beweis für das Klima in diesem Land.

Update: In einer vorherigen Version dieses Artikels stand, dass Corinna Milborns Posting gelöscht wurde. Wie sie in einem Statement schrieb, wurde es jedoch lediglich auf privat gestellt. 

Verena auf Twitter: @verenabgnr

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