Am Mittwoch, dem 5.4., lädt der YouTuber MrWissen2go ein Video mit dem Titel "Ist Abtreibung Mord? #mirkosmeinung" hoch. Mirko Drotschmanns Kanal zählt über 480.000 Abonnenten und ist in der Kategorie Education & Science beim diesjährigen Webvideopreis nominiert. Außerdem produziert der Journalist mit Zeitreise2go aktuell ein Format für den MDR. Er weiß, wie man komplexere Inhalte für eine junge Zielgruppe verpackt – und dass auch ernsthaftere Diskurse auf YouTube eine knallige Überschrift brauchen.
Wer dann allerdings auf das Video klickt, wähnt sich plötzlich auf einer Kundgebung selbsternannter Pro-Life-Aktivisten. In dem mittlerweile gelöschten Video zeigt Drotschmann Abtreibungsszenen, fordert Strafen für abtreibende Frauen und spricht bei der Beschreibung der "populärsten" Abtreibungsmethoden ganz bewusst von "Leichenteilen". Wem diese Rhetorik bekannt vorkommt: Sie findet sich auf Dutzenden Abtreibungsgegner-Websites, die mit dramatischen Bildern und Halbwahrheiten mehr emotionalisieren als informieren wollen. Das Bild der Frau, die gefälligst auszutragen hat, was da in ihrem Leib sprießt – jetzt auch im weitestgehend ideologiefreien YouTube-Mainstream zwischen Schmink-Tutorials und Let's Plays.