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Vergewaltigungs-Vorwürfe

Dieses Video zeigt, was passiert, wenn Jörg Kachelmann und Alice Schwarzer aufeinandertreffen

"Es gibt hier drin nur eine verurteilte, vorbestrafte Täterin."

Foto: Jörg Kachelmann und sein Anwalt in der Uni Köln | imago, Future Image

"Der Senat (…) ist davon überzeugt, dass die Beklagte den Kläger wahrheitswidrig der Vergewaltigung bezichtigte." So urteilte das Frankfurter Oberlandesgericht im Oktober 2016. Die Angeklagte: Claudia Dinkel, die Ex-Freundin des Meteorologen und Wettermoderators Jörg Kachelmann. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass sie falsch ausgesagt und sich die Verletzungen selbst zugefügt hatte. Sie hatte Kachelmann 2010 beschuldigt, sie vergewaltigt zu haben; 2011 wurde er freigesprochen. Kachelmann wollte dann Schadensersatz von Dinkel – und gewann den Prozess nach über vier Jahren. Kachelmanns sagte nach der Verhandlung in die Mikrofone der Reporter: Indem man einen Unschuldigen der Vergewaltigung bezichtige, sei das "die größtmögliche Verhöhnung, die man echten Opfern (…) zuteilwerden lassen kann." Ein Schlussstrich nach all den Jahren – könnte man meinen. Aber eine Rechnung hatte Kachelmann noch offen. Mit Alice Schwarzer.

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Die beiden haben eine mediale Schlammschlacht hinter sich, sind sich allerdings bis zu diesem Donnerstag noch nie begegnet. Schwarzer hatte damals in der BILD geschrieben, dass Kachelmann in seinen Beziehungen gewalttätig gewesen sei. Sie bezog sich auf Aussagen anderer Geliebter Kachelmanns. Mit einer Unterlassungserklärung scheiterte er. Eine andere musste Schwarzer abgeben: Nach dem Freispruch hatte sie in einer Emma-Glosse die Worte "einvernehmlicher Sex" und "Unschuldsvermutung" als Unworte des Jahres vorgeschlagen. Ihre Annahme: Kachelmann habe seine Ex-Freundin eben doch vergewaltigt. Noch immer zieht Schwarzer in Vorträgen Kachelmanns Fall heran, eingebettet mit Infos über die vielen Sexualstraftäter, die nicht verurteilt werden. Kachelmann aber sagt: "Ich bin das falsche Beispiel."

Zu ihrem Vortrag diese Woche an der Uni Köln reiste Kachelmann mit seinem Anwalt an, um seine Meinung abzugeben. Die erste Begegnung der beiden in Tweets und einem Video:

Um Steuerrecht geht es natürlich nicht, sondern um "(Sexual)Gewalt gegen Frauen und Recht". Die Anspielung auf Alice Schwarzers Verurteilung wird Kachelmann aber auch noch selbst ablassen. Seinen Anwalt hat er jedenfalls dabei.

Richtig los geht es, als Kachelmann sich zu erkennen gibt und eine Frage stellt. Schwarzer fragt noch einmal nach: "Wer sind Sie denn, Lieber?" – "Mein Name ist Jörg Kachelmann." Booooom. Eins zu null für Kachelmann. Aber es geht ja gerade erst los.

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Die Meinung des Publikums ist schnell klar: Buh-Rufe für Kachelmann, Solidarität für Schwarzer. "Es gibt hier drin nur eine verurteilte, vorbestrafte Täterin", sagt Kachelmann. "Ach, wegen Steuerhinterziehung", sagt eine Frau und lacht. "Nimm ihm doch das Mikro weg!", schreit ein junger Mann in Richtung der Moderatorin.

Die Twitter-Öffentlichkeit, die mitliest und zuschaut, ist da anderer Meinung. Schwarzer sagt: "Ich weiß nicht, ob ich jetzt die richtigen Worte finde. So tief sitzt das. So ein leidenschaftliches Ding ist das, dass die beiden Herren aus Hamburg und Zürich angereist sind? Ich hoffe, Sie verstehen das richtig, ich meine es sogar ernst: Irgendwo bin ich gerührt." Das finden nicht alle lustig:

Auf Smalltalk beim ersten Treffen mit Schwarzer hat Kachelmann keine Lust:

Nicht nur Schwarzer regt Kachelmann auf, sondern auch die Berichterstattung, die ihn zum Störenfried macht, einen Mann, der eben will, dass jeder das anerkennt, was Gerichte entschieden haben.

Dann kehrt er aber wieder zurück zu den Wetter-Tweets, die seine Timeline füllen. Und retweetet einen Post über Mädchen, die früher Nazis waren, bis Weed alles verändert hat. Alles back to normal auf dem Twitter-Profil von Jörg Kachelmann. Die Frage ist, ob es in seinen Leben trotz Freispruch, trotz Schadensersatz, trotz Unterlassungen je wieder ein "back to normal" gibt.

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