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Barkultur

Bartender und unfreundliche Gäste haben einiges gemeinsam

Bartender sind keine Wissenschaftler und unfreundliche Gäste brauchen nicht von Gastfreundschaft sprechen. Wir müssen alle ein bisschen lockerer sein!

Der Bartender weiß bereits, wenn der Typ sich hinsetzt, dass er Probleme machen wird. Der Typ schiebt die Getränkekarte zur Seite. „Mach mir einfach irgendeinen Drink."

Der Barkeeper stellt die üblichen Fragen: „Stark oder erfrischend? Süß oder trocken? Gibt es etwas, das Sie nicht mögen?" Den Typen interessiert es nicht und er ist offenkundig streitlustig. Anderen Gästen wird alles langsam unangenehm.

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Der Barkeeper macht ihm einen Drink. Der Typ probiert ihn und schiebt ihn wieder weg. Der Bartender probiert es noch einmal. „Was genau hat Ihnen daran nicht geschmeckt? Wie könnte ich sie glücklich machen?"

„Ich dachte, ihr Typen wisst, wie man einen Drink macht."

Der Barkeeper geht tief in sich und holt das ehrlichste Lächeln aus sich heraus, das er hervorbringt und entscheidet, an seinen Verstand zu appellieren und ihn nicht zu vermöbeln. „Tut mir leid. Ich möchte ihnen gerne den perfekten Drink mixen. Wir haben uns gerade erst getroffen und Menschen haben unterschiedliche Vorlieben. Ich, zum Beispiel, würde nie dieses Hemd mit dieser Krawatte tragen."

„Das ist ja eine Gastfreundschaft!", erwidert der Gast empört.

Wir Bartender setzen alles daran, dass uns die Leute mit unseren Westen, unseren Hausregeln und unserer Aufrichtigkeit ernst nehmen. Wenn du die Vorstellung, dass jemand sich richtig anstrengt, ein guter Tender zu werden, zum Lachen findest, dann solltest du hier aufhören zu lesen. Was du jetzt lesen würdest, würde deine Ansicht nur bestärken, dass es verrückt ist, dass ein paar Erwachsene ihr Leben damit verschwenden, ein so kurzlebiges Produkt wie einen Drink zu perfektionieren. Irgendwo hast du vielleicht recht.

Wenn du dich an die Anfänge der Cocktail-Auferstehung erinnern kannst, dann weißt du vermutlich noch, wie viele Fragen gestellt wurden. Die Branche hatte noch keine richtige Linie. Jeder redete Blödsinn und alle handelten unüberlegt. Die Barkeeper, die versuchten, ihre Arbeit ernst zu nehmen, waren auf der Suche nach Antworten. Inmitten des ganzen dämlichen Gequassels, gab es plötzlich ein paar Leute, die nachdachten, darüber schrieben und die Richtung angaben.

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Die Entdeckung dieser Wissenschaft für Cocktails, der Mixologie, hatte eine tiefgreifende Wirkung auf uns Getränkemischer. Wir sprechen hier nicht von molekularer Cocktailkunst, das Pendant der Molekularküche, wo man auf alles Espumas haut und mit Stickstoff arbeitet. Nein, wir konnten durch die Mixologie herausfinden, was passiert, wenn wir das mit dem Alkohol machten, im Gegensatz zu jenem oder wie man Drinks schütteln muss, damit sie kälter werden, ohne dass sie zu sehr verdünnt werden.

Genau wie das wissenschaftliche Wort Mixologie von Bartendern benutzt wird, die oft von Wissenschaft wenig Ahnung haben, genauso sprechen die ungastlichsten Leute von Gastfreundschaft.

Ein Barkeeper kann selten alle seine Gäste zufriedenstellen. Wenn wir uns zwischen Restaurants und Kellerbars bewegen, wird die Bandbreite von akzeptiertem Verhalten ausserdem immer größer, aber sie muss auch ihre Grenzen haben.

Siehst du die Frau, die hinter der Bar steht? Beobachte sie. Sieh genau hin, mit was sie sich um halb vier Uhr morgens herumschlagen muss. Dann hältst du ihr einen Vortag über Gastfreundlichkeit. Das Ergebnis wird dich zum Staunen bringen!

Die größte Herausforderung eines Barkeepers liegt immer darin, den Gast an erste Stelle zu setzen, auch wenn manche es verdient hätten, in hohem Bogen rausgeschmissen zu werden.

Also, ihr unfreundlichen Gäste, die uns mit dem Wort Gastfreundschaft nerven, und wir Bartender, die glauben, uns Mixologen nennen zu müssen: Lasst uns lockerer werden, uns allen zuliebe.