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Chelsea hat mehr Spieler verliehen als im eigenen Kader stehen

Kaum ein anderer Klub auf der Welt ist so umtriebig, wenn es um das Einfädeln von Leihgeschäften geht. Und die zahlen sich in vielen Fällen auch noch aus. Dass Roman Abramovitsch damit den Transfermarkt verzerrt, ist ihm herzlich egal.

Cedidos del #Chelsea pic.twitter.com/irBaTI8uQR
— Esteban Gómez (@MiRondo) September 1, 2015

Der FC Chelsea ist einfach ein seltsamer Klub. Nicht nur, dass er von einem exzentrischen russischen Multimilliardär geführt wird, das Team hat auch einen Trainer, der irgendwo zwischen Riesengenie und Riesenarschloch anzusiedeln ist. Dass er zudem viele große Namen in seinen Reihe hat, sollte auch kein Geheimnis sein. Doch Chelsea ist gleichzeitig auch ein Verein voller 0815-Spieler und/oder Spieler, die (ganz) vielleicht mal eine große Zukunft erwartet.

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Chelseas Kontingent an Spielern, die talentiert genug waren, um vom Verein unter Vertrag genommen zu werden, aber (noch) nicht talentiert genug sind, um für die erste Mannschaft zu spielen, sucht in Europa seines Gleichen. Aktuell haben die Blues nämlich 33 Spieler verliehen—also mehr, als in ihrem gesamt Kader stehen. Viele Spieler wurden beim niederländischen Klub Vitesse Arnhem geparkt, der eine Partnerschaft mit Chelsea pflegt, mit dem Auftrag, Blues-Talente unter seine Fittiche zu nehmen.

Dass Mannschaften Spieler holen, um sie dann gleich wieder zu verleihen, ist eine gängige Praxis in Europa, die auch—und vor allem—in der Bundesliga immer mehr Schule macht. Doch das Ausmaß an Leihgeschäften, das Chelsea mittlerweile an den Tag legt, ist jenseits von Gut und Böse. Dank ihrer endlos tiefen Taschen horten sie unzählige Talente und verzerren so den globalen Transfermarkt. Aber warum verleiht Chelsea überhaupt so viele Spieler?

Ein kurzer Blick in die Vergangenheit macht die Motive dahinter schnell deutlich. Denn Leihgeschäfte haben sich für die Blues in vielen Fällen finanziell kräftig ausgezahlt. Da wäre zum Beispiel der Ex-Wolfsburger Kevin de Bruyne zu nennen. 2012 holte Chelsea den Belgier für 8 Mio. Euro vom KRC Genk. Nach mehreren Leihen, unter anderem zu Werder Bremen, wechselte de Bruyne dann im Januar 2014 für 22 Mio. Euro zum VfL Wolfsburg. Macht einen Gewinn in Höhe von 14 Mio. Euro. Nicht schlecht für einen Spieler, der insgesamt nur neunmal das Trikot der Blues überstreifte. Auch bei Romelu Lukaku haben die Chelsea-Scouts einen ähnlich guten Riecher bewiesen, auch wenn sie in seinem Fall ein größeres finanzielles Risiko eingegangen sind. Denn für den im Jahr 2011 gerade mal 18-Jährigen überwies Chelsea stolze 22 Mio. Euro an den RSC Anderlecht. Nach mehreren Leihgeschäften und nur wenigen Auftritten für seinen eigentlichen Besitzerklub wurde er 2014 an den FC Everton für 35 Mio. Euro verkauft. Macht auch hier einen stattlichen Gewinn, und zwar in Höhe von 13 Mio. Euro.

Doch Chelseas Leihgeschäfte müssen nicht immer in einem lukrativen Weiterverkauf münden. Manchmal dient die Leihe tatsächlich dazu, einem großen Talent Spielpraxis zukommen zu lassen, um ihn anschließend in das eigene Team einzubauen. Bestes Beispiel ist dafür Thibaut Courtois, der nach seiner Verpflichtung umgehend zu Atlético Madrid verliehen wurde, dort zu einem echten Schlüsselspieler gereift ist und mittlerweile wieder bei den Blues als unangefochtene Nummer eins spielt.

Es gibt aber auch Fälle, bei denen sich der perspektivisch verpflichtete Spieler bei seinen Leihstationen beileibe nicht so entwickelt, wie sich die Blues das vorgestellt hatten. Stichwort Marko Marin. Der unterschrieb 2012 einen Fünfjahresvertrag bei Chelsea und wurde schon an vier verschiedene Vereine ausgeliehen (mittlerweile spielt er—wenn er denn spielen wird—bei Trabzonspor). An eine Rückkehr zu den Blues ist in diesem Fall nicht zu denken.

Doch auch davon werden sich die Herren Abramowitsch und Mourinho nicht abschrecken lassen und weiter fleißig einkaufen und weiterverleihen. Ganz sicher.