Nicht alle Körper sind dünn, weiß und unversehrt. Trotzdem sind die, die wir in den Medien und unseren Social-Media-Feeds sehen, häufig alles andere als divers – insbesondere, wenn es um queere Menschen in einem intimen Setting geht. Aber nicht jede LGBTQ+-Liebesgeschichte dreht sich um zwei durchtrainierte Cowboys in einem Zelt und dementsprechend können sich viele queere Menschen nur schwer mit dem identifizieren, was sie auf ihren Bildschirmen sehen.
Das bemerkte Jesse van den Berg aus den Niederlanden bereits als Teenager. “Wann immer eine queere Person auftauchte, hatte sie häufig eine sehr eindimensionale Rolle voller Klischees”, sagt Jesse. “Und queere Liebesgeschichten wurden zu tragischen Spektakeln gemacht. Mir hat es gefehlt, queere Menschen in gesunden und liebevollen Beziehungen zu sehen.”
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In Jesses Fotoserie Queer Power sieht man intime und verletzliche Fotos von Freundinnen, Freunden und Bekannten, die ein breites Spektrum von Queerness zeigen.
Nach dem Abschluss an der St. Joost School of Art & Design in Den Bosch zu Beginn des Lockdowns wurde Fotografie ein Weg für Jesse, um sich mit interessanten Menschen aus der LGBTQ+-Szene zu vernetzen, mit denen Jesse während dieser sozial abgeschotteten Phase sonst nicht in Kontakt gekommen wäre. Sie erlaubte Jesse auch, sich selbst besser kennenzulernen.
“Vor der Pandemie wusste ich nicht wirklich, was meine Identität als queere Person wirklich bedeutet”, sagt Jesse. “Dank dieser Menschen bin ich auch weniger hart zu mir selbst geworden. Ich traue mich, viel mehr meine Weiblichkeit auszuleben. Die hatte ich davor aus Scham unterdrückt.”
Einige der Menschen, die Jesse fotografiert hat, sind alte Freundinnen und Freunde, andere hat Jesse auf Social Media kennengelernt. Zu letzteren gehört auch D’Andre, ein übergewichtiger Schwarzer Tänzer. In seinem Berufsfeld sind Körper wie seiner eine Seltenheit.
Suus wiederum ist ein Freund von Jesse, dessen Körper sich in den vergangenen Jahren stark verändert hat. “Er ist transmaskulin und hat intensiv trainiert – er hat sogar sein eigenes queeres Fitnessunternehmen gegründet”, sagt Jesse. “Vor Kurzem sagte er mir, dass er sich gerne ein Foto seiner Brust zu Hause aufhängen würde. Er hat endlich den Körper, der zu ihm passt.”
Dirk hat Jesse bei einer Fotomesse kennengelernt, wo er über die fehlende Repräsentation von Menschen mit kleinen Penissen sprach. “Insbesondere in der maskulineren Schwulenszene wird häufig betont, wie gut es ist, einen großen Schwanz zu haben”, sagt Jesse. “Dirk ist außerdem dick, was in der Schwulenszene ebenfalls weniger repräsentiert wird.”
Neben wunderschönen Fotos sind aus den Shootings auch enge Beziehungen entstanden. “Man führt direkt sehr persönliche Gespräche, was diese Begegnungen sehr besonders macht”, sagt Jesse. “Ich glaube, einige Menschen fühlen sich wohl, wenn sie von mir fotografiert werden, weil ich selbst auf Social Media und im echten Leben so offen mit meinen Erfahrungen und Problemen umgehe.”
Die Shootings zeigten Jesse auch, dass wahre Stärke häufig im Zulassen von Verletzlichkeit liegt. “Sich bloßzustellen und ehrlich zu sein, das ist für mich beeindruckend.”
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