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Rocker

Schusswaffen, Geld und Drogen – Der Hintergrund zur Großrazzia bei den Hells Angels in NRW

Die verbotenen Rockergruppen sollen Verbindungen zu libanesischen Großfamilien gehabt haben.
Foto: Polizei Essen und Mühlheim

Es ist eine der größten Razzien der letzten Jahre in Nordrhein-Westfalen: 700 Polizisten durchsuchen seit sechs Uhr morgens zahlreiche Wohnungen und Geschäfte im ganzen Bundesland. Die Razzia richtete sich gegen Mitglieder des Hells-Angels-Chapters "MC Concrete City" und eine Untergruppe namens "Clan 81 Germany", die beide am frühen Morgen vom Innenminister Herbert Reul verboten worden waren.

Bei der Razzia wurden bisher insgesamt 13 Messer, ein Gewehr, ein Revolver und eine Armbrust sichergestellt, erklärte Reul auf einer Pressekonferenz. Dazu kamen noch geringe Mengen Betäubungsmittel und 60.000 Euro Bargeld. Außerdem beschlagnahmte die Polizei "neun Motorräder, fünfzehn Kutten und elf Glücksspielautomaten", sagte der Innenminister.

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"Die Mitglieder des Vereins sind nachweislich kriminell", hatte Reul vorher in einem Statement erklärt. "Ihr Alltag besteht aus Gewalt, Waffen, Drogen und Zwangsprostitution. Deshalb ist es wichtig, dass die NRW-Polizei jetzt schnell und robust wieder für Recht und Ordnung sorgt."

Der "MC Concrete City" ist eine in Erkrath (bei Düsseldorf) gegründete Ortsgruppe der Hells Angels. Die Rocker scheinen sich teilweise aus einer ortsansässigen libanesischen Großfamilie zu rekrutieren. Im August und im September waren Hells Angels in zwei Massenschlägereien zwischen libanesischen Großfamilien in Erkrath verwickelt.

Bei der ersten Schlägerei trafen circa 40 mit Knüppeln bewaffnete Männer aufeinander, dabei wurden drei Polizisten verletzt. Beim zweiten Mal, knapp einen Monat später, eskalierte es noch weiter: Ungefähr 175 Männern belagerten eine Bar, in der sich etwa 25 der Rockerszene nahestehende Libanesen verbarrikadiert hatten. Die Polizei, durch die Erfahrung aus dem Vormonat gewarnt, rückte diesmal gleich mit Bereitschaftspolizei, Hundestaffel und einem Hubschrauber an.

Diese Schlägereien hatten offenbar den Ausschlag für die Behörden gegeben, die Erkrather Angels genauer unter die Lupe zu nehmen. "Das versetzt die Bürger in Angst und Schrecken, da geht Vertrauen in den Rechtsstaat verloren", erklärte Innenminister Reul auf der Pressekonferenz. Im Zuge der Beobachtungen stießen die Ermittler dann noch auf weiter Straftaten.

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Im April besuchte Bushido den örtlichen Hells-Angels-Boss in Mönchengladbach

"Der Verein verfolgt eine Gebiets- und Machtentfaltung auf dem kriminellen Sektor gegenüber verfeindeten OMCGs (Outlaw Motorcycle Gangs), insbesondere aber auch gegenüber verfeindeten libanesischen Großfamilien", zitiert die Bild aus der ihr vorliegenden Verbotsverfügung. "Insbesondere für die Drogengeschäfte wollen sie keine Konkurrenz im räumlichen Bereich in und um Erkrath."

Dass sich Rocker mit libanesischen Großfamilien verbünden oder bekriegen, ist in Nordrhein-Westfalen kein ganz neues Phänomen: In Duisburg, berichtet die RP Online, machten sich Ermittler schon vergangenes Jahr Sorgen um einen "unheilvolle Allianz" zwischen den örtlichen Hells Angels und einer vor allem im Stadtteil Marxloh ansässigen libanesischen Familie. Die Hells Angels in Mönchengladbach sollen sich sogar mit den Berliner Abou Chakers verbündet haben, ebenfalls eine berühmt-berüchtigte libanesische Großfamilie. Im April besuchte der Rapper Bushido, der enge Verbindungen zu einigen Abou Chakers hat, den örtlichen Angels-Boss sogar in seinem Laden in Mönchengladbach.

Voraussichtlich erwarten uns demnächst noch mehr Meldungen dieser Art: Die Behörden wollen kriminellen Hells Angels weiter das Leben schwermachen. Auf der Pressekonferenz erklärte Innenminister Reul, dass es gut möglich sei, dass bald weitere Chapter verboten und zerschlagen werden.

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