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Snowden: Strafverfolgung mutmaßlicher NSA-Whistleblowerin gefährdet Pressefreiheit

Die 25-jährige R.L. Winner sitzt seit Samstag in Einzelhaft, weil sie vertrauliche Geheimdienstdokumente an die Presse weitergegeben haben soll. Das strafrechtliche Vorgehen der US-Justiz ist dabei eine Gefahr für uns alle.
Bild: Imago | Kyodo News

Am Montag veröffentlichte die Enthüllungsplattform The Intercept streng geheime NSA-Dokumente, in denen beschrieben wird, wie russische Hacker versuchten, die US-amerikanische Wahl zu beeinflussen. Wenige Stunden später gab das US-Justizministerium die Festnahme einer gewissen Reality Leigh Winner bekannt. Die Angestellte eines privaten Dienstleisters für die NSA war am Samstag von FBI-Beamten zuhause abgeführt worden. Der 25-Jährigen wird vorgeworfen, "geheime Dokumente aus einer Regierungseinrichtung entfernt und an ein Medienunternehmen gemailt zu haben".

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Auch wenn in den letzten Jahren immer wieder vertrauliche Informationen aus US-Regierungskreisen an die Presse weitergegeben wurden – wie beispielsweise die sogenannten Drone Papers, die ebenfalls von The Intercept veröffentlicht wurden – unterscheidet sich die mutmaßliche Whistleblowerin Winner von ihren Vorgängern: Nach den Snowden-Leaks im Jahr 2013 wurde bisher keine neue Enthüllung mit einem konkreten Namen oder Gesicht in Verbindung gebracht. Das macht Winner in gewisser Weise zur Nachfolgerin Edward Snowdens.

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Dieser hat sich nun auch selbst zur Verhaftung von Winner zu Wort gemeldet. Snowden, der sich in den letzten Jahren immer wieder öffentlich für die Rechte von Whistleblowern ausgesprochen hat, brachte mit einer offiziellen Stellungnahme über die Freedom of the Press Foundation seine Bedenken zum Ausdruck, was das korrekte strafrechtliche Vorgehen gegen R. L. Winner betrifft: "Wenn eine journalistische Quelle strafrechtlich verfolgt wird, ohne dass eine Jury vorher sorgfältig den Schaden oder Nutzen der journalistischen Tätigkeit abgewogen hat, so stellt das eine grundlegende Gefahr für die Pressefreiheit dar."

Das hat Winner bei der Weitergabe der Dokumente falsch gemacht

Damit kritisiert Snowden vor allem, dass Winner für die Verletzung des Espionage Act angeklagt wird, der noch aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammt. Auf der Grundlage dieses Gesetz, das damals für die Verurteilung von Spionen geschaffen wurde, wird ihr das Recht verwehrt, einer Jury vor Gericht ihre Beweggründe für die Weitergabe der Informationen darzulegen.

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Wie Snowden weiter erklärt, gebe es außerdem keine Grundlage dafür, die Angeklagte auf unbestimmte Zeit und in Isolationshaft festzuhalten: "Winner stellt weder eine Bedrohung für die öffentliche Sicherheit dar, noch besteht die Gefahr, dass sie außer Landes flüchtet. Dass eine Bürgerin auf unbestimmte Zeit in Einzelhaft darauf warten muss, für das angebliche Verbrechen verurteilt zu werden, als journalistische Quelle fungiert zu haben, sollte uns alle empören."

Hier ist das vollständige Statement von Edward Snowden:

The Justice Department released an indictment of twenty five year-old NSA contractor Reality Winner yesterday, just a few hours after the Intercept posted a story based on a top secret document that described how the NSA believes Russian actors tried to hack into US voting infrastructure. Much is unknown, as the public is made to depend upon the potentially unreliable claims of government prosecutors, while Winner is held in jail without any contact with the public.

What we do know is clear: Winner is accused of serving as a journalistic source for a leading American news outlet about a matter of critical public importance. For this act, she has been charged with violating the Espionage Act—a World War I era law meant for spies—which explicitly forbids the jury from hearing why the defendant acted, and bars them from deciding whether the outcome was to the public's benefit. This often-condemned law provides no space to distinguish the extraordinary disclosure of inappropriately classified information in the public interest—whistleblowing—from the malicious disclosure of secrets to foreign governments by those motivated by a specific intent to harm to their countrymen.

The prosecution of any journalistic source without due consideration by the jury as to the harm or benefit of the journalistic activity is a fundamental threat to the free press. As long as a law like this remains on the books in a country that values fair trials, it must be resisted.

No matter one's opinions on the propriety of the charges against her, we should all agree Winner should be released on bail pending trial. Even if you take all the government allegations as true, it's clear she is neither a threat to public safety nor a flight risk. To hold a citizen incommunicado and indefinitely while awaiting trial for the alleged crime of serving as a journalistic source should outrage us all.