Drogen

Kranker Scheiß aus dem Alltag von Hostel-Angestellten

"Am nächsten Morgen schlief das Schwein im Billardraum im siebten Stock neben einem thailändischen Tätowierer, der sich als Pirat verkleidet hatte."
Menschen beim Partymachen
Das hier ist nur ein Symbolfoto. Dieser junge Mann würde sich in einem Hostel ganz sicher zivilisiert verhalten | Foto: Niamzher | Flickr | CC BY 2.0

Backpacker sind wie ein Geschwür im Hostel-Alltag. Das sind meist junge Männer und Frauen, die jetzt zum ersten Mal in die weite Welt ziehen, die im Haushalt noch nie einen Finger krumm machen mussten, die ihr Essen immer schön von den Eltern gekocht bekommen haben und glauben, dass mehrere Tage ohne Dusche doch voll OK sind. Diese jungen Menschen fallen jetzt – angetrieben von Billigwein und Partywut – in den Hostels dieser Welt ein und füllen dort wiederum die 30-Betten-Schlafräume mit dem Gestank ihrer Füße und die Gemeinschaftskühlschränke mit ihrem verfaulendem Essen. Von dem ganzen Sex und der Kotze wollen wir gar nicht erst anfangen.

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Deswegen haben wir Menschen, die in Hostels arbeiten, darum gebeten, uns die schlimmsten Backpacker zu beschreiben, mit denen sie je zu tun hatten.


Auch bei VICE: Auf der Jagd nach dem Honig, der Menschen halluzinieren lässt


The Yellow Hostel, Rom

2016 checkte ein 40-jähriger Neuseeländer bei uns ein, der behauptete, ein Priester aus dem Vatikan zu sein, und dass er sich bei seiner Reise selbst finden wolle. Er vertraute mir an, dass er seine Sexualität hinterfrage und etwas Zeit brauche, um über sein Priesterdasein nachzudenken. Damals boten wir eine Partytour im Bus an, bei der sich die Gäste kennenlernen und zusammen feiern. Überraschenderweise schien das dem Priester total zu gefallen, er meldete sich sofort an.

Nach zu viel Alkohol und zu wenig Wasser kam er mit den anderen Gästen ins Hostel zurück. Die schliefen schnell ein, der Priester aber haute mitten in der Nacht heimlich ab. Am nächsten Morgen merkten seinen neuen "Freunde", dass er ihnen ihre ganzen Sachen geklaut hatte. Nach einer kurzen Google-Suche fanden wir heraus, dass der Priester in Wahrheit ein erfahrener Betrüger war, der sich schon in ganz Australien und Neuseeland als Geistlicher ausgegeben hatte. Hoffentlich hat er seine Sünden gebeichtet.

Sant Jordi Hostel, Barcelona

2016 tauchte ein Typ im Anzug an unserer Rezeption auf und wollte mit einer Kanadierin reden, die zusammen mit ihrer Freundin seit einigen Tagen bei uns übernachtete. Ich erinnerte mich an sie, weil sie bei uns mit einem Australier geschlafen hatte. Ich ging in ihr Zimmer und sagte, dass unten ein Mann auf sie warte. Ihre Freundin rief, ich solle abhauen, und der Australier – der gerade in ihrem Bett lag – wirkte total verwirrt. Die Kanadierin sagte, dass der Typ am Empfang nur ihr fester Freund sein könne.

Im Pyjama folgte sie mir nach unten, wo sie den Typen umarmte. Der zog daraufhin einen Diamantring aus der Tasche, ging auf sein Knie und machte ihr vor mir einen Heiratsantrag. Ich konnte es kaum fassen – und das Ganze war mir auch total unangenehm, weil ich ja wusste, was die Frau die letzten Tage getrieben hatte.

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Downtown Hanoi Backpackers, Hanoi

Während eines vom Hostel organisierten Ausflugs machten wir in einem Restaurant kurz vor Hanoi Pause. Ein mittelalter Australier war schon ordentlich betrunken und entschied sich spontan dazu, das Hängebauchschwein zu retten, das die Restaurantbesitzer in einem Käfig hielten und eigentlich schlachten wollten. Irgendwie schaffte es der Australier, den Typen an der Kasse zu bestechen. Und schon steckte das Schwein in einem Sack und fuhr mit uns zurück nach Hanoi. Wir dachten alle, der Australier würde das Tier bei einer der umliegenden Farmen freilassen.

Der Australier hatte aber andere Pläne. Am nächsten Morgen schlief das Schwein im Billardraum im siebten Stock des Hostels neben einem thailändischen Tätowierer, der sich als Pirat verkleidet hatte. Ein bizarrer Anblick. Kurz nach diesem Zwischenfall machte das Hostel leider dicht.

Retox Hostel, Budapest

Einmal verlängerte ein Typ seinen Aufenthalt bei uns, weil ihm jemand das Gesicht mit Henna-Tattoos zugekleistert hatte, als er völlig betrunken war. Ich war überrascht, ihn zu sehen, weil ich wusste, dass er an dem Morgen eigentlich nach Griechenland weiterfliegen wollte. Er lehnte oben ohne an unserer Bar und drehte sich zu mir. Ich dachte erst, das wäre Dreck in seinem Gesicht, aber dann erkannte ich die Henna-Farbe.

OK, er sah schon ziemlich schräg aus, aber Leute haben schon unter ganz anderen Umständen ihre Flüge angetreten. Da musste noch mehr sein. Schließlich nahm er seine Mütze ab und zeigte mir, warum er wirklich noch da war: Auf seiner Stirn stand in riesigen Buchstaben "I HAVE DRUGS IN MY ASS" geschrieben.

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El Rio Hostel, Kolumbien

Bei uns war mal ein Schotte zu Gast, der sich eines Abends komplett abschoss und sich dann einredete, seine Freunde wollten ihn entführen. Also rannte er los und sprang in den Fluss neben unserem Hostel. Einige Angestellte hatten ihn dabei beobachtet und weckten mich besorgt auf. Wir schickten einen Suchtrupp in kleinen Fischerbooten los.

Um neun Uhr morgens tauchte schließlich die Polizei im Hostel auf und lieferte den Schotten bei uns ab. Der hatte es rund 16 Kilometer flussabwärts bis zum Eingang des Tayrona-Nationalparks geschafft, wo er die Polizei im tiefstem Glasgower Dialekt darum bat, ihn zurück nach Schottland zu bringen. Dann hatte er den Beamten den Namen unseres Hostels verraten, und die standen jetzt mit ihm an unserer Rezeption, damit er seine Rechnung bezahlen konnte. Sie sagten, dass sie ihn bis nach Santa Marta bringen könnten, und taten das dann auch. Wir wissen aber bis heute nicht, ob der Schotte es bis nach Hause geschafft hat.

Raratonga Backpackers, Cookinseln

Einmal waren zwei unserer Gäste so laut, dass wir sie rausschmeißen mussten. Aber sie weigerten sich einfach. Als wir in ihr Zimmer gingen, schlug uns ein absolut grausamer Gestank entgegen.

Wie sich herausstellte, hatte das chinesische Pärchen über mehrere Wochen hinweg um die 1.000 Seegurken auf dem Dach des Hostels getrocknet und dann im Zimmer gelagert. Anscheinend waren sie jede Nacht rausgeschlichen, um in der angrenzenden Lagune neue Gurken zu sammeln. Wegen des Lärms konnten die anderen Gäste kaum schlafen.

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Das Pärchen wollte die Seegurken wohl mit zurück nach China bringen, weil die dort als Delikatesse gelten. Anscheinend wurden die beiden schließlich von der Insel verwiesen.

(Diese Geschichte ist zuerst auf dem Reiseblog "Never Ending Footsteps" erschienen)

Zimmer frei: Das Geschäft mit den Flüchtlingen

Bodega Hostel, Ko Phangan, Thailand

Erst vor kurzem hatten wir einen Gast, der bei der berüchtigten Full-Moon-Party zu tief ins Glas geschaut hatte. Zurück im Hostel kackte er sich dann in die Hose, während er die Treppe hochkroch. Er nahm den Scheißhaufen in die Hand und mit in sein Zimmer. Im Bad muss ihm dann aufgefallen sein, was er da in seinen Händen hielt, denn er warf die Fäkalien an die Wand und kotzte alles voll. Dann packte er hastig und kackeverschmiert seine Sachen und checkte aus. Meine Angestellten waren so schockiert, dass sie nichts sagten.

Das Verrückteste kommt aber noch: Noch am selben Tag kam der Gast zurück und fragte, wie viel er uns schulde. "Ich hoffe, ihr habt das alles auf Video. Mann, ich bin echt ein Idiot", sagte er lachend. Und dann checkte er wieder ein.

Bayswater Hostel, London

Ich habe ein Jahr lang dieses sehr geschäftige Hostel mitten in London geleitet, das in den drei Jahren zuvor bei der Polizei sogar auf der Liste der "Problem-Hostels" stand. Einmal musste ich während einer feuchtfröhlichen Party direkt vor dem Hostel bei der Geburt eines Kindes helfen, während mir der Notruf am Telefon Anweisungen durchgab. Ein anderes Mal war ein älterer Italiener bei uns zu Gast, der im 24-Betten-Schlafsaal übernachtete und sich ganze vier Stunden lang weigerte, auch nur ein Kleidungsstück anzuziehen. Das waren wirklich die wildesten zwölf Monate meines Lebens.

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