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Wirres Deutschland

Reichsbürger legt die A3 lahm

Die Flucht vor der Polizei war trotzdem erfolglos.
Collage: VICE | Auto: imago | Strussfoto | Flagge: Wiki Commons

Die Polizei kam gegen 12:15 Uhr mit einem Haftbefehl ins rheinland-pfälzische Windhagen. Die Beamten wollten am Dienstag einen 65-Jährigen festnehmen, der als Reichsbürger gilt. Sein Vergehen war vergleichsweise klein. Er hatte eine 150-Euro-Strafe nicht bezahlt und sollte für fünf Tage in Ordnungshaft.

Der Mann konnte jedoch mit einem Pkw auf die Autobahn fliehen. Die Polizei versuchte, ihn zu stoppen, doch der Mann ignorierte sie einfach. Sie schalteten ihre Kollegen aus NRW ein, weil sie wussten, dass es bei Köln-Mülheim einen Stau gab, der den Reichsbürger zum Anhalten zwingen würde. Mit dem Stau konnte er nicht umgehen. Den hatte er offenbar bei seiner Fahrt durch das Deutschland in den Grenzen von 1937 – wie sich das Reichsbürger vorstellen – nicht eingeplant.

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Auch auf der Autobahn weigerte sich der Reichsbürger, einfach so aufzugeben, und verriegelte seine Türen. Die Polizei hatte aber unterdessen die Geduld verloren und schlug einfach die Fenster ein. Der Mann gab auf und ließ sich festnehmen. Dafür musste allerdings die Autobahn in Richtung Köln gesperrt werden, was für weitere fünf Kilometer Stau sorgte.


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Es ist ein altes Muster unter Reichsbürgern, Streit mit den Behörden eskalieren zu lassen. Sie erkennen die Autorität des Staates grundsätzlich nicht an. Oft weigern sie sich, Kleinstbeträge zu zahlen, zum Beispiel wegen Falschparkens. Sie erschaffen eigene Führerscheine und Ausweise, die sie an ihre Anhänger in Fantasiewährungen verkaufen, um damit ihre Unabhängigkeit zu demonstrieren. Sie weigern sich, Steuern zu zahlen, bis das Amt ihre Konten pfändet oder Erzwingungshaft anordnet. Das Finanzamt ist – wie für jeden anderen Deutschen auch – der Endgegner. Da helfen keine "kruden, langen Schreiben", die den "eigenen Standpunkt untermauern" sollen.

Für Reichsbürger gilt trotzdem: "Der Weg zur Freiheit führt über die Bürokratie, über Schriftsätze und Paragrafen", schreibt die taz. Und nicht über die A3.

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