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Trotz Todesfall im Sommer: Schon wieder Gewaltmarsch-Vorwurf gegen Bundeswehr-Ausbilder

Ein Soldat ist im Krankenhaus gelandet, gegen den Ausbilder wird jetzt ermittelt.
Foto: imago | photothek

Es ist noch nicht mal ein Jahr her, dass ein Rekrut nach einem Übungsmarsch bei der Bundeswehr zusammengebrochen und kurz darauf gestorben ist. Obwohl der Fall damals für einen Skandal sorgte, scheinen nicht alle daraus gelernt zu haben: Die Truppe ermittelt schon wieder gegen einen Ausbilder, der Soldaten schikaniert haben soll, bis einer von ihnen ins Krankenhaus musste.

Die Ermittlungen laufen offenbar schon seit einigen Wochen, berichtet Spiegel Online. Im Zentrum der Ermittlungen steht ein Ausbildungsfeldwebel in der Staufer-Kaserne im baden-württembergischen Pfullendorf. Der Feldwebel soll eine Gruppe von Unteroffizieren auf einem Lehrgang gezwungen haben, so lange zu marschieren, bis mehrere von ihnen zusammenbrachen. Der Marsch war im Lehrplan nicht vorgesehen, außerdem hatten die Soldaten gerade am Vortag einen Sporttest hinter sich gebracht. Einer von ihnen fiel bei dem Marsch in Ohnmacht und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.

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Dieselbe Kaserne war letztes Jahr schon in den Schlagzeilen, als herauskam, dass die Ausbilder der dortigen Sanitärtruppe ihre Rekruten mit sexuell-sadistischen Ritualen gequält haben sollen. Männlichen und weiblichen Rekruten wurden unter anderem offenbar Tamponaden in den After eingeführt, die Ausbilder sollen dabei gefilmt haben. Die Berichte sorgten damals für einen weitreichenden Skandal und gehörig Zoff zwischen der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und hochrangigen Bundeswehr-Generälen, Pfullendorf wurde zu einem Symbol für die Probleme in der Ausbildungskultur der Armee.

Die neuen Ermittlungen werden das nicht besser machen, auch wenn keiner der Soldaten bleibende Verletzungen davongetragen hat. Die Bundeswehr nahm nach einer Beschwerde im Januar Ermittlungen auf, mittlerweile haben sich die Vorwürfe bestätigt, berichtet Spiegel Online. Der verantwortliche Feldwebel wurde versetzt, jetzt wird ein Truppendienstgericht entscheiden, ob noch weitere Maßnahmen auf ihn zukommen.

Das alles sieht für die Bundeswehr nicht gut aus. Noch mehr als die schlechte Presse wird die Truppe sich aber wahrscheinlich über ein anderes Ergebnis der Schikane ärgern: Laut Spiegel Online haben mehrere Unteroffiziere wegen dieses Ausbilders nicht nur den Lehrgang, sondern gleich ihre komplette Armee-Karriere abgebrochen. Und das kann die Bundeswehr sich aktuell wirklich überhaupt nicht leisten: Schon jetzt bricht jeder dritte Freiwillige seinen Wehrdienst vorzeitig ab.

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