Die 30 enttäuschendsten Wähler unter 30
Collage: VICE – mit Fotos von imago | Blickwinkel (Wahlkabine) und Pixabay (Selfiestick)

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Bundestagswahl 2017

Die 30 enttäuschendsten Wähler unter 30

Sie alle sind schuld an dem Schlamassel.

Der Morgen nach der Bundestagswahl beginnt mit einem ziemlichen Kater. Weil man immer noch nicht fassen kann, dass man nun in einem Deutschland mit einer rechten Partei im Bundestag lebt. Weil man diese Erkenntnis schon gestern in viel Hochprozentigem ertränkt hat. Oder weil man tatsächlich das Ergebnis der AfD gefeiert hat.

Die gute Nachricht: Immerhin sind knapp 47 Millionen Menschen am Sonntag zur Wahl gegangen, mehr als noch 2013. Viele von ihnen haben wochenlang Parteiprogramme gewälzt, in Facebook-Gruppen diskutiert, taktische Optionen durchgerechnet und beschlossen, aus Überzeugung diesen oder jenen zu wählen. Die schlechte Nachricht: Sie alle konnten oder wollten nicht verhindern, dass es für Rassismus jetzt nicht nur einen, sondern gleich Dutzende Sitze im Parlament gibt.

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Grund genug, uns 30 junge Menschen anzuschauen, die uns bei dieser Wahl so richtig enttäuscht haben:

Niklas, 18, hat die CDU gewählt, weil "Mutti" ihn schon so lange durch sein Leben begleitet.

Sol-Luna, 28, hat AfD gewählt, um sich an ihren 68er-Eltern für ihren Vornamen zu rächen.

Samantha, 24, war die letzten drei Wochen vor der Wahl in einem Kloster in Tibet und hat dort durch harte Meditation die Erkenntnis erlangt, dass es viel zu spät ist, um jetzt noch einen Wahlschein nach Tibet zu bekommen.

Sophie, 20, fand das eine Plakat witzig und hat deshalb für Die PARTEI gestimmt.

Jonas, 21, hat FDP gewählt, weil "Leistung sich wieder lohnen muss". Nach dem Studium will er den umfangreichen Immobilienbesitz seines Vaters mitverwalten.

Viktoria, 22, hat ihren Stimmzettel auf Instagram gepostet und dabei ihre Partei und drei der Kandidaten verlinkt.


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Gaston, 25, hat die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) gewählt, weil die "Scheißbullen" ihn beim G20-Gipfel in Hamburg zwei Stunden eingekesselt haben und er das geplünderte iPad wegwerfen musste, um rauszukommen.

Stefanie, 29, hat die Grünen gewählt, weil sie das Gefühl hat, dass das alle in ihrem Viertel machen.

Coralie, 19, hat SPD gewählt, weil die "die dankesten Memes haben".

Flo, 23, alle jungen Frauen sind aus seinem Dorf in Sachsen weggezogen, um in Bayern oder Baden-Württemberg zu studieren. Deshalb hat er seine Kreuze bei der AfD gemacht.

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Hamid, 29, floh 1994 mit seinen Eltern vor dem Krieg aus Bosnien nach Deutschland. Weil die Flüchtlinge aus Syrien "nur Ärger machen", hat er die AfD gewählt.

Maria, 27, hat zum ersten Mal die CSU gewählt. Als Lesbe fand sie deren Position zur Homo-Ehe zwar immer scheiße – aber Flüchtlinge findet sie noch schlimmer.

Kai, 23, hat seinen Stimmzettel unterschrieben.

Dodi, 26, hat nicht gewählt. Jetzt beschwert sie sich bei all ihren Freunden über das Wahlergebnis und das "abgekartete Spiel" der Politiker.

Carsten, 24, hat die NPD gewählt, weil er "die Scheiß-Systemparteien" dafür verantwortlich macht, dass er als "richtiger Deutscher" immer noch arbeitslos ist. Aus Frust darüber öffnet er die zweite Flasche Korn.

Ruben, 23, hat die Linke gewählt, weil er findet, dass wir endlich wieder in Frieden mit Russland leben und uns von der "zionistischen Zinsknechtschaft" befreien sollten.

Veit, 19, lässt bei der Briefwahl seine Schwester, 7, den Stimmzettel ausfüllen – die hat schließlich genauso wenig Ahnung wie er.

Bianca, 23, hat sich rechtzeitig für die Briefwahl angemeldet, dann aber den eingetüteten Stimmzettel mit den zwei Kreuzen für die Piraten versehentlich mit den leeren Pizzakartons weggeschmissen.

Amélie, 20, musste Sonntag erst brunchen, dann ins Berghain – und hatte keine Zeit für die Wahl.

Martin, 18, hat Hitlerbärtchen auf Wahlplakate gemalt und die Fotos mit einem "Hihi" in einer WhatsApp-Gruppe mit Freunden geteilt. Am Wahlsonntag wollte er lieber chillen.

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Ferdinand, 29, hat auf seinem Wahlschein überall "GMBH!!!!" hinter "Bundesrepublik" gekritzelt und ihn dann mit einem Stempel der "Unabhängigen Reichskontorverwaltung Ostliebnitz" abgestempelt.

Kathy, 22, konnte sich in der Wahlkabine nicht entscheiden und hat einfach alles angekreuzt.

Bibi, 24, hat CDU gewählt, weil sie es cool fand, dass Merkel YouTubern ein Interview gegeben hat. Das Interview hat sie nicht gesehen. Sie hat auch nicht mitbekommen, dass Schulz das auch gemacht hat.

Tobi, 29, hat noch nie gewählt, aber weil er gehört hat, dass vier Dörfer entfernt jetzt ein Ausländer wohnen soll, hat er diesmal für die AfD gestimmt.

Nils, 18, hat nicht gewählt, weil ihm Maike, 19, ein anarchistisches Buch geliehen hat und er sie durch diese krasse "Systemfick-Aktion" beeindrucken wollte. Maike hat heimlich SPD gewählt.

Khalid, 23, hat CDU gewählt – weil "Christen immer noch besser als Atheisten" sind.

Corinna, 21, hat drei Wochen vor der Wahl jeden Tag jede Art von Wahl-O-Mat genutzt und alle Wahlprogramme gelesen, um sich eine fundierte Meinung als Staatsbürgerin zu bilden. Am Wahltag war sie von den möglichen Auswirkungen ihrer Stimme auf das Weltgeschehen so überwältigt, dass sie regungslos in ihrem Bett liegen blieb.

Juri, 25, hat absichtlich die ihm verhasste SPD gewählt, um so die unsichtbaren Mossad-Drohnen zu verwirren, die ihm permanent um den Kopf schwirren und jeden seiner Schritte beobachten.

Angela, 24, ist überzeugte CDU-Wählerin – denn schließlich haben sie und die Kanzlerin den gleichen Vornamen.

Lisa, 26, hat vier Katzen und wählt die Tierschutzpartei, weil Tiere die besseren Menschen sind.

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