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Verbrechen

Fragen, die der Dildoangriff in Rheinland-Pfalz aufwirft

Welches Modell muss es sein, um damit solche Kopfverletzungen zu verursachen?
Symbolfoto: imago | ZUMA Press

Im Streit kann es schon mal vorkommen, dass die Wut überkocht. Dann verlieren zwei Menschen die Kontrolle, greifen in die Tasche und nach dem erstbesten Gegenstand, dem Feuerzeug, Portemonnaie, egal, Hauptsache irgendetwas, ein Instrument, das man werfen oder mit einer bedrohlichen Geste schwingen kann. Für einen Mann aus Rheinland-Pfalz war das ein Dildo.

In der Nacht zum Sonntag zoffte sich der 39-Jährige mit seinem 24-jährigen Opfer, angeblich ging es dabei um Geldschulden. Der Streit eskalierte, der Typ holte seinen Dildo raus und prügelte auf den anderen ein. Dabei wurde das Opfer leicht am Kopf verletzt. Noch bevor die Polizei eintraf, war der Täter verschwunden. Und wir haben Fragen.

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Ist ein Dildo eine geeignete Tatwaffe?

OK, Sex kann gefährlich sein. Wenn man von den Sado-Masochisten absieht, die sich freiwillig mit Lederriemen auspeitschen lassen, gibt es die bekannten Sexunfälle, wie den Typen, der sich voller Liebeslust mit Scheiblettenkäse belegte, in einen Taucheranzug zwang und dann vor der Heizung wartete, bis er erstickt ist. Aber Sexspielzeuge als Tatwaffe?

Die Polizei musste schon öfters wegen Sexspielzeugen anrücken. In Berlin und Bremen lösten Vibratoren in Briefkästen jeweils Großeinsätze der Polizei aus. Die Anwohner dachten, dass sich ein Einbrecher durch die Eingangstür bohrt. Ein anderer Fall von Frankfurt ähnelt dem Dildo-Angriff in Rheinland-Pfalz allerdings in verdächtiger Weise:

Erst Ende letzten Jahres wurde ein 20-Jähriger von zwei Männern in einem Frankfurter Parkhaus ins Krankenhaus geprügelt. Auch hier war das Corpus Delicti ein Dildo. Der Ablauf war ähnlich: Die Täter sprechen das Opfer an, die Unterhaltung eskaliert, Täter zücken den Dildo und verkloppen das Opfer. Die Polizei überführt die beiden Täter später im Bahnhofsviertel und, ja, sie hatten tatsächlich immer noch (!) den Dildo dabei.

Klar, bei entsprechender Größe und Form liegt es nahe, dass man mit den Dingern nicht nur sein Sexleben aufpeppen, sondern auch seinen Erzfeind niederknüppeln kann. Was uns zur nächsten Frage führt:

Welches Modell muss es sein, um damit Kopfverletzungen zu verursachen?

Die Auswahl an Dildos im Internet gleicht der Bandbreite an Handfeuerwaffen auf einer Waffenmesse. Es gibt Dildos, die so breit sind wie eine Faust und so lang wie eine Wodkaflasche, spiralförmige mit Vibration und Dildos in Form einer Weltraumrakete.

In Frankfurt wurde das Opfer mit einem Glasdildo attackiert, was gemeinsam mit Schlägen und Tritten zu schweren Verletzungen und einem Krankenhausaufenthalt führte. Im aktuellen Fall wurde das Opfer durch mehrere Hiebe "nur" leicht am Kopf verletzt. Daher liegt es nah, dass der Täter eher ein "gefühlsechtes" Modell nutzte.

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Wieso zur Hölle trägt jemand Dildos bei sich?

Die Polizei in Bad Kreuznach hat bisher keinen Schimmer, woher der Dildo kommt und weshalb der Mann ihn dabei hatte. Hier können wir uns also nur in wilde Spekulationen stürzen.

Möglichkeit 1: Er kam gerade von einer Sexparty, war auf dem Weg zu seiner Freundin oder wollte den Dildo "nur einem Freund wiederbringen". Diese Variante ist, so komisch es klingt, am wahrscheinlichsten.

Möglichkeit 2: Der Dildo war zur Selbstverteidigung. Der Mann fühlte sich nachts auf der Straße nicht mehr sicher. Pfefferspray war zu Mainstream, Springmesser meistens illegal, weshalb er sich mit dieser Waffe für einen Überraschungsangriff rüstete.

Möglichkeit 3: Der Dildo lag auf der Straße und der Täter, der freundliche Sextoy-Sammler von nebenan, wollte ihn nur sicher in seiner Tasche lagern.

Und wie lässt man die Tatwaffe wieder verschwinden?

Ebenfalls ein Rätsel ist, wo der Dildo nach der Tat verblieben ist. Die Polizei hat darüber "keine Erkenntnisse". Hat ihn der Täter mit nach Hause genommen? In den nächsten Bach gepfeffert? Oder wie der junge Vito Corleone auseinandergeschraubt und in mehreren Schornsteinen entsorgt?

Eine Sprecherin der Polizeiinspektion Bad Kreuznach bestätigt auf Nachfrage, dass das Opfer Anzeige erstattet hat und die Ermittlungen aufgenommen werden. An DNA-Spuren an der Tatwaffe – so fern sie je auftaucht – wird es vermutlich nicht scheitern.

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