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Abstimmung

Heulsuse der Woche: Innenministerium vs. Luxusimmobilien-Eigentümer

Das Innenministerium findet Afghanistan zu unsicher (aber nur für Deutsche) und Besitzer eines Berliner Luxus-Hochhauses finden Luxushotels als Nachbarn blöd.
Foto: imago | Contrast/Pollack | photothek 

Es ist mal wieder an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Der Vorfall: Die Grünen-Politikerin Luise Amtsberg stellt eine schriftliche Anfrage an das Bundesinnenministerium. Die Frage: Wie gefährdet sind deutsche Bundespolizisten, wenn sie abgeschobene Afghanen im Flugzeug in ihre Heimat begleiten? Die Antwort fällt ungefähr so aus: supergefährlich. Polizisten sollten am besten nicht mal den Nagel ihres kleinen Zehs auf afghanischen Boden setzen.

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Die angemessene Reaktion: Beim Schreiben der Antwort merken, dass man den Bereich der menschlich erfassbaren Logik verlassen hat. Die Flüchtlingspolitik hinterfragen und dann überlegen, wie viele Menschen man wirklich noch nach Afghanistan abschieben will.

Die tatsächliche Reaktion: Sich nicht um afghanische Abgeschobene scheren, sobald die das Rollfeld des Flughafens in Kabul verlassen haben. Aber wehe die landeseigenen Sicherheitskräfte betreten afghanischen Boden, dann heißt's nur: VORSICHT! LEBENSGEFAHR! Nix wie weg!

Um deutsche Bundespolizisten ist Thomas de Maizière sehr besorgt. Denn, wenn diese afghanische Abgeschobene in die Heimat begleiten, sucht das Ministerium für sie besondere Flugverbindungen raus: Flüge, "die nur einen kurzen Aufenthalt am Flughafen Kabul erforderlich machen". "Weder ist eine Übernachtung noch ein Verlassen des Flughafengeländes erforderlich", antwortet das Ministerium auf eine schriftliche Anfrage der Grünen-Politikerin Luise Amtsberg. Puuuhhh nochmal Glück gehabt! Wichtig ist nur, dass auch die weiteren Insassen, also die Afghanen, schnell das Flugzeug verlassen und wieder zurück in ihr "sicheres Herkunftsland" gehen.

Heulsuse #2: Luxusimmobilien-Eigentümer

Der Vorfall: Bewohner des Berliner Luxus-Wohnturms "Living Levels" auf dem ehemaligen Mauerstreifen direkt an der Spree klagen gegen einen anderen Luxusbau. Denn neben dem an Scheußlichkeit schwer zu überbietenden Turm soll ein Hotel gebaut werden. Problem: Das würde den Bewohnern die Morgensonne versauen. Geklagt wird aber nicht gegen das Hotel, sondern gegen das Land Berlin. Denn die Hauptstadt hat erlaubt, dass der Hotelbau nun neun statt sieben Stockwerke haben darf.

Die angemessene Reaktion: Es ausnahmsweise mal wie Miley Cyrus halten und mit der Abrissbirne in den eigenen Wohnturm donnern und auf einen Landhof in der Brandenburger Pampa ziehen. Wenn selbst der Großmeister des schlechten Geschmacks, David Hasselhoff, gegen das "Living Levels" demonstriert hat, sollte das den Hausbewohnern zu denken geben.

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Die tatsächliche Reaktion: Sich vor zu wenig Sonne in den Morgenstunden fürchten, obwohl man sich eh nur einmal im Monat in der eigenen Luxusbude aufhält. Seine vermeintliche Potenz durch seine Anwälte demonstrieren, das Land Berlin verklagen und damit dem deutschen Steuerzahler auf der Tasche liegen.

Wenn man morgens seinen Moët nicht mehr auf dem Balkon in der Sonne genießen kann, dann gehört man wohl zum Proletariat. Und wer kann das schon wollen?! Die Bewohner des Berliner Luxus-Wohnturms "Living Levels" jedenfalls nicht. Und was haben sie alles schon durchgemacht! Ein Stück aus der East Side Gallery musste herausgenommen werden, damit ihr neues Zuhause gebaut werden konnte. Das Berliner Proletariat hat protestiert. Doch auch das haben sie überlebt. Aber ein Luxus-Hotel neben ihrem Luxus-Turm, das geht nun wirklich zu weit!

Irgendwer heult immer (alte Bauernregel). Aber wer hat in dieser Woche mehr geheult? Stimmt ab!

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