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Drogen

Ecstasy-Konsumenten erzählen von ihren schlimmsten Abstürzen

Selbst wenn du nicht beim Notarzt landest, kann dir MDMA so richtig den Abend versauen.
Illustration eines traurig aussehenden Ecstasys mit MDMA

Opa erzählt vom Krieg, dein Onkel vom Ecstasy seiner Discozeiten. Die wären besser gewesen als heute. Im Vergleich zu früher steckt heute viel, viel mehr MDMA in Ecstasy, Kristallen und Pulver. Ein Grund zum Jubeln ist das nicht, im Gegenteil: Der Konsum ist deutlich gefährlicher geworden, Überdosen drohen – vor allem Frauen. Laut Ecstasy-Forschern liegt eine "akzeptable" Dosis für einen durchschnittlichen Erwachsenen während einer Session bei ungefähr 70 bis 75 Milligramm MDMA, ab 120 Milligramm pro Pille warnen NGOs wie The Loop und Saferparty heute vor Pillen. Und das müssen sie immer häufiger machen, denn derzeitige Pillen enthalten bis zu weit über 250 Milligramm.

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Natürlich ist es niemals zu 100 Prozent sicher, etwas zu nehmen, das dein Herz doppelt so schnell schlagen lässt. Wenn du es nicht lassen möchtest, solltest du zumindest Maßnahmen ergreifen, die das Risiko mindern. Etwa mit einer halben, wenn nicht sogar einer viertel Pille anfangen. Dich im Internet über deinen Stoff und dessen Gehalt informieren. Und erst nach zwei Stunden nachlegen – wenn überhaupt. Dazu gut vorher trinken – aber keinen Alkohol – und am besten nichts essen. Safer Use heißt das.

Die Menschen, die im Folgenden ihre schlimmsten MDMA-Geschichten erzählen, haben all das nicht beachtet. Oder aber ihre Drogen waren gestreckt oder höher dosiert als sonst. Auch das kann immer passieren.

Anna

Ich habe schon vor sieben Jahren zum ersten Mal MDMA genommen, aber meine schlimmste Erfahrung liegt noch gar nicht so lange zurück. Zwar ist mein Comedown immer ziemlich brutal und ich muss dabei oft kotzen, beim diesjährigen Glastonbury-Festival war es jedoch besonders schlimm.

Ich hatte mir ein paar Gramm "MDMA" von einem Dealer besorgt, den ich nicht kannte. Als ich mir das Zeug abends gab, stand ich kurz danach zwar vollkommen unter Strom, aber das High wollte sich nicht einstellen. Weil ich ein ungeduldiger Mensch bin, ging ich deswegen immer wieder aufs Klo und zog mir noch mehr Stoff durch die Nase (ja, ich weiß, das sollte man nicht tun). Bald war mein Vorrat fast komplett aufgebraucht. Später, auf dem Rückweg zum Zelt, fühlte es sich so an, als würde mir jemand meine Seele durchs Arschloch aus dem Körper reißen. Ein Freund blies mir Zigarettenqualm in den Mund, weil mir so speiübel wurde, und kurz darauf kam endlich alles raus. Das Ergebnis: haufenweise Kotze vor einer der Bühnen und aufmunternde Worte wie "Och, das wird schon alles wieder!" von den umstehenden Personen.

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Entweder hatte ich da aus Versehen Speed erwischt oder das MDMA war mit richtig viel Scheißdreck gestreckt. Vielleicht fehlte meinem Hirn aber auch bereits so viel Serotonin, dass kein High möglich war. Die Moral der Geschichte lautet: Wie sollst du überhaupt richtig dosieren, wenn du keine Ahnung hast, was du dir da in einem ranzigen Dixie-Klo in die blutende Nase schießt?


Auch bei VICE: Die Wahrheit über Ecstasy


Yemi

Mit 19 nahm ich bei einer Hausparty zwei pinke Pillen auf einmal, wie ein richtiger Vollidiot. Zum Glück war das im Jahr 2009, als Ecstasy in Großbritannien richtig schwach war. Manchmal enthielten die Pillen nicht mal MDMA. Dennoch musste ich sofort kotzen – und zwar zwei Stunden lang. Rückblickend war da vielleicht etwas ganz anderes in den Pillen, denn ich musste nicht wegen der Wirkung der Drogen speien, sondern weil ich einfach einen derben Kotzreiz verspürte.

Doch ich verhielt mich weiter wie ein Vollidiot, denn zum Kotzen ging ich nach draußen in ein Gebüsch. Ich wollte mich nämlich nicht vor meinem Schwarm blamieren. Zum Glück fand mich einer meiner Kumpels, gab mir Wasser und rief einen Krankenwagen. Ansonsten wäre ich wohl allein dort geblieben und dann wäre wer weiß was passiert.

Bruno

Ein Kumpel schiss sich mal die in die Hose, nachdem er eine Pille genommen hatte. Seine Freunde zogen ihn daraufhin auf der Toilette aus, wuschen seine Jeans und trockneten sie dann in einem dieser neuartigen Händetrockner. Natürlich flatterte die Hose dabei wild umher und alle Anwesenden wurden mit Kackewasser bespritzt. Anschließend legten sie meinen Kumpel nach draußen in die Kälte, deckten ihn mit ihren Mänteln zu und ließen ihn vier Stunden lang liegen. Danach ging es ihm wieder gut, das Ganze war ihm nur sehr peinlich und die Scheiße klebte immer noch an ihm.

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Leanne

Gibt es was Schlimmeres, als mit Freunden Drogen nehmen, die es selbst gerade zum ersten Mal probieren? Ganz klar: Nein. In diesem Fall war die Droge MDMA und meine armen Freunde waren nicht die Sorte Feiervolk, die sich regelmäßig in leerstehenden Lagerhäusern umtreiben und Unmengen aufputschende Substanzen konsumieren. Ich würde ja sagen, dass ich mich für sie verantwortlich fühlte – aber das wäre falsch, denn wenn ich überhaupt Ahnung von "Verantwortung" gehabt hätte, dann hätte ich erst gar kein MDMA genommen. Ich hatte es auf einem anderen widerlichen Rave von einem früheren Kommilitonen gekauft, der auch nach seinem Studium den Campus mit Drogen versorgte. Wenn ich widerlicher Rave sage, dann meine ich die Sorte, bei der es viele neonfarbene Hosen gibt, und Menschentrauben auf Acid um Feuertonnen, und irgendwo in einer Ecke bietet jemand Gesichtsbemalung im Austausch für Drogen an. Die Art Rave. Jedenfalls war mir bewusst, dass es meinen Freunden nicht gut ging, und deshalb konnte ich mich auch nicht richtig gehen lassen. Das nervte mich zwar, aber zu dem Zeitpunkt schob ich es auf zu schwaches MDMA. Also legte ich noch eine Riesenmenge nach und fing zu trinken an. Plötzlich war es Tag und ich lag bibbernd in Embryonalstellung vor einem Bahnhof. Auf meinem Handy war der Notruf schon mal vorgewählt und neben mir saß eine Wildfremde, die Ketamin von einem Spiegel schnupfte. Das war das Ende meiner Beziehung mit MDMA, und ich bin froh, berichten zu können, dass alle Freundschaften noch intakt sind.

Tom

Eine Freundin und ich hatten am Abend nichts geplant und beschlossen, zu Hause MDMA zu nehmen. Wir schluckten beide eine große Bombe, und ich beschwerte mich schon, wie lange es dauert, bis ich was merke. Etwa zwölf Sekunden später rannte ich aufs Klo, wo ich sofort alles vollkotzte. Direkt danach war ich unfassbar high, mein Kiefer mahlte wie verrückt. Meine Freundin lachte mich aus, weil ich vorher so ein Großmaul gewesen war – bis sie dann weitere zwölf Sekunden später auch aufs Klo sprintete und sich die Seele aus dem Leib spie.

Max

Vor ein paar Jahren fuhr ich mit einem Freund in eine andere Stadt, um mit ein paar alten Kumpels feiern zu gehen. Wir kamen erst super spät an, zu dem Zeitpunkt waren die anderen schon ungeduldig. Also boten sie uns sofort Drogen an, damit wir gleich weiter konnten. Ich nahm eine Line MDMA und dumm wie ich war, würgte ich eine Bombe runter. Danach liefen wir am Hafen entlang zum Club. Als wir am Ende der Schlange ankamen, verknotete sich mein Magen ganz furchtbar und ich wurde so high wie noch nie zuvor.

An die nächsten Stunden erinnere ich mich nur noch verschwommen, aber meine Freunde haben mir erzählt, ich habe im Schlamm gelegen, neben einer langen Menschenschlange. Dabei kaute ich mir selbst fast das eigene Gesicht weg, würgte ohne zu brechen und war einfach insgesamt völlig im Arsch. Und die Moral von der Geschichte: Sei echt vorsichtig mit Ecstasy.

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