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Reviews

Musikreviews der Woche mit Villagers und Adam Green

Blut in der Fresse, Teilzeitautisten und Bitchfights mit Björk. Unsere Reviews.

VILLAGERS
{Awayland}
Domino

Das punkigste an dieser Platte sind natürlich die Sonderzeichen im Titel, die Archivierungsnerds (Plattenläden, Dateisysteme, Neurotiker, usw.) in den Wahnsinn treiben werden. Der darauf enthaltene Mädchenfolk ist dann zwar beim ersten Hören einerseits an Harmlosigkeit kaum zu überbieten, andererseits aber mit einer detailverknallten Coolness produziert, die die Harmlosigkeit mehr als wett macht: da singt eben nicht nur irgendein Bart-Träger von Herzschmerz und Weltentfremdung und gniedelt ein bisschen auf der Gitarre herum, nee, da steckt Dramaturgie und Idee drin, und nebenbei noch ganz behutsames Elektronikgefrickel und stellenweise auch Orchestralteppiche. Hätte man aber auch echt mal früher merken können, dass eine gute Indiefolkplatte so einfach funktoniert: man muss nur den Kitsch weglassen.

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ERNST ÄLTER

PASCAL PINON
Twosomeness
Morr Music/Indigo

Zwei achtzehnjährige isländische Zwillingsmädchen, die schrullige DIY-Songs über Kanye West schreiben und sich nach einem zweiköpfigen mexikanischen Zirkusfreak benannt haben—da sind ja schon mal eine ganze Reihe von Voraussetzungen für eine große Karriere erfüllt. Nun ist nicht überliefert, ob alle isländischen Pop-Acts der jüngeren Neuzeit krampfhaft versuchen wie Björk zu klingen, oder ob nicht Björk am Ende einfach nur so singt wie alle anderen Isländerinnen auch. In jedem Fall klingen Pascal Pinon wie Björk, wenn auch etwas weniger bekloppt. Um also nicht vorschnell im Ordner „Bands, die so klingen wie Björk“ abgeheftet zu werden, sollten sie sich irgendeine spektakuläre Aktion überlegen. Vielleicht könnten sie ein Video drehen, in dem Matthew Barney in einen Geysir geworfen wird und anschließend einen YouTube-Bitchfight anzetteln, in dem sie Björk eine geldgeile hässliche Schlampe nennen. Wenn ich es mir Recht überlege: Vielleicht können sie auch einfach so weitermachen wie bisher.

RICKY MARTINEZ

AMBASSADOR GUN
Golden Eagle
Prosthetic Records

Man sollte sich von dem malerischen Titel nicht aufs metaphorische Minenfeld führen lassen. Viel sinnbildlicher für diesen Sound ist dann doch ein Schwarm Nebelkrähen, der sich im Sturzflug auf einen Kadaverhaufen absenkt. Ein sehr präzise die Balance zwischen Grind und D-Beat haltender Amoklauf, dessen hochtouriges Gebretter sich auch noch aus dem tiefsten Dreck wieder hervorwühlt. Hat man so oder so ähnlich sicher schon mehr als ein oder hundert Mal gehört, aber wenn dir ein gekonnt gesetzter Schwinger bereits zum wiederholten Mal das Nasenbein bricht, hast du deswegen ja auch nicht weniger Blut in der Fresse.

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SCHAXEL ULTZ

ADAM GREEN & BINKI SHAPIRO
Romantik & Reflexion
Rounder/Universal

Teilzeitautist Adam Green und die Dame, deren Name wie ein japanischer Zweiteiler klingt, wenn man nicht genau hinsieht, präsentieren hier eine teutonisch titulierte Kooperation, die blumig als passend sowohl für laue südkalifornische Sommer- als auch für vereinsamte Selbstmitleidsnächte in Zentraleuropa angepriesen wird. Wir können verstehen, wie man diese Dichotomie mit etwas Wohlwollen hineininterpretieren kann; unterm Strich handelt es sich hier aber eben auch nur um verkitschten Folkpop mit kokettierenden Duetten und ein bisschen zuviel sexueller Spannung zwischen den Protagonisten, die man sich so eigentlich gar nicht vorstellen will.

JESSICA SIMPSON

**

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