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Interviews

CL ist die Vorbotin des anstehenden Goldenen Zeitalters des Pops

Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Chaelin Lees globale Pop-Präsenz jeden Moment absolut durch die Decke gehen wird.

Wenn du in letzter Zeit ein bisschen aufgepasst hast, dann ist dir CL bereits ein Begriff. Der 24-jährige südkoreanische Superstar sang und schnauzte sich in letzter Zeit durch die aktuellen Tracks von so ziemlich allem, was gerade Rang und Namen hat: von Skrillex bis Riff Raff—ganz zu schweigen von ihrem Slot in Diplos Mad Decent Block Party. Auf Fashionweeeks und Fotoshootings ist sie schon seit Jahren allgegenwärtig und schmiedet dort ganz beiläufig kreative Beziehungen zu Top-Designern wie Jeremy Scott und Alexander Wang. Die nicht zu verleugnende Hymne ihre Gruppe 2NE1, das koreanisch gesungene „I Am The Best“, schaffte es sogar drei Jahre nach seiner Veröffentlichung in das amerikanische Radio und daraufhin sogar in einen Werbespot von Microsoft.

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Für bestimmte Menschen—OK, ganz verschiedene Menschen eigentlich—war es schon jetzt kein Leichtes, an CL vorbeizukommen, aber alle Zeichen weisen darauf hin, dass Chaelin Lees globale Pop-Präsenz jeden Moment absolut durch die Decke gehen wird. „Hello Bitches“ ist die lässig abgelieferte Kostprobe einer Würdenträgerin unserer Popkultur-Zukunft, die zweifelsohne viel rumgekommen ist—ein zertifizierter Bouncer für ihre ganzen alten und neuen Hypefans, während sie weiter unter der Anleitung von Scooter Braun (ja genau, der Manager von Popgiganten wie Bieber, Grande und Jepsen) an ihrem Debütalbum feilt.

Noisey präsentiert euch hier die exklusive Premiere des unglaublich heftigen und mitreißenden Videos, in dem eine in schwarzes Leder gekleidete CL englischsprachige Bars und koreanische Hooks über den charakteristisch fetten Beat ihres Stammproducers Teddy abfeuert. Die weltbekannte Choreo-Queen Parris Goebel, die hier auch Regie führte, ist mitsamt ihrer ReQuest-Crew nach Los Angeles zu CL geflogen, wo die langjährigen Freundinnen und Kollaborateurinnen abgehen wie nie zuvor. (Lies dazu das modezentrierte Interview mit CL von i-D).

Mit dem Internet aufgewachsen, das unablässig die Grenzen und Schranken des letzten Jahrhunderts einreißt—und durch das sie auch zum Star geworden ist—, ist CL das lebende Symbol des anstehenden Goldenen Zeitalters des Pop. Wir haben uns mit ihr darüber unterhalten, wie es sich anfühlt, an der Schnittfläche zweier Kulturen zu stehen, über die Dreharbeiten zu „Hello Bitches“ und darüber, was es heißt, die „Baddest Female“ zu sein.

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Noisey: „Hello Bitches“ ist von vorne bis hinten eine ordentliche Ansage, aber das Mutigste an dem ganzen Song ist wohl die koreanische Hook. Warum wolltest du den Track zweisprachig halten?
CL: Es ist keine offizielle Single, sondern mehr eine Street-Single. Ich wollte ein kleines Überraschungsvideo für meine Fans veröffentlichen, die geduldig warten, während ich an meinem Solo-Album arbeite. Da ich Koreanerin bin, ist das eine gute Art, um mich selbst zu präsentieren und allen auf der Welt zu zeigen, wo ich herkomme. So bleibt es authentisch.

Du hast schon vorher zusammen mit Parris Geobel an Choreographien gearbeitet, aber das ist das erste Video, in dem du mit ihr und dem Rest der ReQuest-Crew tanzt. Das muss ziemlich abgefahren gewesen sein.
Ich habe ursprünglich sogar als Tänzerin angefangen und bin darüber dann zur Performance gekommen. Es hat sich richtig gut angefühlt, weil ich in keinem Video davor so viel getanzt habe. Mit Parris und der ReQuest-Crew Zeit zu verbringen und etwas zu kreieren, hat richtig Spaß gemacht. Es gab nur einen Kameramann, Parris, die Mädels und mich. Es war kein Shooting mit dickem Budget—alles sehr reduziert und auf den letzten Drücker gemacht. Es ging weniger darum, wo wir genau drehen, sondern vielmehr darum, was für eine Art Video wir erschaffen. Es war extrem roh. Wir haben einfach nach Gehör gearbeitet und für den eigentlichen Dreh blieben uns nur sechs Stunden. Es war auf jeden Fall eine Herausforderung und eine ganz andere Erfahrung als sonst.

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Die Verschmelzung verschiedener Kulturen ist gerade ein großes Ding—im Vergleich zu vor ein paar Jahren gibt es immer mehr internationale Kollaborationen. Ich habe sogar das Gefühl, dass auch die Musikfans im Westen sich langsam daran gewöhnt haben, dass Popsongs nicht mehr komplett auf Englisch sind. In welche Richtung bewegt sich die globale Popkultur gerade deiner Meinung nach?
Mit YouTube und dem Internet können mich meine Fans ganz einfach von überall her finden—was das angeht, gibt es einfach keine Grenzen. Es ist toll, wie Künstler wie ich durch das Internet Menschen auf der ganzen Welt erreichen können.

Du hast vor Kurzem über deinen vielseitigen musikalischen Hintergrund gesprochen. Du bist mit den britischen 80er Pop- und japanischen Rockalben deines Vaters aufgewachsen und hast dich noch in der Grundschule, als du in Frankreich und Japan gelebt hast, Hals über Kopf in HipHop verliebt. Erinnerst du dich noch an die Musik, die dich nachhaltig geprägt hat?
Da gibt es so viel, dass es schwer ist, eine Sache raus zu picken. Heute höre ich vor allem Foxy Brown, Da Brat, Missy Elliott, Lil’ Kim, Eve und andere Rapperinnen der späten 90er und frühen 2000er. Die habe ich auch damals gehört und mich davon inspiriert gefühlt.

Und welche Sachen haben dich in letzter Zeit inspiriert?
Ich bin momentan wieder in Seoul und stehe viel mit meinen Freunden und den Menschen, mit denen ich zu Beginn meiner Karriere zu tun hatte, in Kontakt. Ich habe außerdem eine Menge fotografiert, was mich auch inspiriert. Ich lebe also wirklich nur mein Leben und versuche nicht zu vergessen, dass ich auch so etwas wie ein Privatleben habe.

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Was bedeutet es für dich, die „Baddest Female“ zu sein?
Genau das, was ich auch im Text von „The Baddest Female“ singe: „Not bad meaning bad but bad meaning good.“

Erzähl uns von deinem neuen Material. Gibt es etwas, auf das du dich besonders freust?
Das ist mein erstes Solo-Album und damit etwas, das ich schon immer tun wollte—ich bin dementsprechend aufgeregt. Ich habe gute Menschen um mich, die mich unterstützen und mir vertrauen. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Ich wollte etwas für meine Fans machen und mit dem Musikvideo bin ich mehr als zufrieden.

Über den Sommer hattest du die Gelegenheit eine Menge Shows bei der Mad Decent Block Party zu spielen. Was hast du für dich aus dieser Erfahrung gezogen? Es ist wahrscheinlich lange her, dass du vor einem Publikum gespielt hast, bei dem nicht schon jeder wusste, wer du bist.
Ja. Ich bin vor allem bei Jack Üs oder Diplos Set eingestiegen, also war es nicht wirklich neues Publikum—abgesehen von einer Show, bei der ich mein eigenes Set hatte. Als ich auf die Bühne ging, hatte ich keine großen Erwartungen, aber ich persönlich wollte einfach was mit meinen Freunden Diplo und Skrillex machen. Ich hatte es auch vermisst, auf der Bühne zu stehen, und es war einfach gut, meine Fans für mich rauskommen zu sehen. Es war alles sehr reduziert: nur ich und die DJs. Es hat Spaß gemacht und ich freue mich darauf, mehr in der Richtung zu machen.

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Du wirst oft gefragt, was deine Karriere in Amerika deiner Meinung nach deinen asiatischen Fans bringen wird. Was möchtest du denn andersherum, was deine Solokarriere deinen neuen westlichen Fans bringt?
Ich versuche, nicht wieder bei null anzufangen. Ich bin die gleiche Person, die ich schon immer gewesen bin. Ich habe immer noch das gleiche Image, aber bin mit den Jahren gewachsen und habe mehr gelernt. Ich werde weiter das Gleiche machen, nur für ein anderes Publikum.

Du bist vor Kurzem bei „Doctor Pepper“ mit OG Maco und Riff Raff mit aufgesprungen—definitiv ein wilde Kombination. Wie war das?
Ich bin einfach Diplos Vision gefolgt und es ganz natürlich passiert. Mit Diplo, OG Maco und Riff Raff zusammenzuarbeiten, war eine gute Erfahrung.

Du hast in der Vergangenheit über den Unterschied zwischen CL, dem Superstar, und Chaelin Lee, der Privatperson, gesprochen. Spürst du diesen Unterschied immer noch?
Das tue ich, aber ich bin trotzdem beide Personen. Ich bin definitiv etwas anders auf der Bühne—lauter und stärker. Ich zeige mich von einer anderen Seite, aber das bin immer noch ich.

Jakob Dorof ist Autor und lebt in Seoul. Folgt ihm bei Twitter—@soyrev

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