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Das celeste ist der beste Ort der Welt

Für unsere Autorin ist das celeste in der Hamburgerstraße ein kleines Paradies.

Wenn ich in Wien neue Menschen kennenlerne, die noch nicht so lange in der Stadt wohnen wie ich, fragen sie mich in ungeliebten Smalltalk-Situationen oft, in welche Clubs ich so gehe. Ich denke dann kurz nach und will ganz viele aufregende Orte aufzählen, weil ich ein guter Mensch bin und die Neuen – im schwierigsten Fall sind es Studienanfänger – davon abhalten möchte, die gleichen Fehler wie ich damals zu machen und bis zur Sperrstunde in den Shopping-Center-großen Irish Pubs rund um den Schwedenplatz oder in widerlichen Aufriss-Höllen wie dem Ride Club abzuhängen.
Ich bin nicht sicher, ob ich jemals im Ride Club war, aber lassen wir ihn doch einfach als Platzhalter für derartige (Nicht-)Orte stehen. Jedenfalls komme ich dann meist zu dem Schluss, dass ich in Wahrheit eh nur ins celeste gehe. Größtenteils. Und wahrscheinlich habe ich damit schon ein paar Leben besser gemacht. Oder die ein oder andere Zukunft gerettet. Ich bin mir da ziemlich sicher.

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Das celeste oder "tscheleste", wie ich es liebevoll nenne, ist neben dem rhiz nämlich der beste Ort der Welt. Ja, klar, die Anlage ist flüsterleise, wobei man hier fairerweise dazusagen muss, dass betrunkene Menschen dazu tendieren, sehr laut zu sein. Hört halt einfach einmal auf, zu schreien.

Im Sommer hat es nicht selten tausend Grad drinnen und es ist immer – das ist wieder eher Jahreszeiten-unabhängig – zum Bersten voll. So kann es passieren, dass in der Garderobe kein Platz mehr ist und man seinen Mantel irgendwo zur Seite legt, wo man "ihn bestimmt später wiederfindet". Dann geht man einmal 20 Spritzer trinken. Später zuckt man ein bisschen aus, die armen Menschen von der Garderobe beschuldigend, ständig alles zu verlieren. Oder die Barkeeper. Gebt es zu.

Foto via Flickr | derÄsthet | CC BY 2.0

Das celeste ist wie das Lieblingslokal, in das man zuhause immer ging, damals, noch vor Wien und der großen Stadt. Nur cooler. Weil man hoffentlich selbst cooler geworden ist. Es ist auch keine große Sache, alleine ins celeste zu gehen, wenn der Squad schon im letzten Lokal eingegangen ist oder es aufgrund des Vorabends erst gar nicht aus dem Bett geschafft hat.

Da war man übrigens mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im celeste. Jedenfalls kennt man dort eh alle. Zumindest dann, wenn man sich in einer gewissen Szene von kulturschaffenden Wochenendalkoholikern herumtreibt. Ich meine das wertfrei. Im celeste sind alle Freunde. Es ist großartig. Manchmal wird dann, die Tanzfläche kritisch beäugend, darüber geredet, dass die "nächste Generation" langsam nachkommt. Weil wir Menschen sehen, die jünger aussehen als wir und die wir nicht kennen. Das war wahrscheinlich mein Verdienst (siehe erster Absatz).

So geht man also hin, trifft Menschen, die man mag und nimmt ein paar Drinks. Und was ist da jetzt besonders dran? Aha! Während in unseren Daheim-Stammbeisl’n hin und wieder Locals – nichts gegen Locals – gespielt und aufgelegt haben, geben sich im celeste abwechselnd Wiener Lieblingsmenschen und internationale Kaliber die, äh, Stamperl in die Hand. HipHop, Disco, House, Techno – hier passiert alles von Dorian Concept bis Zebra Katz. Zwischendurch ist Club mit, mittlerweile eines der wahren Highlights im tscheleste. Hands down. Alles das sind Dinge, die einen besten Ort der Welt ausmachen. Zudem sind die Preise moderat, es gibt einen Garten (!) und einen Raucher- und Nichtraucherteil. Das celeste ist flawed, aber das macht nichts. Perfektion ist langweilig. Das einzige Problem, das viele von uns haben, ist den Eingang zu verfehlen. Schon vor der Party.

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