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Ja, verdammt noch mal will ich zu Gigi!

Anfang April kommt Gigi D'Agostino nach Wien. Das versetzt mich in Euphorie, obwohl ich eh nicht da bin und die restliche Redaktion ihn nicht mag.

Am 17.April gastiert Gigi D'Agostino im Wiener WUK. Die Veranstaltung hat mittlerweile 7.500 Zusagen.

Die Redaktion ist hier geteilter Meinung. Mein Chefredakteur grummelt schon den ganzen Tag böse vor sich hin und wirft gelegentlich Wortfetzen wie „Scheiß Ironie!“ und/oder „Scheiß Post-Ironie!“ in den Raum. Ich sage dazu folgendes: LEUTE, GIGI IST DA! Im WUK! Ausverkauft. Also wenn ihr keine Karten habt, vergesst es für immer. Es gibt ein paar Kranke, die in der Veranstaltung auf Facebook klar gemacht haben, dass sie 150 Euro zahlen würden. Aber nicht weinen, es wird eh zu viel los sein.

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Screenshot via Facebook. Ich habe meine Liebe gleich am Erstellungstag doppelt bewiesen. Artwork von mir.

Was mich ehrlich gesagt, vollkommen verstört, ist der nüchterne Hass von meinen Mitmenschen. Wie kann man Gigi 2015 nicht lieben? Ich hab nur L’Amour für ihn übrig, den alten italienischen Schlawiner. Ich weiß, vor ein paar Jahren war er immer wieder in Österreich. Es ist weder sein erster österreichischer Auftritt, noch ist es der erste seit ewig. 2015 hat er aber offensichtlich den Nerv von über 7500 Menschen getroffen. Auch meinen. Gigi is love, Gigi ist life.

Bei seinen letzten Auftritten in Österreich fand ich es auch noch uncool ihn zu feiern, beziehungsweise ihn extra zu besuchen. Sind die Nachtschicht Schranz- und Krocherein, da auch noch eine schmerzhaft-lebhafte Erinnerung gewesen. Aber, Hallo? Wir schreiben 2015, die weißen Hosen haben wir weggeschmissen, das Solarium abgemeldet und wir sind jetzt quasi erwachsen. Beziehungsweise haben wir vergessen und verdrängt, dass es früher andere gemacht haben.

Das ist doch Liebe vom ersten Ton an. Replay.

Ich bin und war nie Gigis Hardcorefan. Echt nicht. Gut, eine richtige Krocha-Braut war ich auch nicht. Aber ich war in meinen Teenagerjahren feiern, ich habe meine ersten und letzten Vodka RedBull zu „Blabla“ gesoffen. Ich habe meine ersten dramatischen Heulkrämpfe und Streitigkeiten zu „L’amour Toujours“ gehabt. Mein erster Freund hat mir romantisch in der Großraumdisco „I’ll fly with you“ ins Ohr geschrien. Wegen D'Agostino, meine Herrschaften, läuft so etwas wie Majestic so gut. Er war der erste DJ, der Electro mit Pseudo-Romantik gemischt hat. No Bootleg/Mix in Klammer needed. Zumindest für mich der Erste. Und für viele andere bestimmt auch. Da hat David Guetta noch nicht gewusst wie man einen Computer aufdreht. Gigi ist für mich ein alter Freund, der lange weg war, den ich aber nie vergessen habe und der wieder da ist. Und ich liebe ihn. Egal wie schlimm unsere Zeiten waren—verdammt es waren Zeiten.

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Ich habe auch eine Theorie warum über 7500 Menschen ihre Liebe mit der Aufopferung eines Klicks gezeigt haben. Weil Gigi fehlt. Gigi, du fehlst uns. Er war ein fester Bestandteil des österreichischen Nachtlebens. Natürlich weiß niemand, wie er ausschaut. Oder was er jetzt macht. Er weiß wahrscheinlich nicht mal, wie exzessiv er hier gespielt worden ist.

Noch immer keine Ahnung um was es geht. Aber es ist toll.

Naja und dann war man erwachsen. Und wo ist Gigi jetzt? Früher war er das musikalische Programm—egal wo—von Freitag bis Samstag, und jetzt? Pratersauna, Flex und die Grelle Forelle spielen zwar Electro, aber sie spielen Gigi nicht, dazu sind sie zu cool. Erfriert's mal lieber nicht. Die anderen? Spielen lieber Pitbull als Gigi. Niemand spielt mehr Gigi. Der kalte Entzug war okay als man noch verdrängen wollte. Als man den inneren Proleten verstummen und töten wollte. Wir haben nun erfolgreich verdrängt und sind bereit „I STILL BELIEVE IN YOUR EYES“ besoffen rumzugröhlen. Es ist übrigens ein Top-Track der extrem romantisch ist. Also geht weg, Hater. Tut ruhig so, als hättet ihr keine Jugend in Großraumdiscos gehabt. Wir anderen stehen einfach über den Peinlichkeiten kurz nach der 2000er Wende und trinken Vodka-Bull. Ja, wer weiß, vielleicht knutschen wir auch zu Gigi. Gigi verdient das.

Screenshot via YouTube. Gigi hat sogar modische Shades. Where is your God now, haters?

Natürlich kommen keine 7500 Menschen ins WUK. Ich übrigens auch nicht. Aber im Herzen bin ich bei Gigi. Genau wie die anderen ohne Karten. Wir zeigen unsere Liebe durch Facebook, weil man das 2015 so macht . Was Veranstalter und Clubbesitzer daraus lernen könnten? Mehr Gigi. Bitte.

„Ich bleib bei scheiß Ironie." (Anmerkung der Chefredaktion)

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