Rap-Superstar MHD erklärte uns, warum alle Rapper gerade Fußball-Klamotten tragen

Derzeit kann man gefühlt jedes zweite Rap-Video auf Youtube anschmeißen und man sieht einen Rapper in Fußball-Klamotten. Egal ob KMN-Gang, Azzlackz oder Davud—Trainingsanzüge oder Trikots von PSG bis Bayern München scheinen Pflichtausrüstung im HipHop geworden zu sein.

Doch niemand bringt Fußball und Musik so gut zusammen wie der Pariser Rapper MHD. Songs wie „Afro Trap Pt. 3 (Champions League)” laufen garantiert auch in der Kabine deines Lieblingsvereins rauf und runter. Neben zahlreichen Fußball-Punchlines gibt es durch seine Outfits—Trikots bzw. Trainingsanzüge—in seinen Musikvideos noch einen weiteren Bezugspunkt zum Sport. Auf der Gegenseite würdigen auch die Profis seine Songs, indem sie zu ihnen tanzen oder die Bewegungen aus den Musikvideos als Torjubel benutzen. Prominente Beispiele dafür sind die Pogbas oder die Spieler von Paris Saint-Germain. Hin und wieder kann man sich bei seinen Auftritten ein Bild von den tänzerischen Qualitäten der Fußballstars machen: Während MHD in Montréal Didier Drogba auf die Bühne holte, gaben sich bei seinem München-Gig Franck Ribéry, David Alaba und Renato Sanches die Ehre.

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Deswegen war sein ausverkaufter „Afro Trap”-Tourstop in Berlin die perfekte Gelegenheit, um den 21-Jährigen zu treffen: Wir sprachen mit ihm über sein Treffen mit den Bayern-Stars und ließen uns erklären, warum die Jungs aus seinem Viertel auch bei Dates Trainingsanzüge tragen und welche Parallelen er zwischen sich und dem BVB sieht.

VICE Sports: Stand es bei dir mal zur Debatte, als Fußballer Karriere zu machen?
MHD: Ja, ich habe tatsächlich schon mal darüber nachgedacht. Da, wo ich wohne, ist Fußball nach der Musik die größte Leidenschaft der Menschen. Es wird immer über die beiden Themen debattiert. Außerdem gab es bei uns auch ein Stadion, in das wir jeden Sonntag gegangen sind und wo wir gespielt haben. Ein paar Leute haben da nur aus Spaß gekickt, aber es gab auch Leute, die wirklich professionell spielen wollten. Die hatten auch schon Probetrainings bei verschiedenen Clubs. Manche hatten wirklich das Zeug zum Profi.

Gut, dass es bei dir die Musik wurde. Viele kennen ja deine Songs wie „Champions League” oder „Roger Milla”. Gehören Rap und Fußball für dich zusammen?
Auf jeden Fall. Das erkennt man ja auch daran, dass viele Fußballer mit Musikern befreundet sind. Das Konzert in München war das beste Beispiel: Da waren Franck Ribery, David Alaba und Renato Sanches zu Besuch. Ich habe die Jungs schon morgens beim Training besucht—da waren alle Stars, wie zum Beispiel Robert Lewandowski. Es lief die ganze Zeit laute Musik, daran hat man erkannt, dass sie Musik lieben. Fußballer und Musiker verstehen sich einfach sehr, sehr gut. Sobald ich in einem Musikvideo kleine Tanzbewegungen mache, werden sie sofort beim Jubeln übernommen. Ich glaube, dass sie uns genauso inspirieren wie wir sie.

Wie kam es eigentlich zu dem Treffen mit den Bayern-Stars?
Als ich morgens in München ankam, hat mich Franck Ribery so um elf Uhr angerufen. Er fragte mich, ob ich Lust hätte, beim Training vorbeizuschauen. Das habe ich dann natürlich auch gemacht. Danach sind wir im Trainingszentrum Essen gegangen und sie haben mir das Gelände gezeigt. In der Kabine lernte ich dann auch noch die anderen Spieler kennen. Wir haben dann da Fotos und Videos gemacht und ich habe sie zu meinem Konzert eingeladen. Einige Spieler hatten Lust zu kommen, andere hatten bereits was vor. Dass ich da war, haben aber alle gefeiert.


Das Konzert fing dann abends um 20 Uhr an. Alaba, Sanches und Ribery standen erstmal an der Seite und versuchten nicht aufzufallen. Als sie dann doch von den Zuschauern bemerkt wurden, ging es richtig los: Sie haben angefangen zu feiern und als ich „Fais le mouv” gespielt habe, meinte ich, sie sollen auf die Bühne kommen und zeigen, was sie können.

Wer war der beste Tänzer?
Ich würde sagen Renato. Man hat gesehen, dass er ein bisschen mehr Flow hatte, aber die anderen haben es auch gut gemacht. Aber er hat am meisten Rhythmusgefühl.

In deinen Videos sieht man, dass Bayern München eine deiner Lieblingsmannschaften ist. Wie kam es dazu?
Das ist nicht wirklich meine Lieblingsmannschaft, aber eine, die ich sehr gerne mag. Ich würde nicht so weit gehen, mich als Bayern-Fan zu bezeichnen, aber ich sehe sie gerne spielen. Das ist bei vielen Teams nicht anders: Wenn zum Beispiel eine andere Mannschaft guten Fußball spielt, werde ich nicht sagen, dass ich ein Fan bin, denn ich kenne ja ihre Geschichte nicht. Ich glaube, ich bin da wie die meisten Leute meiner Generation: Wir haben alle mehrere Teams und Spieler, die wir mögen. Bei den Bayern schätze ich vor allem die Spielweise und ihre Spielmentalität.

Generell sieht man dich und deine Freunde in den Videos oft nur die Trikots der erfolgreichsten Vereine wie Paris, Bayern, Chelsea oder Juventus Turin tragen. Liegt das daran, dass sie für den absoluten Erfolg und Siege stehen?
Ja, da geht es um die Gewinnermentalität. Das soll zeigen, dass wir auch die Champions League sind. Aber natürlich trage ich auch das Trikot von Girondins de Bordeaux. Das ist meine Lieblingsmannschaft, ich bin ja in La-Roche-sur-Yon geboren, und mein Vater war damals schon ein Fan von dem Verein—außerdem hatten sie gute Spieler aus Guinea. Aber in meinen Videos trage ich Trikots von Chelsea, Bayern oder Barca: Damit zeige ich, dass das Niveau in unserem Wettbewerb ebenfalls hoch ist.

Kann man deiner Meinung nach Fan von mehreren Mannschaften sein?
Ich würde nicht sagen Fan, aber unterstützen schon. Z.B. mag ich in Frankreich Girondins de Bordeaux und Paris. In Spanien schaue ich gerne Real oder Barça. Ich mag einfach schöne Spiele und wenn Teams viele Tore schießen, aber noch wichtiger ist, dass sie gut verteidigen können. Daraus ergibt sich auch die Gewinnermentalität, die ich für mich nutzen kann. Wenn mir jemand sagt, dass eine Mannschaft gut spielt, ist ab dem Punkt mein Interesse geweckt: Da ist es dann auch egal, ob das eine Mannschaft aus Österreich, aus Schweden oder aus Südafrika ist. Wenn sie gut spielen, dann feier ich das.

Wen siehst du beim Clasico vorne?
(überlegt lange) Das ist sehr, sehr, sehr, sehr schwer… Ich will einfach nur ein gutes Spiel sehen. Ich will ganz viele Tore—am besten ein 4:4. Das wäre echt krass. Aber ganz ehrlich, Priorität hat da ein gutes Spiel.

Wann ist dir das erste Mal aufgefallen, dass Fußballer deine Musik mögen?
Das war kurz, nachdem ich „Afro Trap Pt.1” gemacht habe. Zuerst gab es einen Amateurverein in Frankreich, der das gefeiert hat. Da war mir klar, dass meine Musik auch in vielen Kabinen laufen müsste. Als ich dann „Champions League” veröffentlichte, wurde auch der PSG auf das Lied aufmerksam. Ein wenig später kam es dann auch in der Bundesliga an. Und bei vielen anderen Vereinen auch: Es gibt ja jede Menge Videos, die ich gepostet habe. Das hat mir auch hinsichtlich meiner Musik viel Kraft gegeben.

Ist dir bei Trikots und Trainingsanzügen auch der modische Aspekt wichtig?
Ja, das ist ganz, ganz schnell zur Mode geworden. In Paris sieht man mehr Jungs in der Trainingshose als in Jeans. Das hat mehrere Gründe: Zum einen mögen wir, wenn es gemütlich ist. Gleichzeitig ist es bei uns im Viertel so, dass wir, wenn jemand fragt, ob wir Lust auf Fußball haben, sofort loslegen können: Wir haben die richtige Hose ja bereits an und man braucht sich nicht mehr umzuziehen. Außerdem sieht es ja auch gut aus. Es gibt auch viele Jungs, die im Trainingsanzug mit ihren Freundinnen ausgehen.

Gehört das bei euch zum Lifestyle?
Ja, definitv.

Aber würdest du auch Trikots von Teams wie Borussia Dortmund, die nach der absoluten Weltspitze kommen, in deinen Videos tragen?
Ja. Warum nicht? Die sind krass! Ich habe neulich auch ein bisschen mit Ousmane Dembélé geredet. Ich war echt überrascht, ihn beim Konzert gesehen zu haben. Das hat mich sehr gefreut. Heutzutage kann man Dortmund als einen großen Verein sehen. Es ist wie bei mir: Wir haben beide klein angefangen und ehe man sich versieht, ist man ganz oben. Es gibt viele Vereine, die Angst haben, gegen Dortmund zu spielen. Vor kurzem haben sie ja auch die Bayern besiegt, wenn ich mich nicht täusche. Das beweist, dass sie sich oben etabliert haben.

Pierre-Emmerick Aubameyang war ja Mittwoch mit Maître Gims feiern. Würdest du auch mit ihm um die Häuser ziehen? Oder doch lieber mit den Spielern der Bayern?
Nein, ich mache mit jedem Party. Bei meinen Konzerten gibt es keinen Unterschied, bei welcher Mannschaft sie spielen oder welches Team meine Fans mögen. Alle kommen ja nur mit einem Ziel und das heißt „Spaß haben”. Es gibt bei mir kein „du spielst da und du spielst da”, „du bist schwarz und du bist weiß” oder „du kommst nicht aus Afrika”: Wir alle haben den gleichen Spaß. Das sage ich auch immer bei meinen Konzerten. Wenn ich einen Track aus Südamerika anmache, dann sind wir alle Südamerikaner. Wir feiern alle zusammen. Kein Unterschied.

Gehst du manchmal noch ins Stadion?
Ja. Ich feiere Stadionbesuche. Aber jetzt habe ich natürlich weniger Zeit. Sobald das anders ist, gehen wir sofort wieder hin.

Ich stelle es mir absurd vor, wenn man sein Leben lang Fußballfan ist und einen plötzlich alle Fußballstars selbst bewundern. Die Liste der Spieler, die mit deinen Songs Tore oder Siege feiern, ist ja fast endlos. Über welchen Jubel hast du dich bisher am meisten gefreut?
Ehrlich gesagt gibt es keinen. Ich habe mich bei allen Videos sehr darüber gefreut. Der Letzte, der mich sehr geprägt hat, war Renato Sanches. Weil er jemand ist, den ich schon verfolgt habe, bevor er bei den Bayern war. Ich war dann überrascht, als er so groß rauskam. Ich kannte ihn eigentlich nur, weil ich mit ihm immer auf FIFA gespielt habe. Ja, und dann gibt es halt noch die Tourbesuche von Ribéry, Alaba und so weiter. Es sind mittlerweile echt viele… Die Liste ist lang.

Hat sich Roger Milla bei dir gemeldet, nachdem du den Song über ihn veröffentlicht hast?
Sein Sohn hat sich als erstes bei mir gemeldet. Er hat mir dann gesagt, dass seinem Vater der Song gefällt. Danach hat der Assistent von seinem Vater ein Treffen in Paris organisiert und ich habe in seinem Hotel vorbeigeschaut. Wir haben Musik gehört und ein paar Fotos gemacht. Das war ein schöner Moment. Ich habe ihn dann auch zu meinem anschließenden Konzert eingeladen. Das war stark!

In deiner Musik—auch in Songs wie „A l’ouest“—geht es ja auch viel um deine Identität als Franzose mit westafrikanischer Herkunft. Hat dir Fußball bzw. haben dir die Spieler aus Senegal und Guinea bei der Identitätsfindung geholfen, weil sie prominente Vorbilder geben?
Nicht unbedingt. Man kann sagen, dass die Spieler ein Beispiel sind, weil sie die Flagge auch außerhalb des Landes tragen. Sie spielen in verschiedenen europäischen Clubs und repräsentieren das Land. Es ist ja Tatsache, dass ich das ebenfalls mit meiner Musik mache. Ich nehme mir an den Spielern ein Beispiel und gehe gleichzeitig denselben Weg wie sie. Ich versuche, meine Flagge überall mit hinzunehmen und zu repräsentieren.