Vor langer Zeit berichteten wir von einem merkwürdigen Phänomen, das sowohl unserem guten Geschmack, wie auch unserer Liebe zur Rapmusik einen dicken, schleimigen, grünen Klumpen Spucke ins Gesicht rotzte: Menschen, die Rapsongs mit Akkustikgitarren covern.
Wie es scheint, hat dieses Phänomen Eier in die hilflose Leiche von HipHop gelegt, aus denen nun neue Trends geschlüpft sind, die sich parasitär an HipHops Fleisch nähren. Einer dieser ekelerregenden Nachkommen sind Hochzeitsgäste (größtenteils blonde, weiße Brautjungfern), die ihre belanglosen Reden in Form von Raps vortragen und sich dabei sehr kreativ und cool fühlen. Nur, dass sie eben weder das Eine, noch das Andere sind, da erstens, unzählige Hochzeitsraps dieser Art auf YouTube zu finden sind und auch noch ständig viral gehen und zweitens, jedes einzlene davon in uns den Drang auslöst, Grimassen der Fremdscham in eine unsichtbare Kamera zu schneiden.
Videos by VICE
Jedes einzlene Video scheint wie das musikalische Äquivalent von Menschen, die anfangen laut “yo yo yo” zu brüllen und mit wilden Handzeichen rumfuchteln, wenn das Thema HipHop in einem Gespräch fällt. Ich glaube, das haben wir jetzt nun einmal davon, dass HipHop zur relevantesten Subkultur der Gegenwart herangewachsen ist. Sowas muss man wohl einfach ertragen können. Irgendwo gibt es halt immer einen weißen Menschen mit zu viel Selbstbewusstsein, der es einem versauen muss. Wir halten es in diesem Fall ganz mit Eko Fresh, beziehungsweise KKS: “Warum rappst du? Du hast nix mit Rap zu tun. Rap hat dir nix getan, lass ihn in Ruh”. Holt euch ein Glas Champagner und wartet einfach, bis es vorbei ist.
Snoop Dogg – “Gin and Juice”
Das Schlimmste daran: Wo sollen wir anfangen? Bei dem tatsächlich in den Text eingewebten “Yo”? Bei den Haus-Maus-Reimen? Bei der Offbeat-Leistung, auf die sogar Taktloss neidisch wäre? Wir entscheiden uns für die Performance des stiernackigen Mikes da links, der schwarze Kultur vermutlich nur aus Witzen kennt, die normalerweise in seiner Studentenverbindung gerissen werden.
Lil Jon – “Yeah”
Das Schlimmste daran: Shout out an Naomi und Sarah, dass sie alle, aber wirklich ALLE Vorurteile bezüglich Rhythmusgefühl, Tanzskills und Humor, die über Weiße existieren, mehr als bestätigt haben. Korrekt von euch.
Warren G – “Regulate”
Das Schlimmste daran: Vorhang auf für den Mario Barth unter den Hochzeitsraps. Nicht nur wird hier auf schamloseste Art und Weise Nate Doggs Leiche gef – ihr wisst schon, sondern auch jegliche Klischees über mögliche zukünftige Eheprobleme, wie zum Beispiel nicht hochgeklappte Toilettensitze bedient . Und die Leute lachen auch noch! Aber die finden ja auch Hochzeitsraps gut, also was wundern wir uns überhaupt.
Compilation aus allem
Das Schlimmste daran: Der Reim “Man and Wife” auf Michael Jacksons “Black or white” und die Gospeleinlage am Ende. Oh, the irony …
Die Firma – “Die eine”
Das Schlimmste daran: Man kann sich sicher sein: wenn es etwas gibt, das in Amerika schon scheiße ist, dann schaffen es die Deutschen, nochmal eine riesen Schippe Whackness oben draufzupacken. Bei diesem Video ist es einfacher aufzuzählen, was unsere Zehennägel NICHT dazu bringt, sich vor Ekel nach oben zu rollen. Die wasserstoffblonden Frisuren der Brautjungfern? Die Soundqualität? Die Tanzbewegungen, die eigentlich nur aus unkontrolliertem Einknicken der Knie bestehen?
Der Track war schon im Original hart an der Grenze des Erträglichen. Aber wer das da oben tatsächlich einem Menschen antut, der den großen Fehler begangen hat, ihn auf seine Hochzeit einzuladen und dann auch noch ein Mikrofon in die Hand nehmen zu lassen, der muss denjenigen wirklich abgrundtief hassen. Unsere These also: vermutlich hat die Braut dem Initiator dieses Hochzeitsraps den Mann ausgespannt, die Katze überfahren und das letzte Chicken McNugget weg gegessen – anders wissen wir nicht, wie diese Aktion zu rechtfertigen ist.
Sir Mix-A-Lot – “Baby Got Back”
Das Schlimmste daran: Der Moment, als ihr Einstieg so daneben war, dass sogar die Musik für einige Sekunden fassungslos stehenblieb.
Will Smith – “The Fresh Prince Of Bel Air”
Das Schlimmste daran: Die Sonnenbrillen tragenden “Back-up-Brautjungfern”, die sich tatsächlich nicht zu schade dafür sind, den alten 8-Mile-Arm auszupacken und ununterbrochen “Wooohoo” zu brüllen. Besonders das übermotivierte Exemplar ganz rechts.
Vanilla Ice – “Ice Ice Baby”
Das Schlimmste daran: Dass ihr bezaubernder englischer Akzent uns etwas von der Tatsache ablenkt, dass das alles ziemlich lame ist, was hier passiert.
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