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Berlin

Rassismusvorwürfe gegen die BVG: "Ist heute Afrikas Muttertag oder was?"

Gerade erst haben sich die Berliner Verkehrsbetriebe mit einem AfD-Politiker angelegt – jetzt soll einer ihrer Fahrer mehrere schwarze Frauen beleidigt haben.

Foto: Russell Trow | Flickr | CC BY 2.0

Gerade erst wurden die Berliner Verkehrsbetriebe dafür gefeiert, dafür dass sie einem AfD-Politiker immer wieder erklärten, wie bunt und vielfältig Berlin ist. Schon müssen sie sich mit Rassismus in den eigenen Reihen befassen. Eine Frau schrieb auf Facebook über einen Vorfall, bei dem eine U-Bahn-Fahrer schwarze Frauen beleidigt haben soll.

Liebe #Berlinerverkehrsbetriebe, der Fahrer dieser U-Bahn hat so gegen 15 Uhr, U7 Richtung Rudow, afrikanische Damen über den Lautsprecher beleidigt. Er sagte "Ist heute Afrikas Mutter Tag oder was", weil sie ihre Trachten getragen haben und versuchten, mit ein Kinderwagen reinzukommen. Liebe #BVG , wir sind Berlin! Wir sind bunt! Es sollte niemand wegen seiner Herkunft via Lautsprecher gedemütigt werden. Sollten Sie keine Maßnahmen ergreifen, erfolgt eine Anzeige wegen Beleidigung.

Der Post hatte über 450 Shares und fast 1.500 Reaktionen. Das hatte Konsequenzen: Eine Sprecherin der BVG sagte der Morgenpost gegenüber, der Fahrer komme um eine Abmahnung wohl nicht umher. "Um Schadensersatz zu erklagen, würde der Spruch wohl nicht reichen", sagte eine Beraterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gegenüber VICE, deren Aufgabe es ist, Betroffenen von Diskriminierung eine erste Rechtseinschätzung zu geben. Ihre Grundlage ist das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), das vor Diskriminierung schützen soll; etwa bei der Arbeit, bei der Woh­nungssuche oder eben in der U-Bahn. "Aber Belästigung im Sinne des AGG setzt ein feindliches Umfeld voraus – das ist durch einen einzelnen Kommentar nicht gegeben, dafür bräuchte es etwa mehrere Sticheleien oder ein Plakat der Verkehrsgesellschaft mit dem Spruch", sagt sie. Dennoch könne und solle man sich in solchen Situationen an das Unternehmen wenden und Unterlassung fordern – nur Schadensersatz werde es wohl nicht geben. Eine strafrechtliche Verfolgung wegen Beleidigung ist wiederum ein anderes Feld – und bei der Polizei zu melden.

Auf jeden Fall lohnt es sich, bei Rassismus nicht wegzuschauen – wenn auf der Straße ein alter Mann grantig das N-Wort in den Mund nimmt; wenn ein Betrunkener, blonder Mann in der U-Bahn einen polnischen Mann als "Scheiß Ausländer" beschimpft und auf ihn losgeht. Die vielen Reaktionen auf den Facebook-Post zeigen, dass Menschen dankbar sind, wenn irgendjemand das Schweigen bricht und anfängt, dagegenzuhalten – statt den Kopf zu senken und wegzugehen. Auf Like zu drücken, ist natürlich leichter, als selbst den Mund aufzumachen. Aber vielleicht ist es der erste winzige Schritt dahin.

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