Foto von Sabine Hoffmann
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Flo: Da wir im Sommer fast keine Konzerte veranstalten, außer am 20. Juli William Fitzsimmons, freuen wir uns generell auf Sommer und eine konzertfreie Zeit, weil wir unseren Kulturverein ja neben unseren Brotjobs machen. Ausnahme war das Acoustic Lakeside, da schauen wir jedes Jahr vorbei.Wie lange bist du selbst schon bei indiepartment dabei? Was genau ist deine Aufgabe?
Ich bin seit 2008, also von Beginn an, dabei und kümmere mich hauptsächlich um Booking und Social Media. Wir machen aber alle generell das, was gerade anfällt.
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Das Team ist seit Beginn dasselbe. Wir haben zu sechst begonnen und werden es—vermutlich—auch zu sechst beenden. Es geht uns dabei auch darum, dass es im Alltag schon schwierig ist, sich neben Job, FreundInnen, Kindern auch noch mit regelmäßig mit Freunden zu treffen. Wir erhalten durch diese Konzerte und Treffen zur Vorausplanung halt auch unsere Freundschaft. Da wir das Ganze jetzt seit 100 Konzerten und seit 2008 machen, sind wir auch schon ein eingespieltes Team, bei dem jeder Handgriff sitzt (zumindest bis man nach einer Show mit den Bands noch ein oder zwei Bier trinkt, haha).Wenn du den Zeitpunkt, zu dem du selbst angefangen hast, mit dem jetzigen, nach sage und schreibe 100 Konzerten, vergleichen musst: Was hat sich für euch am meisten geändert? Seid ihr jetzt weiser, reicher, oder sogar ein bisschen zynischer?
Wir haben ganz andere Kontakte als zu Beginn. Man muss sich ja auch ein gewisses Vertrauen aufbauen, zum Beispiel zu den Bookern. Damit die einfach wissen, OK, bei denen können wir Bands vorbeischicken, die Jungs machen das nach bestem Wissen und Gewissen. Wir sind nach 100 Konzerten irrsinnig reich an Erfahrung, hehe. Natürlich wurden auch die Bands und Locations Jahr für Jahr größer. Angefangen haben wir ja mit den ersten Shows in einem Grazer Pub, wo wir selbst viel Zeit verbracht haben und der Chef uns dort von Anfang an unterstützt hat—mit Auftrittsmöglichkeiten und einem Kräuterschnaps aus Wolfenbüttel. So ein Wachstum ist aber unserer Meinung nach eine ganz normale Entwicklung, weil sonst wäre man sicher schneller genervt, wenn man jedes Jahr die gleichen Shows bucht. Solange unser Risiko dabei überschaubar bleibt, ist das OK. Zynisch sind wir eigentlich nicht, nachdem es nach wie vor ein Hobby ist.
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Klar gibt es Situationen, in denen man sich denkt: Warum kommen zu einer guten Band nicht mehr Leute? Oder wenn Leute während der Konzerte laut reden—da ja viele das Zuhören verlernt haben—Das kann dann schon nerven. Blöd ist es natürlich auch, wenn das Minus einer Show sehr hoch ausgefallen ist. Aber im Großen und Ganzen können wir das Risiko, das wir eingehen, mittlerweile schon recht gut abschätzen.Unglaublich, aber trotzdem wahr: Ihr macht das alles, ohne eine Gegenleistung zu verlangen, richtig? Außer der Liebe der Fans.
Wir leisten uns jedes Jahr eine Weihnachtsfeier, that`s it. Ansonsten bleibt das Geld im Verein und wird in neue Konzerte investiert. Es steigen ja auch jedes Jahr die Ansprüche an uns selbst, das vergangene Jahr zu toppen. Die Liebe und Treue der Zuschauer ist ja auch der größte Motivationsmotor. Es taugt uns, wenn sich wiederum die Leute freuen, dass wir die Band XY nach Graz holen.Das indiepartement ist in Graz ja eigentlich die Institution, wenn es um Indiepop/Rockkonzerte geht. Oder wie sieht es mit Konkurrenz aus?
Die Grazer Institution ist vielleicht vermessen, es gibt neben uns auch Platoo, die neben ihrer "Scherben-Montag"-Serie und dem "Autumn Leaves" auch tolle KünstlerInnen im Singer/Songwriter Bereich nach Graz bringen. Dann muss man auch noch die großartigen Numavis und die Damen und Herren von Gegenwart erwähnen. Das Schöne ist, wir haben mit allen drei genannten schon Shows zusammen gemacht, da ja der DIY-Gedanke bei allen der gleiche ist.
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Puh, schwierig. Ich würde mal sagen, die erste Show von William Fitzsimmons in der kleinen Postgarage, die aus allen Nähten geplatzt ist; Wanda noch vor dem großen Hype zu veranstalten und natürlich Farewell Dear Ghost, Viech und Polkov lernen und wachsen zu sehen. Und bei jeder Show von den drei letztgenannten Bands gute fünfzig Leute mehr im Publikum zu haben, ist einfach ein wunderbares Gefühl.Was ist im Gegenteil dazu mal so richtig in die Hose gegangen?
Wir hatten mal eine deutsche Punkband im Music-House zu Gast. Die ist, nachdem Einlass um 21:00 Uhr war, erst um 23:30 angekommen. Nachdem der Gitarrist voll besoffen das Konzert unterbrochen und sich eine Stunde lang am Klo eingesperrt hat, haben wir ihm dann, nachdem er wieder rausgekommen ist, einen Barhocker auf die Bühne gestellt. So hat er kurz weitergespielt, aber nach weiteren fünfzehn Minuten musste die Show dann abgebrochen und die Rettung gerufen werden. Diese Show war aber wie gesagt die Ausnahme, ansonsten sind wirklich alle Künstler dankbar und nett.Sagen wir, du hast drei Wünsche offen. An den Grazer Bürgermeister, diverse Sponsoren, die Kulturpolitik. Welche wären das?
Es wäre cool, wenn es eine Location gäbe, wo man selbst die Bar machen kann. Das würde vieles erleichtern, vor allem in Zeiten, wo die Fördersituation für Veranstalter nicht immer rosig ist. Generell sollte die Bürokratie in der Stadt nicht überhand nehmen, wenn es ums Veranstalten geht. Ansonsten sollen uns bitte alle gewogen bleiben, die uns, in welcher Art und Weise auch immer, unterstützen.Achja: Wir hätten gerne einen Biersponsor!**Folgt Noisey bei Facebook, Instagram und Twitter.