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Interviews

„Ich hatte leider nie eine eigene Flagge“—Baauer im EDM Klischee-Interview

1000 Jahre nach „Harlem Shake“ haben wir mit Baauer telefoniert und ihn im letzten Moment vor dem Schlaf-Kollaps bewahrt.

Vor wenigen Tagen erschien Baauers Debütalbum Aa. Moment, Baauer? Ja, richtig, das war der Typ, der vor Ewigkeiten dieses Ding gemacht hat:

Vor knapp vier Jahren hat eine Woche lang jeder, von der Belegschaft des örtlichen Versicherungsbüros, bis zur obersten Etage des Kanzleramts zu diesem EDM-Trap-Ding eine eigene Choreografie ins Netz geballert. It was so funny!!! Aber eben auch nur eine Woche lang, vor vier Jahren.

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Warum sollten wir also heute mit Harry Bauer Rodriguez sprechen? Schließlich kam nach „Harlem Shake“ nichts mehr, was vergleichbare Wellen schlagen konnte. Und Baauer selbt? Der hat die letzten Jahre damit zugebracht, hier und da mal eine EP zu veröffentlichen, oder einen netten Remix zu basteln. Ja, Auflegen war er natürlich auch viel.

Nun ist es aber so, dass sein Debüt Aa ein wirklich gutes Album geworden ist. Und das ist doch mindestens Grund genug, Baauer mal per Ferngespräch ans Telefon zu holen und ein bisschen zu plaudern. Schließlich lieben wir gute Musik. Problem: Dort wo Baauer ist, ist es gerade sechs Uhr früh und Baauer scheint noch richtig (richtig) müde zu sein. Ein Umstand, der zu rekordverdächtiger Einsilbigkeit führen kann. Zum Glück haben wir einen Plan B für diesen Fall in der Hinterhand.

Noisey: Hallo Baauer, alles gut bei dir?
Baauer: Hi, ja, geht gut. Die breite Öffentlichkeit kennt dich vor allem dank „Harlem Shake“. Ist das heute eher Fluch oder Segen?
Es ist definitiv mehr Segen als Fluch, aber mir ist klar, dass mich die meisten Leute wegen dieses Tracks kennen.

Und das ist auch kein Problem für dich?
Nee, ist halt wie es ist.

Du hast dir ziemlich Zeit gelassen mit deinem Debütalbum. Ist super geworden, aber man fragt sich auch ein bisschen: Warum hat er nicht schon drei Alben rausgehauen mit einem Sound, der super hype war. Du hättest wahrscheinlich eine Menge mehr Kohle machen können.
Es hat einfach lange gedauert, bis ich genug Musik hatte, die ich auch wirklich mochte. Ich wollte aufregende Songs machen. Es sollte sich bei jedem einzelnen genau richtig anfühlen, ihn rauszubringen.

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Glaubst du, dass deine Anhängerschaft Aa gut aufnehmen wird? Es ist ja nicht das Standard Instrumental Trap-Ding, auf das viele Leute sicher gern noch mal ausgerastet wären.
Ja, das kenne ich ja auch von mir selbst als Musikhörer. Man will eben erstmal einen bestimmten Sound von einem Künstler. Es fühlt sich dann komisch an, wenn etwas kommt, womit man gar nicht gerechnet hat. Aber als Musikschaffender kannst du auch nicht dauernd drauf achten, was die Leute wohl hören wollen würden. Es muss sich für dich gut anfühlen.

Die Feature-Gäste allein sprechen für die Soundvielfalt auf Aa: M.I.A., Pusha T, TT The Artist, Rustie … Du hast dir da anscheinend wirklich kaum Grenzen gesetzt, was diese Platte am Ende auch so stark macht. Bedeutet dir das Wort „Genre“ überhaupt irgendwas?
Dieses Wort sollte man bei seinem ganzen Vorgehen einfach meiden. Über Genres sollte man beim Musikmachen überhaupt nicht nachdenken.

Kopf aus und einfach machen, also?
Jupp.

An dieser Stelle steuert Baauers Energielevel Richtung Nullpunkt. Zu müde, zu viele komische Musikjournlisten-Fragen. Ersparen wir ihm das und schwenken einfach direkt um: Zur schnellen EDM Klischee-Fragerunde!

Hast du Lust auf eine schnelle Frage/Antwort-Runde? Mich würde deine spontane Meinung zu all den Sachen interessieren, die DJs deines Kalibers immer so veranstalten. Weißt du, was ich meine? Das, was sie dann immer bei Instagram posten am nächsten Morgen …
Was? Oh, ähm, ja cool! Das können wir machen!

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Alles klar, geht los. Aufs DJ-Pult klettern und eine Fahne schwenken …
Hahahaha! Habe ich genau ein Mal gemacht und es hat sich ziemlich gut angefühlt.

Warum hast du damit dann nicht weitergemacht?
Nun ja, ich hatte halt nie meine eigene Baauer-Flagge. (Kichert und kriegt sich kaum wieder ein. Jetzt ist er wach!)

GoGo-Tänzerinnen auf der Bühne …
Hihi, ähm, ich würde sagen … Nein. Also nee, wirklich nicht. Es sei denn, es sind wirklich meine Tänzerinnen, mit eigener Choreo und so.

Das Publikum mit Champagner oder anderen Getränken von der Bühne aus anspritzen …
Ich liebe es!

Sommerfestivals?
Liebe ich auch! Bin ein riesiger Fan von diesen Dingern.

Vor oder nach einem anderen DJ auflegen, den man wirklich scheisse findet.
Ha! Ja, das passiert schon mal. Nun, wenn die Musik des Anderen sehr hart ist, also auch recht nah ein meiner eigenen, dann ist das ein bisschen problematisch manchmal. Wenn vor oder nach mir jemand Ambient auflegt, ist aber alles cool.

Hotelzimmer.
Hotelzimmer gehen schon klar. Können manchmal etwas einsam sein, wenn man in einer komischen Stadt ist oder so.

Flughäfen.
Oh Mann, Flughäfen sind wirklich nicht die besten Orte. Aber ich mag europäische Flughäfen!

Leute, die komische Sachen auf deine Bühne schmeißen.
Das passiert nicht so oft. Doch, warte, in Holland passiert das sogar sehr oft! Keine Ahnung, was mit den Leuten da los ist.

Danke dir für das Telefonat!
Oh gern, kein Problem. Das hat Spaß gemacht!

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