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You Need to Hear This

Für We Are Shining gibt es auf dieser Welt nur Essen, Sex und Musik

"Wenn das Flugzeug abstürzt, dann scheißen wir auf die Sauerstoffmasken und setzen uns lieber Kopfhörer auf." - We Are Shining erklären uns die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

We Are Shining, das sind die beiden britischen Producer Morgan Zarate und Acyde. Am Freitag erscheint ihr Debütalbum Kara, auf dem ihr euch auf Klangperlen voller Gitarrenriffs, Grooves und Acydes souliger Stimme freuen dürft. Wenn die Beiden nämlich nicht gerade vollkommen übermüdet kichernd in Hotelzimmern rumhängen und über ihre Weltherrschaftspläne sinnieren, dann machen sie ziemlich gute Musik. Gemeinsam haben wir außerdem Komfortzonen verlassen, sexuelle Musikpräferenzen abgeglichen und die Hölle auf Erden entdeckt.

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Acyde: Annabel! Für Noisey. Noisey Deutschland? Wie funktioniert das denn, wenn ich mir den Artikel dann durchlesen möchte?

Noisey: Naja, du gehst auf noisey.com und …
Acyde: Ja aber seh ich das dann? Wo seh ich das dann? Ich bin verwirrt!

Noisey: … und gehst rechts oben auf das Drop-Down-Menü und…
Morgan Zarate: Verschiedene Länder!

Noisey: Genau, und wählst eines der verschiedenen Länder aus. Ich schreibe nur für Deutschland, aber vielleicht übersetzen meine lieben Kollegen aus UK den Artikel, dann kannst du ihn auch lesen.
Acyde: Ah! Verstehe! Das wusste ich nicht! Danke für die Erklärung!

Keine Ursache. Warum seid ihr (We Are) shining?
Acyde: Weil wir nicht einfach so Shining sein konnten. Wir konnten leider auch nicht The Shining sein.

Wie Stephen Kings „The Shining“? Wieso nicht?
Acyde: Ja, genau, wie Stanley Kubricks filmische Adaption des Buches. Wir hatten Probleme mit dem Copyright.
Morgan: Es gibt offenbar unzählige Bands, die sich auch Shining nennen.
Acyde: Ja. Shining hier, Shining dort, jeder von uns shined offenbar. Wir alle zusammen, du natürlich auch.

Dann bin ich im Shining Inner Circle?
Acyde: Absolut ja. Hast du unser Logo gesehen? Wenn du da lange genug draufstarrst, erkennst du den Zirkel, in dem jetzt auch du bist.

Ich werde es ausprobieren! Wie und wo habt ihr euch denn kennengelernt?
Morgan: Ich glaub das war in einem Zaubererladen.
Acyde: Genau. Ungefähr um 10 Uhr nachts! (lacht)
Morgan: Wir haben uns über Freunde kennengelernt. Ich habe damals Schlagzeug bei Attica Blues gespielt. Kennt irgendjemand Attica Blues? Wir standen jedenfalls bei Mo’Wax unter Vertrag und waren groß in der TripHop-Ära. Ich habe für sie ein bisschen Schlagzeug gespielt und Acyde war ein guter Freund unseres gemeinsamen Kumpels Charly. Acyde hat zu diesem Zeitpunkt vieles gemacht, unter anderem war er auch Journalist und ich erinnere mich daran, dass er uns damals interviewt hat. Und ich dachte mir „Was für ein Arsch!“ (lacht)
Acyde: Das hast du dir gedacht?
Morgan: Ja, in der Tat! Aber du weißt schon… jetzt denke ich mir das nur noch ab und zu.

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Was habt ihr denn davor gemacht?
Morgan: Ich mache Musik, seit ich denken kann. Ich habe in einigen verschiedenen Bands gespielt, ich habe Tracks auf dem Label Hyperdub in London herausgebracht und für unterschiedliche Künstler produziert.

Spielst du auch noch Schlagzeug?
Nein, nicht mehr. Ich habe es als Kind gespielt, es war das erste Instrument, das ich gelernt habe. Wenn wir jetzt live spielen, dann spiele ich kein Schlagzeug mehr, dafür bin ich nicht mehr gut genug. Ich habe Schlagzeug gespielt als ich 10 Jahre alt war, mit 22 bin ich dann eher Richtung producing gegangen. Musik ist also alles, was ich in meinem Leben gemacht habe.

Und du?
Acyde: Ich hatte Jobs. Viele unterschiedliche Jobs. Ich habe erst für ein großes Unternehmen gearbeitet und hatte eigentlich nichts mit Musik zu tun. Marketing und so Kram, ich habe anderen Leuten mit ihren kreativen Ideen geholfen bis ich selbst wirklich depressiv wurde. Ich habe Platten gesammelt, seit ich klein war und meine Obsession mit Musik ist eine wirkliche Obsession. Für mich besteht kein Unterschied darin, Musik zu hören und Musik selbst zu machen. Wenn ich etwas höre, dann muss ich versuchen, es auch selbst zu machen, das ist zumindest in meinem Kopf die Lösung. Ich kam also an den Punkt, an dem ich versuchen musste, Musik selbst zu machen. Es war sehr gut, dass ich mich mit Morgan zusammengetan hab, denn seine musikalische Geschichte, seine Expertise ist genau das, was ich brauche, es kompensiert meinen rohen und impulsiven Zugang, es gleicht sich aus. Wir reden ständig über Musik, und darüber, dass es gut ist, wenn man einen naiven, einen unschuldigen Zugang zu Musik hat. Es ist wie wenn du ein Kind bist und etwas zeichnest und im Anschluss total stolz bist, weil du etwas gezeichnet hast. Es ist egal, dass du eigentlich überhaupt nicht zeichnen kannst, denn es geht nur darum, dass du etwas gezeichnet hast! Das ist alles, worüber du dir als Kind Gedanken machst, und für mich ist Musik machen genau so. Einfach nicht darüber nachdenken, sondern sich darüber freuen, dass man gerade Musik gemacht hat, auch wenn es keine gute ist!

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… aber du hast ja eine schöne Stimme. Wie hast du das herausgefunden?
Acyde: Zufällig!

Indem du mit einer Bürste als Mikrophon unter der Dusche gestanden bist?
(lacht) Ja, genau so! Naja, es war eigentlich eher so, dass ich immer mal wieder herumprobiert habe. Eigentlich war es Morgan, der meinte, dass ich mehr singen sollte. Grundsätzlich ist es so, dass wir unsere Musik manchmal selbst nicht verstehen. Wir benötigen Vocals, um unsere Musik zu erklären. Als würden wir jemanden das ABC beibringen. „Schaut, das haben wir uns dabei gedacht, als wir diesen Track gemacht haben.“ Und dann passierte es, dass Menschen gemeint haben „Ja, die Musik klingt gut, aber die Stimme ist auch interessant“, deshalb haben wir angefangen, daran zu arbeiten. Es war also tatsächlich einfach nur ein glücklicher Zufall.
Morgan: Mir ist gerade noch eingefallen, wie wir uns kennengelernt haben. Ich habe früher ab und zu gerappt. Weder viel, noch gut, aber Acyde hat zufällig mal einen meiner Tracks gehört und mich darauf angesprochen. Es war mir erst peinlich, weil ich wirklich nicht fand, dass es sonderlich gut war, aber er meinte, dass er es sehr gut fand. Als er später dann seinen Job aufgab, um mit mir Musik zu machen, waren wir beide auf seine Stimme fokussiert, die diesen natürlichen Klang hat, mit dem man so viel machen kann. Deshalb habe ich ihn immer dazu gedrängt, mehr davon aufzunehmen und immer dachte ich mir „Verdammt, das klingt tatsächlich gut!“ Und das ist, worum sich alles in der Musik dreht. Entweder es klingt gut, oder es klingt nicht gut.

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Das wäre gleich meine nächste Frage gewesen: Was ist Musik für euch?
Acyde: Es ist alles, was sich gut anhört. Es ist in Ordnung gebrachter Lärm.
Morgan: Alles, was für dich richtig klingt. Musik ist alles! Verdammtnochmal ALLES!
Acyde: Ohne Musik könntest du mich auf der Stelle umbringen. Es gibt auf dieser Welt nur Essen, Sex und Musik. Wenn du diese drei Dinge wegnimmst, dann ist es aus, dann ist da nur noch der Tod. Ich interessiere mich nicht für Filme oder Fotos oder …
Morgan: … Oder Sauerstoff. Fuck that shit!
Acyde: Ja, oder Sauerstoff. Wenn das Flugzeug abstürzt, dann scheißen wir auf die Sauerstoffmasken und setzen uns lieber Kopfhörer auf. Bevor ich sterbe, möchte ich Musik hören.

Was wäre der letzte Song, den du in deinem Leben hören möchtest?
Acyde: Das ist vermutlich vollkommen egal. Was auch immer dann gerade spielt wird eben der letzte Track sein. Diese Entscheidung wird mir wahrscheinlich abgenommen. Aber Gott, ich hoffe es wird nicht etwas wie Sam Smith oder Taylor Swift sein… (lacht)

Wir könnten versuchen, die beiden zu einer Zusammenarbeit zu überreden. Sam Smith covert Taylors „Shake It Off“ oder so.
Acyde: (lacht) Das wäre es. Taylor Swift und Sam Smith bevor ich sterbe. Ich glaube, ich bin jetzt schon tot!
Morgan: Gratulation, du hast soeben die Hölle auf Erde gefunden.
Acyde: Aber ich muss sagen, dass ich die Beiden nicht persönlich hasse. Nur ihre Musik.

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Und wenn Taylor jetzt anruft und fragt, ob ihr mit ihr kooperieren wollt? Würdet ihr die Herausforderung annehmen und versuchen, etwas Gutes daraus zu machen?
Acyde (zögert): Jaaa… vielleicht wenn irgendein Konsens darin besteht, was sie möchte und was wir möchten… aber ich denke, manchmal muss man auch einfach seine Grenzen kennen! (lacht) Und es gibt eine Grenze für wirklich ALLES!

Aber passiert die wahre Magie nicht immer außerhalb der eigenen Komfortzone?
Acyde: Ja, aber da liegt Taylor Swift einfach schon viel zu weit draußen! (lacht) Naja, es kommt mir einfach nicht interessant vor, etwas mit ihr zu machen. Ich glaube nicht, dass daraus etwas Spannendes entstehen würde. Aber andererseits wirst du natürlich nie wissen was passiert, bis es passiert.

Wer inspiriert euch?
Acyde: One Direction. Ganz klar One Direction.
Morgan: Besonders vom Styling her.
Acyde: Und von ihren Persönlichkeiten.
Morgan: Oder hattest du musikalisch gemeint? (lacht)
Acyde: Ach! Musikalisch! (lacht)
Morgan: (lacht) Immer noch One Direction!

Mit welcher Musik seid ihr groß geworden?
Morgan: Also, wir kommen definitiv aus der HipHop-Ecke. Ich bin aber auch mit viel Latino-Musik und afrikanischen Klängen aufgewachsen. Meine Eltern waren absolute Fans von Weltmusik, sie waren einfach Hippies! (lacht) Ich habe dann viel in Richtung Grime und progressive gehört, alles, was irgendwie nach Zukunft klang. Es kotzt mich an, wenn Mensch immer und immer wieder Dinge nur wiederholen. Ich höre Musik nicht nur, ich benutze sie auch. Sie hält mich am Leben, sie inspiriert mich. Das ist so, als würde ich schlechtes Essen essen, ich bin dann einfach sofort satt. Es ist also nicht so, als würde ich nur einen gewissen Stil gut finden, es ist einfach alles, was mit wirklicher Leidenschaft und Ehrlichkeit geschaffen würde.
Acyde: Mich inspiriert tatsächlich einfach alles. Mein Dad hat viel Musik gehört, und als Kind habe ich keine Unterschiede zwischen Pop, Rock der Jazz gemacht. Er hat auch diese deutsche Gruppe gehört, Boney M., und andere Sachen wie Pink Floyd oder Sachen Richtung Motown. Ich habe damals auch nie zwischen gut oder schlecht unterschieden, es war einfach alles interessant. Bis heute würde ich nie sagen, dass ich etwas nicht mag, nur weil es zum Beispiel Metal oder Rock ist. Wirklich fasziniert war ich von Kraftwerk, von denen lief damals ein Song [„Tour De France“, Anm.] im Film Breakin aus den 80ern. Da tanzt der Typ total irre mit einem Besen und war komplett fassungslos, ich habe einfach nicht verstanden, woher diese Töne kamen, es war wie Magie!
Morgan: Du warst ein sehr einfach gestricktes Kind, oder?
Acyde: (lacht) Das war ich tatsächlich! Ich dachte, dass dieser Besen so magische Töne macht! Das war der Moment, an dem ich verstanden habe, dass Musik einfach Magie ist.
Morgan: Das stimmt, Musik ist Magie.

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Habt ihr bestimmte Ziele, wo ihr mit We Are Shining hinwollt?
Morgan: Naja, natürlich wollen wir im Endeffekt die Weltherrschaft an uns reißen!

So wie Pinky und Brain?
Morgan: GANZ GENAU so! Die beiden haben den ultimativen Plan und genau so wollen wir das auch machen. Natürlich nicht von heute auf morgen, sondern mit kleinen, bedächtigen Schritten. Wir werden einfach immer weiter machen und sehen, wo es uns hinführt. Nächstes Jahr wollen wir durch Europa touren, es gibt einfach so viel, was wir tun möchten!
Acyde: Wir müssen da auch Entscheidungen treffen. Es ist nunmal so, dass die Welt schon mehr Musik hat, als sie überhaupt braucht, aber es soll noch mehr bessere Musik geben. Dadurch, dass es heutzutage so einfach ist, Musik zu machen, möchte sich plötzlich jeder ausdrücken und alle kopieren sich gegenseitig. Ich denke, dass wir immerhin nach uns klingen, wir klingen nach dem, was uns persönlich ausmacht.
Morgan: Wir sind sehr ambitioniert und versuchen, die beste Version von uns selbst zu sein, um damit hoffentlich auch andere Menschen zu erreichen. Wir pushen uns gegenseitig und denken viel darüber nach, was wir alles Kreatives ausprobieren können. Vielleicht so wie Rocky. Verdammt, jetzt sind wir von zwei idiotischen Comicmäusen zu Rocky aufgestiegen… wie ist das denn passiert?! (lacht)
Acyde: Wir wollen eine ganze Welt erschaffen! Momentan ebnen wir uns den Weg, wir wollen auch ein paar gratis Songs herausbringen ein paar Songs, die ihr kaufen könnt, wollen ein bisschen touren.
Morgan: Wir glauben an uns selbst. Und du musst es auch versuchen!

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Ich muss es versuchen?
Acyde: Äh, ja, du auch. Und wir auch. Die ganze Welt!

Wie kam es zu eurer Kooperation mit Eliza Doolittle?
Acyde: Wir kennen sie persönlich, wir haben bisher immer nur mit Freunden kooperiert. Wir sind beide DJs und London ist eine kleine Szene, man kennt sich eben.
Morgan: Obwohl Eliza ja komplett andere Musik macht, sie macht ja Pop. Wir sind zwar alle Künstler mit ähnlichen Zielen, aber jeder ist wirklich talentiert auf seine eigene Art und Weise. Wir wollen aber auch im nächsten Jahr nur mit Freunden zusammenarbeiten. Für 2015 stehen einige große Dinge mit verschiedenen Designern an. Es gibt in London zum Beispiel einen Shop namens The Goodhood Store mit dessen Besitzern Kyle und Joe wir sehr gut befreundet sind, da wird definitiv etwas passieren.

Gibt es andere Bereiche, in denen ihr gerne tätig wärt? Filmmusik oder Kunst oder eben Essen und Sex?
Acyde: (lacht) Warum siehst du mich dabei so herausfordernd an? (lacht) Also Musik und Essen und Sex sind definitiv Dinge, die zusammen gehören!

Was hast du denn in deiner Sex-Playlist laufen?
Acyde: Uhh, Sexytime? Das ist immer Marvin Gaye! Und vielleicht One Direction. (lacht) Vielleicht auch Radiohead? Den besten Sex hat man wahrscheinlich zu aggressiver Rapmusik, aber das denke ich wohl nur, weil ich aggressive Rapmusik gerne höre, irgendwas in Richtung Gansterrap, Fucking, Damn, Shit! (lacht) Andererseits denke ich, dass mich Musik in meiner Performance auch sehr ablenken kann!
Morgan: Genau! Ich liebe R’n’B, aber ich könnte mir diesen kitschigen Scheiß nicht anhören, wenn ich gerade Sex habe. (lacht) Da wäre ich peinlich berührt!
Acyde: Genau, das hörst du im Club oder vielleicht noch zum Vorspiel. Richtig gute Musik würde mich beim Sex nur ablenken, da ich mich dann mehr auf die Musik als auf die Frau konzentrieren würde, eher so in Richtung „Hey, halt mal kurz still, was war denn das für ein Track?“ (lacht)
Morgan: Sex ist der Soundtrack für sich selbst.
Acyde: Was spielt denn in deiner Sex-Playlist?

Hmm, vielleicht etwas in Richtung Nine Inch Nails?
Acyde: Oh yeah, das mag ich. Das ist schön sexy und gothic und industrial. Wäre ich nicht so leicht abgelenkt, würde ich das auch einmal probieren! (lacht)

We Are Shinings Debütalbum Kara erscheint am 28. November bei Marathon Artists. Holt es euch bei Amazon oder iTunes.

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