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Casting-Shows sind tot. Doch was ist aus ihren „Stars" geworden?

Wir haben uns trotzdem angeschaut, was österreichische Casting-Shows in den letzten Jahren ausgespuckt haben.

Foto: Mathias Gawlista via photopin cc

Ja, wir machen den Deutschen gerne was nach—und umgekehrt. Kulinarisch hatten wir das Schnitzel zuerst, dafür haben uns unsere lieben Nachbarn den Döner geschenkt, das wohl beste Heimwegessen überhaupt. Zumindest wenn entweder der Döner oder der Rausch richtig gut ist. Was Showformate angeht, dürfen wir den Nachbarn natürlich in nichts nachstehen. Ich sage nur Teenager werden Mütter.

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Uns interessieren jetzt aber natürlich weniger die Tanzgeschichten oder Schönheitsideal-pushenden Formate, bei denen man schon zu dick ist, wenn zu wenige Knochen rausstehen. Sondern vielmehr die ORF-Ausdünstungen, bei denen es zumindest offiziell um Musik geht und die unterschiedlichste A- bis Z-Promis auf uns losgelassen haben. Wir haben uns sagen lassen, dass die Leute sich da wirklich freiwillig zum Affen machen in der Hoffnung, berühmt und erfolgreich zu werden.

Bringt es wirklich was, sich öffentlich so bloßzustellen und jedes Mal auf’s Neue um 49 Cent teure Anrufe zu betteln? Das Lustige ist ja, dass es im Endeffekt komplett egal ist, ob man den Shit gewonnen hat oder nicht. Die, die wirklich erfolgreich geworden sind, waren nämlich immer diejenigen, die den Gewinnerknebelverträgen entkommen sind.

Casting-Shows interessieren heute keine Sau mehr, der Hype ist schon lange vorbei. Wir haben uns trotzdem einmal angeschaut, was diese angeblichen Sprungbretter so hervorgebracht haben: Stars auf Zeit, die dauerhaft Erfolgreichen, und die, deren Namen keine Sau kennt.

Stars auf Zeit

Michael Tschuggnall

Foto: gholzer via photopin cc

Das allererste, was eine Casting-Show in Österreich jemals auf uns losgelassen hat, war 2003 Michael Tschuggnall. Eigentlich war er ja schon ausgeschieden, dann ist Martin Perkmann aber drauf gekommen, dass er mit seinem Leben weitaus Besseres anfangen kann, ist ausgestiegen und Tschuggnall ist nachgerückt. Seine schnulzige Eigenkomposition (ich bin so toll und trete im Finale mit einer eigenen Nummer auf) „Tears of Happiness“ hat ihm dann den Sieg, Platz 1 der Charts und drei Amadeus-Nominierungen gebracht. Die zweite Singleauskoppelung floppte, sein zweites Album musste er bei einem kleineren Label rausbringen, weil Universal keinen Bock mehr hatte und ihn fallen gelassen hat. Das war’s dann musikalisch auch schon wieder, sind wohl doch noch Tears of Grief aus seiner Happiness geworden.

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Was macht er heute?

Tschuggnall arbeitet mittlerweile als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Informatik an der Universität Innsbruck. War bestimmt eine gute Entscheidung, sich hinter den Computer zu pflanzen und das Musikmachen den Anderen zu überlassen.

Eric Papilaya

Foto via Facebook

Könnt ihr euch noch an Ric aus der dritten Starmania-Staffel erinnern? Der Typ, der wegen seinem Namen einen Rechtsstreit am Laufen hatte und dann unter seinem bürgerlichen Namen beim Songcontest mitgemacht hat … klingelt’s? Eigentlich hat die Karriere des Fünftplatzierten ja ganz gut angefangen. Er hat Starmania zwar nicht gewonnen, wurde vom ORF aber noch im gleichen Jahr, nämlich 2007, dazu auserkoren, für Österreich beim Songcontest anzutreten. Er ist mit dem offiziellen Life Ball Song 2007 „Get a Life—Get alive“ dann aber schon im Semifinale ausgeschieden. Mit dem Song schaffte er es trotzdem in die Top 10. Es gab dann noch weitere Singleauskoppelungen, die schafften es aber nicht einmal in die Charts.

Was macht er heute?

Kollege Wikipedia hat mir geflüstert, dass er nach seinen Flops (ich mag dieses Wort) als Experte (was auch immer das heißen mag) bei Puls4 angefangen hat und auf Servus TV die Sendung Music Nuggets moderiert hat. Vom Songcontest zum Nugget ist irgendwie schon ein bisschen traurig, aber manchmal ist das Leben einfach ungerecht.

jetzt anders!

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/bf/JetztAnders_2007-06-30_1816.JPG/640px-JetztAnders_2007-06-30_1816.JPG

Foto: Franz Gstättner | Wikipedia

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Die Boygroup jetzt anders! ist Anfang 2007 von den ehemaligen Starmania-Teilnehmern Falco De Long Juneau, Johannes Palmer, Martin Zerza und Tom Neuwirth gegründet worden. Die Vier wurden ziemlich gehypet (wuhu, endlich hat Österreich mal eine Boyband) und hatten sogar eine eigene Reality Show, die das Band-WG-Leben zeigte und jede Menge kreischende Mädels vor die Fernseher zog. Mit ihrem Song „Dieser Moment“ haben sie es dann sogar auf Platz 7 der Charts geschafft, was für ehemalige Starmania-Teilnehmer schon fast überdurchschnittlich ist. Im Endeffekt waren es dann aber nicht genug kreischende Mädels und die Reality Show wurde eingestellt. Daraufhin haben sie sich, nach weniger als einem Jahr Boyband-Bestehen, getrennt. Damit verkörpern jetzt anders! den Titel unserer Rubrik wie kaum ein anderer Act.

Was machen sie heute?

Falco nervt jetzt die Niederlande mit seiner Musik, Johannes ist Tanzlehrer, Markus hat nach dem Ausflug in Boygroup-Gefilde eine Lehre zum Stylisten begonnen und aus Tom Neuwirth ist Conchita Wurst geworden (mehr dazu in der Rubrik „Die dauerhaft Erfolgreichen“).

Diejenigen, die keine Sau kennt

Verena Pötzl

Foto: Birgit Pichler

Die Tirolerin hat 2003 bei Starmania gewonnen und ein Knebelvertrag-bedingtes Album rausgebracht. In einem Interview hat sie aber gesagt, dass sie sich wegen des Vertrags total verbiegen musste und die Musik, die sie machen musste, auf gut Deutsch gesagt, beschissen gefunden hat. Deswegen hat sie sich auch sobald sie aus dem Vertrag draussen war zurückgezogen. Trotzdem, oder vielleicht aufgrund ihrer eigenen Abneigung, habe ich den Namen noch nie gehört.

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Was macht sie heute?

Nach dem Starmania-Wahnsinn ist sie wieder nach Tirol gezogen und hat sich wieder ihrer Ausbildung zur Kindergärtnerin gewidmet. Ob sie diese auch abgeschlossen hat, habe ich nicht herausgefunden. Ich hoffe es für sie. Eine Kindergärnterin mit guter Stimme ist wirklich ein Segen—ich spreche aus leidvoller Erfahrung. Außerdem ist sie Frontfrau der Band Sugar Daddy.

Werner Otti

Foto via Facebook

Werner Otti wurde 2007 Siebter bei der großen Chance. Sein Lebensmotto ist laut seiner Homepage „Gedenke Mensch, dass du sterben mußt, auf das du klug werdest!“ Weise Worte von einem mir unbekannten Mann. Interessant schaut er trotzdem aus, deswegen hat er’s auch in die Liste geschafft. Besonders interessant ist aber, was er heute macht …

Was macht er heute?

Otti verspricht uns auf seiner Facebook-Page das ewige Leben im Gegenzug zu Liebe für Jesus. Danke dafür, Herr Weltverbesserer. Außerdem ist er Sänger und Gitarrist der supergeilen John Otti Band. Eine politisch relativ fragwürdige Band.

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Post by Werner Otti.

Cornelia Mooswaldner

Der beste Beweis dafür, dass keine Sau Cornelia Mooswaldner kennt ist, dass ich kein einziges freies Foto von ihr gefunden habe. Es gibt nicht einmal eine Facebook-Page und Bruder Wikipedia weiß auch nicht, wie sie aussieht. Gut, dass es Cousin YouTube gibt.

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Kollege Internet hat mir gesagt, dass Cornelia Mooswaldner 2011 bei Helden von Morgen gewonnen hat. Interessant. Sie hat so wie jeder Casting-Show-Gewinner auch ein Album rausgebracht. Auch interessant. Sie war mit dem Song „Should Have Let You Love Me“ sogar auf Platz 1 der Charts. Es wird immer interessanter. Ich hab den Namen trotzdem noch nie in meinem Leben gehört und das Gesicht auch noch nie gesehen. Und ich bin immerhin mit einem Fernseher aufgewachsen.

Was macht sie heute?

Nach der Show hat sie angegeben, das Geld in eine Musicalausbildung am Broadway investieren zu wollen. Ich hoffe für sie wirklich, dass sie das getan hat. Wenn schon nicht in Österreich, vielleicht klappt’s ja am Broadway.

Die dauerhaft Erfolgreichen

Christina Stürmer

Foto: Mathias Gawlista via photopin cc

Während ich als 11-jährige die Welt verflucht habe, als Christina Stürmer bei der ersten Starmania-Staffel nur Zweite geworden ist, hat sie dem Casting-Format den Stinkefinger gezeigt und bewiesen, dass sie es auch so schaffen kann. Seit ihrem Nichtsieg 2003 hat sie sechs Alben veröffentlicht, zehn Amadeus-Awards und zwei Echos abgeräumt. Sie ist immer noch erfolgreich in Österreich und Deutschland unterwegs. Mehr braucht man dazu auch gar nicht sagen, sie hat's einfach drauf. Suck on that Starmania, dich braucht kein Schwein!

Tom Neuwirth alias Conchita Wurst

Foto: VIPevent via photopin cc

Tom Neuwirth hat es gleich in zwei Rubriken geschafft, aber das ist auch in Ordnung so. Als Tom Neuwirth in einer Boyband hatte er nicht soviel Erfolg, das hat auch einfach nicht zu ihm gepasst. Nachdem er allerdings mit seiner Kunstfigur Conchita Wurst angetanzt ist, ging’s bergauf. Davon abgesehen, dass die Wurst aus der österreichischen Promiszene kaum noch wegzudenken ist, hat sie dieses Jahr, wie ihr eh schon alle wisst, den Songcontest gewonnen. Da hat auch die weltfremde Kritik von Alf Poier nichts gebracht, der gemeint hat, er könne mit der „verschwulten Zumpferl-Romantik“ nichts anfangen. Tja, dein Pech Alf. Gewonnen hat sie trotzdem und das zurecht. Für mehr Freiheit und Toleranz, go for the Wurst!

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Lukas Plöchl

Foto via Facebook

Lukas Plöchl alias G-Neila (oberösterreichisch für Arbeiter), ist 2011 ebenfalls Zweiter bei Helden von Morgen geworden. Schlau wie er war hat er seine Bekanntheit durch die Casting-Show genützt, um seine Band Trackshittaz in den Mittelpunkt zu rücken und uns mit ihren Tracks zuzumüllen. Mit „Wocki mit deim Popo“ hat das Duo 2013 Österreich beim Eurovision Songcontest vertreten—sehr classy. Aktuell ist Plöchl wieder solo unterwegs, er war heuer auch schon Jury-Mitglied bei Herz von Österreich. Zugegeben, keine schlechte Entwicklung. Die Trackshittaz gehen mir trotzdem auf den Arsch.

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