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Adrian Younge macht Musik, um von Jay Z und Kanye West gesampelt zu werden

Du liebst „Picasso Baby“? Du hast den Film ‚Black Dynamite‘ gefeiert? Dann lerne den Mann hinter diesen Qualitätsprodukten kennen.

Foto: Linear Labs

Als Produzent musst du heute eines besonders gut können: Arrangieren. Fast jeder kann einen Beat kleistern, doch es sind meist die Samples, die die Magie im Song ausmachen. Häufig werden im HipHop Soul- und Jazz-Samples verwendet, weil sie den warmen Gegenpart zu den meist sehr künstlichen Synthies und Drums darstellen. Doch was machen die Produzenten, wenn sie ein Sample nicht verwenden dürfen oder keins finden? Sie rufen Adrian Younge an.

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Younge ist so etwas wie die musikalische Qualitätsbäckerei unter den Back-Discountern. Er produziert, arrangiert und komponiert seinen psychedelischen Soul komplett analog und ist damit sowas wie ein Dienstleister für diejenigen geworden, die noch auf Knistern im Sound stehen. Mit den altehrwürdigen Souls of Mischief schloss er sich in seinem Studio in Los Angeles ein und produzierte das Album There Is Only Now, das von der Stimmung und der Erzählform einen komplett cineastischen Anspruch hat. Spätestens seit dem Blaxpoitation-Klassiker Black Dynamite, für den Younge den Schnitt und den kompletten Soundtrack übernahm, gilt er als Komponist für Qualitätsmusik. Jay Z sampelte die Songs des 36-Jährigen zwei Mal auf Magna Carta Holy Grail („Picasso Baby“, „Heaven“). In letzter Zeit arbeitete er auch mit Kendrick oder Snoop zusammen. Höchste Zeit, den Herren zum Gespräch zu bitten.

Noisey: Jay Z hat deine Samples in zwei seiner Songs verwendet. Wie fühlt es sich an, wenn man von dem wahrscheinlich größten Rapper gesampelt wird?
Adrian Younge: Ich fühle mich natürlich geehrt und es ist dope, dass ich das als Teil meiner persönlichen Legacy nennen kann. Weißt du, was verrückt ist? Als ich den Song „Sirens“ gemacht habe, bin ich zu meinem Label hingegangen und habe gesagt, dass ich diesen Song machen will, damit ein Kanye oder ein Jay Z ihn sampelt.

Wirklich?
Ich schwöre bei Gott. Das war 2011 und als ich letztes Jahr den Anruf bekam, war ich natürlich überwältigt. Ich mache Musik in erster Linie, damit die Leute sie genießen und dass es eine Sample-Version davon gibt. Als HipHop-Head will ich der Urheber sein damit andere es dann weiterspinnen können. Das Jay Z den Song gesampelt hat, hat mir viele Türen geöffnet. Was ich mache, steht eigentlich entgegengesetzt zu allem, was die aktuelle Musik angeht. Denk mal drüber nach: Wenn du als Produzent anfängst—warum solltest du dir ein analoges Studio einrichten und Live-Instrumente einspielen? Andere wollen diesen Weg nicht bestreiten, ich tue es aber seit den 90ern. Deswegen bin ich sehr glücklich, wenn jemand meine Arbeit würdigt.

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Du hast mal gesagt, dass du zwischen 1968 und 1973 hättest leben sollen. Was hat diese Zeit für eine Bedeutung für dich?
Offensichtlich bin ich sehr froh, dass ich in der heutigen Zeit lebe und alle Möglichkeiten habe. Aber die Sache ist: Ich bin eine alte Seele. Ich höre mir moderne Musik überhaupt nicht an. Ich habe einen Plattenladen in Los Angeles und alles, was ich mache, ist dort Platten zu hören. Alben, die ich vorher noch nicht gehört habe, dienen als neue Musik für mich. Moderne Musik bringt mir nichts, weil sie vom Sound her nicht im Ansatz die gleiche Qualität hat wie damals, nicht mal wie die Musik der 90er. Für mich ist es eine unkultivierte Form der Komposition. Ich brauche aber mehr in einem Song. Ich brauche Reize.

Es ist also einfach eine Geschmacksfrage für dich?
Genau. Wäre ich in der Zeit aufgewachsen, hätte ich alle diese Reize miterlebt, weil die neue Musik in den Jahren 1968 bis '73 damals diese neuen Anreize geschaffen hat. Dass kaum jemand so eine Musik macht, eröffnet mir natürlich auf eine merkwürdige Art und Weise Möglichkeiten, die meinen Job vereinfachen.

Achtest du darauf, dass du nicht als Retro-Musiker abgestempelt wirst?
Wenn die Leute meine Musik hören, dann sagen sie, dass sie sich alt anhört, aber dass sie sich anfühlt, als ob sie neu wäre. Ich nehme nostalgische Qualitäten, um etwas neues und anderes zu machen. Ich will nicht, dass mich die Leute als jemanden sehen, der einfach nur alte Musik macht. Aber wenn ich immer als der Typ gesehen werde, der sich an alter Musik bedient, dann habe ich kein Problem damit.

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Das bedeutet, du produzierst alles analog?
Es gibt keine Computer in meinem Studio, nur Hardware und Live-Instrumente. Alte Mikrophone, alte Verstärker, alte Gitarren. Alles was ich mache, ist analog.

Es ist ein Luxus, wenn man sich das als Produzent zeitlich erlauben kann.
Ich mache so eine Musik seit Ende der 90er, nur so habe ich es gelernt. Für mich ist das wie Gourmet-Essen zu kochen. Du benutzt biologische Zutaten. Du wählst nicht den Weg des einfachsten Widerstands. Wenn du als Künstler deine bestmögliche Kunst machen willst, darfst du nicht versuchen, die Dinge so einfach wie möglich zu machen. Harte Arbeit führt dazu, dass deine Songs besser werden als die deiner Konkurrenten. Daran glaube ich. Auch an menschliche Fehler und Imperfektion.

Hörst du heute also keine Musik mehr, weil sie zu poliert klingt?
Nach 1997 ist HipHop, angetrieben von den Majors, zu Popmusik geworden. Puff Daddy und andere Leute aus New York haben sich darauf konzentriert Popmusik fürs Radio zu machen. Die Subkultur des HipHops basierte auf der Einheit zwischen Minderheiten. Es ging nicht darum, in den Club zu gehen und mit dem Arsch zu wackeln. Die Richtung, in die HipHop einschlug, hat mich überhaupt nicht angesprochen. In der Zeit fing ich mit Plattenhören an und bin seitdem nicht wieder zurückgekommen.

Du hast den Soundtrack und den Schnitt bei Black Dynamite gemacht. Wie schreibt man den Soundtrack eines Films?
Dein Ziel ist es, die die Qualität der Bilder aufzuwerten. Du schaust auf den Bildschirm und dein Job ist es, dass das Gezeigte sich besser anfühlt. Außerdem beschleunigst du den Rhythmus des Film um es einfach interessanter zu machen.

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Was macht für dich Faszination an Soundtracks aus?
Wenn du einen Film schaust und die Musik so tief geht, dann hörst du später die Musik und denkst an verschiedene Szenen. Wenn du all das zusammen binden kannst, ist das großartig. Musik an sich sollte schon ein Bild in deinem Kopf malen, aber wenn du wirkliche Visuals dazu hast, dann ist es eine komplett andere Welt. Bei Black Dynamite habe ich bis Nachmittags geschnitten und abends den Soundtrack gemacht. So konnte ich den Film genau nach meiner Musik schneiden. Das war perfekt.

Kann man deine Alben als musikalische Filme verstehen, weil hinter jedem ein Konzept mit einer Geschichte steckt?
Ich will nicht nur Beats machen um die Leute zum Köpfe-Wackeln zu kriegen. Ich will, dass Leute, wenn sie etwas machen, alles stehen und liegen lassen, wenn sie meine Songs hören, weil sie in einen Film gezogen werden.

Ist es nicht schwieriger in dieser heutigen Zeit die Leute dazu zu kriegen, dass sie sich auf konzeptionelle Alben einlassen?
Aber ich könnte auch argumentieren, dass es für mich einfacher ist, weil es nicht viele Künstler gibt, die das heutzutage noch machen. Ich fülle somit eine entstandene Lücke.

Wie war dein erster Kontakt zu Souls of Mischief?
Als sie 1993 rauskamen, dachte ich: Heilige Scheiße, das sind meine Dudes, wir haben den gleichen Lifestyle.

Was für ein Lifestyle?
Damals kamen Wu Tang, Dre und Snoop Dogg raus. Ich war kein Krimineller und habe nicht Drogen verkauft, also war ich keiner von diesen Jungs. Trotzdem habe ich die Musik geliebt. Als Souls of Mischief rauskamen mit ihren flyen Schuhen und ihren flyen Ketten aus der Vorstadt: So wollte ich auch sein. Als sie zu mir kamen um mit mir ein Album zu machen, war das schon verrückt, denn sie hatten die gleiche Wertschätzung für mich.

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Du musst sehr stolz sein, dass du ihr nächstes Album präsentierst.
Ehrlich gesagt ist es nicht so eine große Sache. Das ist nämlich nicht genug für mich. Ich will eine Fanbase erschaffen, die die ganze Welt mit analogem Sound überzieht. Wenn ich das schaffe, bin ich stolz.

Adrian Younge presents Souls Of Mischief: There Is Only Now erscheint über Younges Label Linear Labs. Ihr könnt die Platte bei HHV bestellen.

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