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Reviews

Musikreviews der Woche mit Tensnake, Radio Schizo und mehr

Kompromisslos durchgeschwungene Springer-stiefeltritte und ein Ohr für obskure Hits aus der Jukebox. Betroffenheitsindiepop auf der letzten Neo-Disco-Welle in unseren Reviews.

TENSNAKE
Glow
Virgin/Universal

Zu Tensnakes bisherigen Verdiensten zählte es, mit ein paar ausgesprochen köstlichen Releases die letzte Neo-Disco-Welle mit aufzuschäumen, ein wirklich cooler Typ in einer Gilde der Arschlöcher zu sein (DJ-Producer) und die letzte Neo-Disco-Welle nicht nur überlebt zu haben, sondern darauf an neue Ufer gesurft zu sein wie ein Superstar. Zu den Verdiensten seines ersten Artist-Albums zählt es, Musik für das Radio zu produzieren, für die man das Radio sogar einschalten würde. Vielleicht sogar mehrfach.
PUFT DANK

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CLICKCLICKDECKER
Ich glaub Dir gar nichts und irgendwie doch alles
Audiolith/Broken Silence

Vielleicht würde einem Clickclickdeckers Betroffenheitsindiepop, der sich inhaltlich ziemlich genau in der Mitte zwischen „eigentlich …“ und „… aber irgendwie eigentlich auch nicht“ festschwurbelt, tatsächlich nahegehen, wenn man sich mit viel Geduld auf ihn einließe. Aber es ist ein bisschen wie mit diesem etwas blassen Typen von der letzten WG-Party, mit dem du ein paar gezwungene Worte gewechselt hast, bevor dich jemand anders an der Hand nahm und auf die Tanzfläche zerrte. Er ist bestimmt sehr schlau und so und ihr könntet euch vermutlich ganz gut über die Uni unterhalten, wenn ihr mal gemeinsam im Fahrstuhl feststecken würdet. Aber in letzter Zeit nimmst du dann doch meistens vorsichtshalber die Treppe.
KIM KRAWÄTTCHEN

RADIO SCHIZO
Die Menge macht das Gift
self released

Kompromisslos durchgeschwungene Springer-stiefeltritte, denen bei jedem Gebisskontakt neben klumpigem Dreck auch Northcore-Referenzen von Systral bis Loxiran, Hanse-Punk-Geröchel, Postcore-Breitseiten und manchmal sogar Kajal-Krümel aus dem Rillenprofil bröckeln. Erwachsen genug, um sich von niemandem belächeln lassen zu müssen—von den Zahnlosen gleich gar nicht. Liebevoll aufgemachte, handnummerierte DIY-Veröffentlichung—natürlich. Ihr Wahrheitsgehalt sprengt sämtliche Promillegrenzen. Das ist dann einfach doch zu viel Gift für Krämerseelen. http://radioschizo.bandcamp.com
POISON HIFI

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UNIVERSAL DAUGHTERS
Why Hast Thou Forsaken Me?
Santeria/Rough Trade

Auch du möchtest mal ein richtig guter Mensch sein, einer, der mehr macht als Lichterketten bei Campact oder Avaaz anzuzünden? Zugleich hast du ein Herz für darbende italienische Musiker und ein Ohr für obskure Hits aus der Jukebox von diesem Typen, der auch den Schnaps gemacht hat? Dann nimm das, „a charity album that actually didn‘t suck“. Eine extrem gut eingespielte Band unter Leitung von Marco Fasolo spielt sehr geschmeidige, inspirierte Songs von Legenden wie Screaming Jay Hawkins, Big Star oder Suicide. Das Salz in der Suppe ist die erlesene Schar von Gastsängern, unter ihnen Alan Vega, Gavin Friday, Lisa Germano, Jarvis Cocker, Carla Bozulich, Mark Arm (Mudhoney), Mick Collins (The Dirtbombs) und Stan Ridgway (Wall of Voodoo). Der Erlös kommt schwerkranken Kinder zugute. Nur Wale retten ist schöner.
CPT. AHABER

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