14 Aussagen von Andreas Gabalier, die zeigen, wer er wirklich ist

Rechte Aussagen von Andreas Gabalier und seine politische Einstellung

Die Mitglieder der Münchner Faschingsgesellschaft Narrhalla haben Andreas Gabalier vor Kurzem den Karl-Valentin-Orden umgehängt. Dafür hagelt es empörte Kritik, schließlich spiele Gabalier mit “faschistischen Symbolen, Frauenfeindlichkeit und Homophobie”, so der Nachlassverwalter der Familie Valentin. Im Zuge des Shitstorms taucht ein Gabaliersdelikt von 2011 vermehrt in den Medien auf: Für sein Album Volksrock’n’Roller verrenkte der Trachten-Sänger sich in eine Pose, die Kritiker stark an ein Hakenkreuz erinnert. Ein Missverständnis, beteuerte Gabalier damals. Solidarische Fans imitieren die verdächtige Pose nun auf Facebook, unter dem Hashtag “Gabalier-Kreuz-Challenge”. Aber ein mutmaßliches Nazisymbol ist nur die Spitze des Bullshit-Bergs, den Gabalier seit seinem ersten Album 2009 aufgetürmt hat.

Was treibt einen Mann an, der, wie 2014, einen Formel-1-Grand-Prix mit einer Eigeninterpretation der Bundeshymne eröffnet? Wer ist dieser Mensch, der sich selbst als “Lausbua in der Lederhosen” beschreibt, Stadien mit Songs wie “Hulapalu” füllt und kritische Medien öffentlich diskreditiert? Ist Andreas Gabalier ein rechtskonservativer, homo- und frauenfeindlicher Schmalzlocken-Gockel? Oder einfach nur der Volksrock’n’Roller von der schiefen Alm nebenan? Entscheide selbst, mit dieser Liste seiner kontroversesten Aussagen und Aktionen von 2010 bis 2019.

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23. Juli 2010: Andreas Gabaliers zweites Album Herzwerk erscheint. Darauf zu hören ist das Lied “Mein Bergkamerad”, in dem es heißt:

“Kameraden halten zusammen ein Leben lang
Eine Freundschaft, die ein Männerleben prägt
Wie ein eisernes Kreuz, das am höchsten Gipfel steht
Und selbst dem allerstärksten Sturmwind widersteht”

Warum das Gipfelkreuz “unbedingt aus Eisen” sein müsse, fragte sich Musikjournalist Jens Balzer in einem Artikel in der Zeit am 2. Februar 2019 – und beantwortet seine Frage anhand von Gabaliers Text selbst: “wegen des Windes”.

14. Oktober 2011: Gabalier veröffentlicht sein drittes Album Volksrock’n’Roller. Auf dem Cover: Der Lederhosenjüngling höchstpersönlich, wie er sich auf eigenwillige Art verrenkt, was Ljubiša Tošić im Standard als “dynamische Körperpose” interpretiert, “die sehr an ein Hakenkreuz erinnerte”. In einem Interview von 2015 sieht sich Gabalier missverstanden: “Ich finde diese Assoziationen echt unfassbar, und ich bediene sie auch nicht bewusst. Wenn jemand etwas negativ sehen will, wird er immer etwas finden oder notfalls sogar erfinden, was gar nicht da ist!”

Gabalier
Cover “Volksrock’n’roller”

22. Juni 2014: Beim Formel-1-Grand-Prix von Österreich schmettert Andreas Gabalier die Bundeshymne – in der alten Fassung mit den “großen Söhnen”, und ohne der seit 2012 gültigen Änderung “Heimat großer Töchter und Söhne”. Warum er das tut? Weil er den Text der Hymne im Alter von acht Jahren in der Schule gelernt habe und deshalb “keine Veranlassung” sehe, sie anders zu singen. Rückendeckung bekommt Gabalier prompt von einigen Frauen der FPÖ. Die damalige Landesobfrau der Freiheitlichen Frauen Tirol gibt an, Gabalier habe mit seiner Hymnen-Interpretation “auch einem Großteil der Frauen aus dem Herzen gesprochen”, die können nämlich “mit den Minderheitenideen der linken Emanzen wenig anfangen”.

29. März 2015: Beim Amadeus Austrian Music Award bekommt Andreas Gabalier den Preis “Live-Act des Jahres”. Seine Dankesrede fällt kontrovers aus: “Man hat es nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl noch auf Weiberl steht”, rülpst Gabalier in Richtung Publikum, das ihn daraufhin auspfeift.

07. Juni 2015: Andreas Gabalier liebt in seinen Liedern gerne “Dirndln“, trilliert von “Rehlein mit himmelblauen Augen” und findet, dass “Zuckerpuppen kess mit ihrem Schulterblattl zucken“. Ob das sein “modernes Frauenbild” sei, fragt ihn Kerstin Rottermann für die Welt. “Gott ja, das sind halt ein paar alte Ausdrucksweisen in den Texten. In Österreich wird derzeit so viel Traditionelles abgewertet oder sogar verboten. Beispielsweise eine Bierwerbung, die eine Frau mit großem Dekolleté zeigt.”

22. April 2015: Kinder hat Andreas Gabalier noch keine – aber wollen würde er sie. “Wenn ich erst mal loslege mit dem Kinderzeugen, kann es gut sein, dass ich so schnell nicht mehr damit aufhöre”, verrät er der Zeitschrift Tina. Seine Vaterrolle legt er traditionell aus, glaubt Gabalier doch, dass es Kindern guttue, “wenn ihre Mutter länger zu Hause bleibt und sich um sie kümmert”.

30. Juni 2015: Ob Andreas Gabalier etwas gegen Homosexuelle habe, fragt ihn Marco Mach von der Zeitung Münchner Merkur. “Überhaupt gar nicht”, antwortet Gabalier. Er kenne sogar drei schwule Pärchen, finde aber, dass “man diese Sexualität nicht ganz so breit in der Öffentlichkeit austreten muss. Aus Respekt unseren kleinen Kindern gegenüber.” Schließlich sollen sich die Kleinen ein eigenes Bild von Sexualität machen und “nicht unbedingt auf dem Weg in den Kindergarten die Pudelnackerten auf den großen Plakatwänden sehen”.

6. Oktober 2015: Kurz vor der Wien-Wahl diskutieren die Spitzenkandidatinnen- und kandidaten im österreichischen Fernsehen. Im Anschluss an die Übertragung springt Gabalier für den FPÖ-Kandidaten Heinz-Christian Strache auf Facebook in die Bresche, ortet eine “abgesprochene Hetzerei” und Verschwörungen in der politischen Ausrichtung des Publikums. Das wurde sogar seiner Plattenfirma zu heiß. Tags darauf ist das Posting verschwunden.

11. Oktober 2015: Auf die Frage, ob “Madl” gerne “Madl” sein dürfen, antwortet Gabalier: “Das dürfen sie bei mir auch noch – in Zeiten des Gender-Wahns. Damit habe ich überhaupt kein Problem. Mein Mädchen ist auch eine sehr reife, studierte, fleißige Frau, hat drei Jobs und schreibt gerade noch ihre Doktorarbeit in Jura. Gleichzeitig steht sie genauso gern am Herd und macht mir Fleischpflanzerl, wenn ich nach Hause komme, und kümmert sich um den Haushalt. Und das finde ich auch schön.”


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22. März 2016: Und noch einmal das Kinderthema, denn die Rollen in Gabaliers zukünftigen Familie sind bereits verteilt: “Heute traut sich die Frau schon fast nicht mehr, sich zu freuen, wenn sie sich zu Hause um die Kinder kümmert, weil es so hingestellt wird, als wäre das der größte Fauxpas überhaupt”, sagte er der Zeitschrift Gala und verrät, dass seine Verlobte “natürlich zu Hause” bleibe.

1. Juni 2017: Andreas Gabalier verklagt den Wiener-Konzerthaus-Chef Matthias Naske auf 500.000 Euro. Der Grund: Naske sagte in einem Interview mit der Zeitung Die Presse, dass das Konzerthaus keiner Ideologie diene und er Gabalier dort nicht auftreten lasse. Der Sänger sieht sich von Naske ins “rechte Eck gedrängt” – und klagt. Ohne Erfolg. Das Wiener Handelsgericht weist Gabaliers Klage drei Monate später zurück. Schließlich habe Naske Tatsachenbehauptungen geäußert und keine Werturteile. Gabalier ficht das Urteil an. Am 2. November 2017 erklärt auch das Oberlandesgericht Wien die Aussagen des Konzerthaus-Chefs für zulässig.

15. Dezember 2018: Andreas Gabalier alpinrockt in glatt gebügelter Lederhose vor 14.000 Menschen in der Wiener Stadthalle. Während des Konzerts bezeichnet er die Zeitungen Der Standard und Falter als “Standort” und “Flater” und behauptet, deren Chefredakteure hätten am 24. Dezember “nichts zu tun”, weil sie sich “nicht um Traditionen scheren” würden. Außerdem meint Gabalier, Journalisten dieser Medien seien “undercover” auf seinem Konzert, um “verheerende Geschichten” über ihn zu schreiben. Der Standard und Falter teilen Noisey mit, von ihnen sei niemand bei dem Konzert gewesen.

29. Jänner 2019: An Personen aus Kunst, Politik, Wissenschaft, Sport oder Literatur vergibt die Münchner Faschingsgesellschaft Narrhalla jedes Jahr den Karl-Valentin-Orden. In jüngerer Vergangenheit ereilte Philipp Lahm, Heino und Til Schweiger diese Ehre. Und heuer endlich Andreas Gabalier. Auf die Entscheidung der Faschingsnarren folgte umgehend Kritik. Schließlich habe “Hulapalu” nichts mit Karl Valentin (1882–1948), dem deutschen Komödianten, zu tun, sagte etwa die Direktorin des Valentin-Karlstadt-Musäums in München.

Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) kann die Aufregung hingegen nicht verstehen und diagnostiziert “pathologischen Hass gegenüber andersdenkenden Kunstschaffenden”. Gabalier nimmt den Orden am 3. Februar an. Bei der Verleihung sagt er: “Wenn so ein Lausbua in der Lederhosen die Stadien füllt – dann darf es sein, dass das dem einen oder anderen nicht schmeckt, wenn man die Massen bewegt.”

5. Februar 2019: Nach der Kritik an Gabalier um die Verleihung des Valentin-Ordens solidarisieren sich einige seiner 828.000 Facebook-Fans. Menschen, darunter offenbar einige Rechte, posten Bilder, die sie in verrenkter Haltung zeigen – ein Wink in Richtung des Volksrock’n’Roller-Albums von 2011. Einer der Foto-Poster: der mehrfach verurteilte Initiator der Pegida-Bewegung in Deutschland, Lutz Bachmann. Unter sein Foto setzt er den Hashtag “Gabalier-Kreuz-Challenge”. Einige Nutzerinnen und Nutzer teilten das Foto mit Kommentaren wie “Was man nicht sagen oder malen kann, das macht dann so … cool!”

Na, habt ihr euch schon entschieden, was ihr vom Andi halten wollt? Wir jedenfalls sagen: Das alles macht Andreas Gabalier aus – ein Wolf im Schafspelz, der “Tradition” sagt, wenn er “Macht” für sich und seinesgleichen meint. Seit über zehn Jahren zimmert er an seinem “Lausbua”-Image, zieht imaginäre Wände aus heimattümelnden Texten hoch, um sich hinter einer unschuldigen Fassade zu verstecken. Wer das cool findet, hat entweder keine Ahnung – oder schaut bewusst weg.

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