Reptile Youth wissen, was man auf Tour nicht machen sollte

Reptile Youth haben 2012 ein riesiges Debüt hingelegt. Sie haben Festivalbühnen gefüllt, noch bevor ein Album in Sicht war, und waren aus der Musikpresse nicht mehr wegzudenken. Im September erschien mit „Reptile Youth“ der Langspieler mit all den Hits, die unseren Sommer ein bisschen schöner gemacht haben: „Speeddance“, „Black Swan Born White“ und „Shooting Up Sunshine“. Nach einer ausgedehnten Tour—die der Fotograf Peter Kaaden für uns dokumentiert hat—kommt das dänische Duo diesen Sommer zurück auf die deutschen Festivalbühnen, unter anderem auf die YNTHT-Bühne beim Open Source Festival am Samstag in Düsseldorf.

Gerade arbeiten Mads und Esben mit ihrer Band im Kopenhagener Studio an Album Nummer Zwei, das Anfang 2014 erscheinen soll. Für unser Interview haben sie doppelt Gas gegeben, um noch rechtzeitig vom Studio zum Laptop in Esbens Appartment zu kommen.

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YNTHT: Ihr kommt gerade aus dem Studio, woran arbeitet ihr da gerade?
Esben:
Wir arbeiten an unserem zweiten Album. Unser Debütalbum ist letzten September erschienen und das zweite Album ist jetzt schon fast fertig.

Wow, ihr seid ja produktiv. Was hat sich denn in so kurzer Zeit musikalisch verändert?
Wir haben das Album dieses Mal als Band aufgenommen, beim letzten Mal waren nur Mads und ich im Studio und der Rest der Band kam dann nur live dazu. Dieses Mal arbeiten wir aber mit den drei anderen zusammen.
Mads: Ich finde, es klingt ganz anders als die erste Platte: Es wird sehr viel rougher, ein bisschen punkig stellenweise. Das erste Album war ein bisschen cleaner, hier sind wir ziemlich außer Kontrolle geraten.

Habt ihr schon ein Releasedatum?
Esben:
Wir hoffen, dass es Ende Februar erscheint. Ich glaube, dass wir das noch gar nicht sagen dürfen.

Alles klar, das bleibt natürlich ein Geheimnis. Ihr habt ja letztes Jahr schon eine ganze Menge Festivals gespielt, ohne dass euch irgendjemand kannte. Wie erklärt ihr euch, dass vor euren Bühnen trotzdem so viel los war?
Das war interessant, die Leute kannten ja die Songs nicht, konnten sich aber trotzdem gut darauf einlassen. Und ein paar Songs waren ja im Internet schon raus, als wir die ersten größeren Festivalgigs gespielt haben.
Mads: Ich fand die Energie total super. Die Leute mussten sich damals ganz spontan auf die Songs einlassen und direkt entscheiden, wie sie sie finden, anstatt schon vorher ein Bild zu haben. Was besonders cool war, war der Übergang. Zu sehen, wie Leute nach und nach anfingen, die Songs zu kennen und mitzusingen. Inzwischen erkennt man in den Gesichtern der Leute eine Reaktion, sobald sie den Song erkennen. Dass sie sich darauf gefreut haben zum Beispiel, das gibt uns total viel zurück.

Ich habe euch letztes Jahr beim Roskilde-Festival und beim Melt!-Festival gesehen und der Unterschied war so riesig, obwohl nur zwei Wochen dazwischen lagen. In Dänemark kannten die Leute alle Songs und in Deutschland hat es niemanden so recht interessiert, was ihr macht.
Esben:
Beim Roskilde konnten wir von der Bühne aus ungefähr 300 bekannte Gesichter sehen. Das ist ein bisschen wie Heimkommen für uns. Dieses Jahr spielen wir da leider nicht, weil wir andere Termine haben, aber wir werden immer wieder dorthin zurück kommen.
Mads: Ja, wie Esben schon sagt, das Roskilde ist immer eine Homecoming-Party. All unsere Freunde sind da und die kennen die Songs natürlich schon ein bisschen besser und das ist was Besonderes. Aber ich finde eigentlich, dass unser Auftritt beim Melt! besser war. Ich hatte da mehr Spaß, die Umstände, unter denen wir beim Roskilde auf die Bühne gegangen sind, waren ein bisschen konfus.

Stimmt, ihr wart ja ursprünglich nicht im Line-Up. Was war da los?
Ich war als Besucher beim Roskilde und habe freitags eine andere dänische Band angeschaut, die heißt I Got You On Tape, auf einer Bühne namens Arena. Ich war wirklich betrunken und hatte schon tagelang durchgefeiert—das Roskilde beginnt ja immer schon eine Woche vor dem eigentlichen Festivalwochenende—und dann bekam ich eine SMS von unserem Manager, dass ich ihn anrufen soll, weil wir am nächsten Abend spielen sollen. Ich habe das erst für einen Scherz gehalten, aber dann habe ich‘s ihm doch geglaubt. Einerseits war ich auch wirklich total aufgeregt und glücklich, weil es eben unser Heimatfestival ist, andererseits dachte ich mir nur: „Fuck, wie soll ich es schaffen, mich morgen auf diese Bühne zu stellen?“ Ich hatte dann einen riesigen Krach mit unserem Manager…
Esben: Haha, ja, der wollte dass du zurück nach Kopenhagen fährst und dich ausruhst.
Mads: Ja, ich sollte durchschlafen bis Samstagabend. Aber ich habe ihm gesagt: „Nee, ich kann jetzt nicht hier weg, dann verliere ich den Vibe und es kostet mich so viel Energie, wieder reinzukommen. Am Ende hat er mich aber wirklich nach Hause gebracht und ich habe den Kampf verloren.

Aber du hast es ja dann doch noch geschafft, in den Vibe zu kommen. Ihr seid ja letztes Jahr viel getourt.
Ich glaube dieses Jahr sind es noch mehr Termine.

Was war denn das dümmste, was euch bisher passiert ist? Irgendein DON‘T für alle Bands, die auf Tour sind?
Esben:
Da gibt‘s ne Menge.
Mads: Wir waren mal in Ungarn und haben eine Show in einem Indieclub in Budapest gespielt. Anschließend haben wir dann den Besitzer von einem anderen Club kennen gelernt und waren die ganze Nacht mit ihm unterwegs und haben unfassbar hart gefeiert. Am nächsten Tag mussten wir wirklich früh aufstehen und weiter nach Rumänien, der nächsten Station der Tour.
Esben: Leider haben wir‘s aber nur bis zur Grenze geschafft. Wir haben alle geschlafen und sind erst wach geworden, als wir zur Passkontrolle gewunken wurden. Und ich habe gemerkt, dass mein Pass weg ist. Meine Jacke, in der der Pass war, war nicht mehr da. Und dann fiel mir ein, dass ich die Jacke mit dem Pass in der Nacht vorher im Club vergessen habe. Die Grenze ist ungefähr 600 Kilometer von Budapest entfernt und die Kontrolleure wollten mich absolut nicht durch lassen.
Mads: Nee, auf keinen Fall, wir haben echt lange diskutiert. Es war auch noch Ostern und die Botschaft hatte zu. Am Ende musste Esben dann mit dem Zug zurück nach Budapest fahren und seinen Pass holen und unser Synthietyp, der zum Glück auch ganz gut Bass spielt, hat ihn abends ersetzt. Er saß dann die ganze Zeit im Bus und hat die Songs geübt. Die Show in Rumänien war auch echt gut, da war die Routine plötzlich weg und alle viel aufmerksamer, was um sie herum passiert.
Esben: Und ich war noch mal mit unserem neuen Freund, dem Clubbesitzer, unterwegs.

Hoffentlich passiert euch das nicht, bevor ihr am Samstag beim Open Source auftretet. Spielt ihr denn dann auch schon die neuen Songs?
Mads:
Wir werden diesen Sommer bestimmt schon neue Sachen spielen, aber mal abwarten, wir machen das immer ziemlich spontan. Wir spielen aber auf einer großen Bühne in Spanien ein 70-Minuten-Set, so viel Material haben wir bisher aber noch nicht und da MÜSSEN wir sogar neue Sachen spielen, vielleicht auch beim Open Source.

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